Von Platz- bis Brandwunde: Fünf Tipps für die Wundversorgung

    Von Platz- bis Brandwunde:Wie Sie Wunden richtig versorgen

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    Tiefer Schnitt oder leichte Abschürfung? Es gibt fünf typische Wunden - wie versorgt man sie am besten? Die Tipps im Überblick.

    Ein Vater legt seiner Tochter einen Verband am Daumen an
    Blutung stillen, Wunde reinigen oder erst einmal kühlen? Wie versorgt man unterschiedliche Wunden am besten?
    Quelle: imago

    Wenn Wunden nicht schnell genug versorgt werden, können Bakterien eindringen und Infektionen auslösen. Deshalb sollte man Wunden gleich ordnungsgemäß versorgen. Es gibt fünf typische Wunden und jede davon bedarf einer speziellen Erstversorgung. Der Überblick:

    1. Schürfwunden

    Schürfwunden sind häufig sehr schmerzhaft, bluten aber nur wenig. Zunächst sollte man sie etwas ausbluten lassen, um Keime und Schmutzpartikel auszuschwemmen. Verschmutzte Wunden möglichst nicht mit den bloßen Fingern berühren oder versuchen, sie sauber zu wischen. Vorsichtig ohne zu reiben unter fließendem Leitungswasser auswaschen; unterwegs reicht zur Not auch Mineralwasser.
    Schmutzpartikel wie Steinchen oder Splitter mit einer desinfizierten oder sterilen Pinzette (z.B. durch Ausglühen in einer Flamme) herausholen. Tief sitzende Fremdkörper nur durch einen Arzt entfernen lassen, da es beim Herausziehen stärker bluten könnte. Die Wunde in dem Fall behutsam mit einem sterilen Verband abdecken und zum Arzt gehen.
    Kind mit Schürfwunde am Knie
    Schürfwunden bluten meist nur wenig.
    Quelle: imago images

    Kleine, nicht nässende Schürfwunden nach stärkerer Verschmutzung mit einem milden Desinfektionsmittel desinfizieren und an der Luft trocknen und heilen lassen. Größere nässende Schürfwunden mit einem Wundschnellverband oder einer sterilen Kompresse abdecken.

    Auf Warnzeichen einer Infektion achten. Kommt es zu einer Schwellung, Schmerzen oder Austritt von Wundsekret, Eiter oder Fieber, unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dazu ist auch zu raten bei stark nässenden oder hartnäckig blutenden Wunden, sehr großflächigen Wunden oder bei bekannten Gerinnungs- oder Durchblutungsstörungen (z.B. bei Diabetes). Gleiches gilt bei der Einnahme von gerinnungshemmenden oder das Immunsystem unterdrückenden Mitteln (Immunsuppressiva wie Kortison). Ein Arzt sollte auch schnell hinzugezogen werden, wenn es im Zuge der Verletzung zu Erbrechen, Übelkeit oder Bewusstlosigkeit kommt.

    Bei allen offenen Verletzungen wird außerdem eine Impfung gegen Tetanus dringend empfohlen bzw. eine Auffrischung, falls die letzte Impfung mehr als zehn Jahre zurückliegt.

    Möglichst keine trockenen Wundauflagen benutzen, da sie leicht mit der Wunde verkleben und beim Verbandswechsel die neu gebildete Haut aufreißen können. Eine gute Alternative sind Feuchtpflaster und -kompressen mit einer gelhaltigen Auflage, die die feuchte Wundheilung unterstützen. Nach circa zwei Wochen sollte die Wunde in der Regel narbenlos verheilt sein.

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    2. Platzwunden

    Platzwunden bluten in der Regel stark, weshalb zuerst versucht werden muss, die Blutung zu stoppen. Dazu ein sauberes Tuch oder eine sterile Kompresse auf die Verletzung pressen. Kleinere Wunden, die weniger als fünf Millimeter auseinanderklaffen, heilen meist problemlos von selbst.
    Die Wunde nach dem Stillen der Blutung desinfizieren, Wundränder zusammendrücken und mit Klammerpflastern fixieren. Stark verunreinigte Wunden oder Wunden im Gesicht, sollten besser vom Arzt genäht oder geklebt werden, um Wundheilungsstörungen und unschöne Narben zu verhindern.
    Stoppt die Blutung nicht innerhalb kurzer Zeit, einen Druckverband anlegen und den Rettungsdienst verständigen. Größere oder stark blutende Wunden müssen innerhalb von sechs Stunden von einem Arzt begutachtet werden, von dem sie dann gegebenenfalls noch genäht oder geklammert werden können.
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    3. Schnittwunden

    Bei Schnittwunden sind die Wundränder glatt, die Wunde klafft häufig auseinander und blutet stark. Um den Blutverlust bei größeren Schnitten so gering wie möglich zu halten, die Wunde nach kurzem Ausbluten unter fließendem Leitungswasser reinigen, ein sauberes Tuch aufpressen und die betroffene Körperstelle sofort hochlagern.
    Anschließend desinfizieren und kleinere Wunden mit einem Pflaster verarzten. Größere Wunden mit einer sterilen Kompresse abdecken und einen Druckverband anlegen.
    Bei tiefen Wunden mit klaffenden Wundrändern, bei stark verunreinigten Wunden oder wann man die Blutung kaum stillen kann, sollte man einen Arzt aufsuchen. Er prüft, ob tiefe Gewebestrukturen wie Sehnen beschädigt worden sind und kann die Wunde in der Regel nähen, klammern oder mit einem speziellen Wundkleber versorgen.

    4. Brandwunden

    Brandwunden sofort mit kaltem Leitungswasser so lange kühlen, bis die Schmerzen gelindert sind, jedoch nicht länger als 15 bis 20 Minuten. Nie direkt in Eiswasser tauchen und Kühlpacks nur umwickelt auf die Haut legen. Anschließend eine offene Brandwunde mit sterilem Verbandsmaterial locker bedecken und ein Ankleben des Verbandes auf der Wunde verhindern. Ideal sind zum Beispiel fetthaltige Wundgazen. Fusselnde Materialien wie Papiertaschentücher eignen sich nicht. Bei leichten, oberflächlichen Verbrennungen ist meist kein Verband notwendig.
    Geschlossene Brandblasen auf keinen Fall aufstechen, weil sonst Keime in die Wunde gelangen können. Stattdessen spezielle Blasenpflaster nutzen, um den Druckschmerz zu lindern. Wenn zwei oder mehr Prozent der Körperoberfläche von der Verbrennung bzw. Verbrühung betroffen sind, besonders sensible Bereiche betroffen sind oder nicht klar ist, wie schwerwiegende eine Verbrennung oder Verbrühung ist, sollte auf jeden Fall sofort ein Arzt hinzugezogen werden.

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    5. Bisswunden

    Bei Bisswunden ist die Infektionsgefahr allgemein sehr hoch, weil neben Tetanus - also Wundstarrkrampf - und zahlreichen anderen Erregern über den Speichel von Tieren auch Tollwut übertragen werden kann. Bei tiefen Bisswunden können außerdem auch Muskeln, Nerven oder Knochen beschädigt werden.
    Die Bisswunde zuerst unter fließendem Leitungswasser ausspülen, gegebenenfalls säubern, desinfizieren und steril abdecken - idealerweise mit einer feuchten Wundauflage. Anschließend Wunde und Gaze mit einer Kompresse steril abdecken, mit Mull verbinden. Bei starken Blutungen einen Druckverband anlegen. Mit einer Bisswunde sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen, um mögliche Gewebeschäden zu überprüfen und Wundinfektionen oder eine Infektion mit Tetanus oder Tollwut auszuschließen.
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