Lebensmittelallergie: Symptome, Ursachen und Therapie

    FAQ

    Wenn es juckt und kribbelt:Vorsicht bei einer Lebensmittelallergie

    von Christina-Maria Pfersdorf
    |

    Viele Lebensmittel können allergische Symptome auslösen. Was man über Lebensmittelallergien wissen sollte. Und warum sie nichts mit Laktose und Gluten zu tun haben.

    Eine Frau kratzt sich am Arm, während auf dem Tisch vor ihr eine Schüssel mit Nüssen steht.
    Nahrungsmittel wie Fisch, Erdnüsse oder Hühnerei können bei manchen Personen eine allergische Reaktion hervorrufen.
    Quelle: PantherMedia / Andriy Popov

    In Deutschland leiden etwa vier bis sechs Prozent der Kinder und drei Prozent der Erwachsenen an einer Lebensmittelallergie. Davon abzugrenzen sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, bei denen das Immunsystem keine Rolle spielt, etwa eine Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit.

    1. Was ist eine Lebensmittelallergie?

    Eine Lebensmittelallergie ist eine Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Bestandteile in Nahrungsmitteln. Diese Allergie auslösenden Bestandteile bezeichnet man als Allergene.
    Haben Menschen zum ersten Mal Kontakt mit einem solchen Allergen, kann ihr Immunsystem Antikörper vom Typ IgE bilden. Kommt es bei erneutem Kontakt zu typischen Symptomen, spricht man von einer Allergie.

    2. Was sind die Ursachen einer Lebensmittelallergie?

    Zum einen können Gene eine gewisse Rolle spielen. Zum anderen stehen Umweltfaktoren in Verdacht.

    Es gibt hier verschiedene Theorien, unter anderem die, dass das Immunsystem Langeweile hat.

    Sonja Lämmel, Ökotrophologin und Expertin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund

    Gründliche oder übertriebene Hygiene führt nach dieser Theorie dazu, dass das Immunsystem nur eingeschränkt aktiviert wird. Es ist quasi unterbeschäftigt.
    Hyposensibilisierung: Kompliziertes Wort. Das ist eine ärztliche Behandlung, mit der euer Körper langsam an die Pollen gewöhnt wird. So soll die Allergie schwächer werden oder ganz verschwinden.
    Handelt es sich um eine Lebensmittelallergie oder doch nur um eine Unverträglichkeit? Die Ernährungsexpertin Dr. Brigitte Bäuerlein erklärt die Abgrenzung.21.06.2022 | 6:16 min

    3. Welche Symptome treten auf?

    Die Symptome einer Lebensmittelallergie können unmittelbar nach dem Verzehr oder bis zu 72 Stunden später auftreten und den ganzen Körper betreffen.
    Am gefährlichsten ist die Anaphylaxie, ein allergischer Schock, der lebensbedrohlich sein kann. Ansonsten können die Reaktionen von Juckreiz und Hautauschlägen, über Atemprobleme und Erbrechen unterschiedlich ausgeprägt sein.

    • Reaktionen an der Haut und den Schleimhäuten: Rötung, Juckreiz, Kribbeln, Schwellungen (Angioödeme), Quaddeln (Nesselsucht), Ekzeme
    • Reaktionen an den oberen und unteren Atemwegen: Niesattacken, Fließschnupfen, Husten, Atemnot, pfeifende Atmung, Heiserkeit
    • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt: Erbrechen, Übelkeit, Blähungen, Durchfall
    • Beschwerden am Herz-Kreislauf-System: Herzrasen, erhöhter Puls, Schwindel, Benommenheit, Bewusstseinseintrübung, Bewusstlosigkeit, Kreislaufbeschwerden, Ohnmacht

    Quelle: Deutscher Allergie- und Asthmabund

    4. Was sind die bekanntesten Allergene?

    Jedes Lebensmittel kann theoretisch eine Allergie auslösen.

    Sonja Lämmel, Ökotrophologin und Expertin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund

    Die 14 häufigsten Auslöser einer Lebensmittelallergie sind
    • Kuhmilch,
    • Hühnerei,
    • Weizen und anderes glutenhaltiges Getreide,
    • Schalenfrüchte,
    • Erdnüsse,
    • Soja,
    • Fisch und Krebstiere,
    • Lupinen,
    • Sellerie,
    • Senf,
    • Sulfit,
    • Sesam,
    • Weichtiere.

    Sie müssen auf Produkten gekennzeichnet sein.

    Achtung bei Erdnussallergie

    Während die meisten Nahrungsmittel erst ab einer bestimmten Menge allergische Beschwerden auslösen, können bei der Erdnuss schon kleinste Mengen ausreichen, um schwerste allergische Reaktionen hervorzurufen.
    Mädchen streichelt Golden Retriever
    Ein Allergie-Hund hilft Jule, Erdnuss-Spuren zu erkennen.20.06.2023 | 5:27 min

    5. Was bedeutet das für Betroffene im Alltag?

    Allergiker mit Anaphylaxie-Risiko sollten immer ein Notfallset mit Adrenalin-Pen, Kortison und Antihistaminikum mit sich führen. In jedem Fall gilt: Betroffene müssen Auslöser strikt meiden.
    Beim Einkaufen unbedingt auf die Zutatenliste achten und unterwegs nach der Allergenkennzeichnung fragen. Allergieauslösende Lebensmittel müssen ersetzt werden. Das bedarf einer sorgfältigen Planung und den Rat einer Ernährungsfachkraft.

    • Lebensmittel kennzeichnen: Eine einfache Maßnahme ist, verträgliche und unverträgliche Lebensmittel mit selbstklebenden roten (=verboten) und grünen (=erlaubt) Aufklebern zu versehen.
    • Keine Misch-Vorratshaltung: Verträgliche und nicht-verträgliche Produkte (zum Beispiel nusshaltiges und nussfreies Müsli, verschiedene Mehlsorten) getrennt voneinander aufbewahren. Ideal ist ein spezieller Schrank für allergenfreie Lebensmittel.
    • Kontamination vermeiden: Darauf achten, dass es bei "sicheren" und "nicht-sicheren" Lebensmitteln im Haushalt nicht zu Verunreinigungen kommt. Quellen hierfür sind Überreste von allergenhaltigen Produkten an Händen oder Besteck. Hände waschen ist Pflicht, bevor ein allergenfreies Essen angefasst wird.
    • Vorsichtsmaßnahmen beim Kochen: Zuerst die allergenfreie Mahlzeit zubereiten (z.B. Sandwich mit oder ohne Käse, Waffeln mit oder ohne Ei). Verwenden Sie nicht dasselbe Kochgeschirr und -utensilien (Teller, Schneidebretter, Pfannenwender etc.). Geben Sie Benutztes direkt nach dem Gebrauch in die Spülmaschine.
    • Geschirr und Arbeitsflächen reinigen: Küchenutensilien und Arbeitsflächen, die beim Kochen verwendet wurden und mit allergenhaltigen Lebensmitteln in Kontakt waren, müssen sorgfältig mit heißem Wasser und Seifenlauge gespült werden, bevor sie für die Zubereitung von allergenfreien Speisen benutzt werden. Bei Grillrosten oder Backblechen empfiehlt es sich, Alufolie oder Backpapier zu verwenden.

    Quelle: Deutscher Allergie- und Asthmabund

    6. Wie kommt es zur Diagnose einer Lebensmittelallergie?

    Es ist wichtig, sich an Allergie-Spezialisten zu wenden, die gemäß der Leitlinien eine Lebensmittelallergie diagnostizieren. Dazu gehört eine individuelle Anamnese und das Abfragen von Symptomen. Das Führen eines Ernährungstagebuchs ist dabei sinnvoll.
    Bei Verdacht erfolgen Untersuchungen wie Hauttest und die Messung der für die allergische Reaktion mitverantwortlichen Antikörper (IgE) im Blut. Ein Provokationstest kann die Diagnose sichern. Dabei werden Betroffenen kleine Mengen des verdächtigen Allergens zugeführt.
    Eine gesicherte Diagnose ist wichtig, um zu vermeiden, dass auf bestimmte Lebensmittel unnötigerweise verzichtet wird.

    Mittlerweile wissen wir, dass gerade dann die Wahrscheinlichkeit für eine Nahrungsmittelallergie steigt, wenn Menschen nur auf Grund eines IgE-Nachweises auf bestimmte Lebensmittel verzichten.

    Sonja Lämmel, Ökotrophologin und Expertin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund

    "Das Meiden eines Auslösers nur aufgrund eines positiven Allergietests, ist nach heutigem Wissen also unverantwortlich", so Lämmel.

    Diagnose mit Blut oder Haar
    :Was taugen Online-Allergietests?

    Mit Hilfe einer Blut- oder Haarprobe erfahren, welche Lebensmittel man gut oder schlecht verträgt: Das versprechen Tests aus dem Internet. Was davon zu halten ist.
    von Julia Häusler
    Blutender Finger für Allergietest
    mit Video

    7. Was kann man gegen eine Lebensmittelallergie machen?

    Im Kindesalter erworbene Allergien verschwinden im Laufe des Lebens oft wieder. Heilen lässt sich eine Lebensmittelallergie aber nicht. Eine individuelle Ernährungstherapie ist hilfreich. Medikamente werden in der Regel nur bei stärkeren Beschwerden kurzfristig eingesetzt.

    Mehr zum Thema Ernährung