Verbrennung und Verbrühung bei Kindern behandeln: Was tun?

    Von Erste Hilfe bis Sicherheit:Wie bei Verbrennungen von Kindern handeln

    von Anja Baumann
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    Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, aber auch rund um Silvester steigt das Risiko für Verbrennungen oder Verbrühungen. Vor allem bei Kindern. Was dann zu tun ist.

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    Der damals elfjährige Janis erlitt durch einen Hochspannungs-Stromschlag schwerste Brandverletzungen.07.12.2023 | 5:06 min
    Ein Kaminfeuer, ein offenes Kerzenlicht, eine Tasse heißer Tee: In diesen Wochen ist es zu Hause wieder schön gemütlich. Doch was Gemütlichkeit bringt, birgt auch Gefahren. Oft kommt es zu Unfällen mit Kindern, weil sie heiße Gegenstände berühren oder sich mit heißen Flüssigkeiten übergießen. Auch an Silvester steigt die Unfallgefahr, insbesondere durch Feuerwerkskörper.

    Verbrennungen häufigster Unfall bei Kindern

    Verbrennungen und Verbrühungen gehören zu den häufigsten Unfällen im Kindesalter. Mehr als 30.000 Kinder in Deutschland verletzen sich jedes Jahr dadurch so schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Mehr als 7.000 von ihnen müssen stationär versorgt werden.
    Im Vergleich zu Erwachsenen sind Kinder unter fünf Jahren gleich aus mehreren Gründen besonders gefährdet. Sie wollen alles entdecken und können Gefahren kaum einschätzen. Zudem ist ihre Haut viel dünner und empfindlicher.

    Schwere der Verbrennung einschätzen

    Wie schwer die Haut verletzt wird, hängt ab von der Art des Stoffes, seiner Temperatur und der Dauer des Kontakts mit der Haut. So hat zum Beispiel siedendes Wasser eine Temperatur von 100 Grad Celsius, Öl in einer Fritteuse etwa 200 Grad Celsius und eine offene Flamme circa 1.200 Grad Celsius. Schon ein kurzer Kontakt mit 60 Grad heißen Gegenständen oder Flüssigkeiten kann schwere Verletzungen hervorrufen.
    Je nachdem welche Hautschichten von einer Verbrennung oder Verbrühung betroffen sind, unterscheiden Mediziner drei Verbrennungsgrade. Die Symptome können sich langsam entwickeln. Das tatsächliche Ausmaß ist daher nicht immer gleich zu erkennen.

    Bei einer Verbrennung 1. Grades ist die Haut gerötet, heiß und geschwollen. Der Betroffene verspürt einen brennenden, ziehenden Schmerz.

    Beim 2. Grad kommt es zur Hautrötung mit starker Schwellung, Blasenbildung und oberflächlicher Zerstörung der Haut mit starken Schmerzen. Bei Verbrennungen durch heiße Gegenstände oder zum Beispiel Fett bilden sich fast immer Blasen, die Wunde fängt an zu nässen.

    Eine Verbrennung 3. Grades ist gekennzeichnet durch die vollkommene Zerstörung der Oberhaut und tieferer Gewebsschichten bis hin zur Verkohlung. Die Schmerzempfindlichkeit ist durch die Schädigung der Nervenenden stark vermindert. Die Haut wird weiß, es kann sich ein tiefer Schorf bilden.

    Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

    Sind 15 Prozent der Körperoberfläche verbrannt, besteht bei Erwachsenen Lebensgefahr. Bei Kleinkindern ist das bereits ab acht Prozent der Fall. Eine Faustregel für die Beurteilung der verbrannten Körperoberfläche ist die Handflächenregel: Dabei entspricht die Handfläche des Betroffenen einem Prozent seiner Körperoberfläche.

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    FAQ

    Wann muss man mit einer Verbrennung zum Arzt?

    Auch wenn der Schreck groß ist, gilt es, Ruhe zu bewahren und das Ausmaß der Verletzung einzuschätzen. Ist das Kind schwer verbrannt oder verbrüht, sollte sofort der Rettungsdienst (112) alarmiert werden. Bei kleineren Verletzungen reicht womöglich der Gang zum Arzt.
    • Bei Verbrennungen gilt: Die eingebrannte Kleidung nicht entfernen.
    • Bei Verbrühungen gilt: Die nasse Kleidung sofort ausziehen. Auch die Windel.
    • Bei einer Stromverletzung gilt: Den Stromkreis sofort unterbrechen.
    Ist die Verbrennung klein, kann die betroffene Stelle für wenige Minuten mit handwarmem Leitungswasser (etwa 20 Grad) gekühlt werden. Bei schwerverletzten Säuglingen oder Kleinkindern sowie Verletzungen am Rumpf sollte darauf verzichtet werden. Säuglinge und Kleinkinder können schnell unterkühlen. Das Kind niemals ganz kalt abduschen. Auf die Brandwunden keine Hausmittel wie Mehl oder Zahnpasta auftragen.

    Verbrennungen und Verbrühungen vermeiden

    Die meisten Unfälle mit thermischen Verletzungen passieren im Haushalt. Doch Eltern können Maßnahmen ergreifen, um Verbrennungs- und Verbrühungsgefahren zu minimieren. Die beste Prävention ist, typische Gefahrenquellen kindersicher zu machen oder Kinder davon fernzuhalten. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:

    • Tassen oder Kannen mit heißen Getränken weit entfernt vom Tischrand abstellen. Keine herunterhängenden Tischdecken verwenden.
    • Bei Tauchsiedern oder Wasserkochern auf herabhängende Kabel achten.
    • Nichts Heißes essen oder trinken, während das Kind auf dem Schoß sitzt.
    • Möglichst auf den hinteren Herdplatten kochen. Topf- und Pfannengriffe nach hinten drehen. Den Herd mit einem Gitter sichern.
    • Brennendes Fett in der Pfanne mit einem Deckel ersticken, niemals mit Wasser löschen.
    • Fläschchen und Brei aus der Mikrowelle fühlen sich oft nur lauwarm an, obwohl der Inhalt kochend heiß ist. Daher gut umrühren und vor dem Füttern selbst probieren!
    • Kinder nie allein mit offenem Feuer lassen. Streichhölzer und Feuerzeuge für Kinder nicht erreichbar aufbewahren. Die Reichweite des Kindes nicht unterschätzen. Sie erhöht sich mit fortschreitendem Alter.
    • Nie zuerst heißes Wasser in die Badewanne laufen lassen. Mischbatterien verwenden.
    • Erste-Hilfe-Kurs besuchen. Kenntnisse regelmäßig auffrischen.

    Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte

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    Verbrennungen in speziellen Zentren behandeln

    Nach der notärztlichen Erstversorgung kann es sinnvoll sein, das Kind möglichst schnell in ein Zentrum für Schwerbrandverletzte oder in eine dafür spezialisierte Klinik zu bringen. In Deutschland gibt es mehr als 20 solcher Einrichtungen.
    Ziel der Behandlung ist es, die Narbenbildung günstig zu beeinflussen. Narben sollten dabei möglichst klein und weich gehalten werden, um spätere funktionelle Einschränkungen, insbesondere der Motorik, zu vermeiden.

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    Mögliche Formen der Therapie

    Spezialisten haben zur Behandlung schwer verbrannter Hautareale besondere Therapiemöglichkeiten, etwa die Durchführung einer Spalthauttransplantation oder das Einsetzten von künstlicher Haut. Dadurch soll das optische und kosmetische Ergebnis verbessert werden. Die Stellen müssen oft jahrelang eingecremt und gepflegt werden. In einigen Fällen sind weitere Behandlungen, Operationen und lebenslange Kontrollen notwendig.
    Kinderpsychologische Hilfe kann wichtig sein, um das Trauma der Brandverletzung und die Folgen zu verarbeiten. Auch der Austausch mit anderen betroffenen Familien in einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein.
    Anja Baumann ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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