Kehlkopfentzündung: Richtiges Verhalten bei Pseudokrupp

    Pseudokrupp-Anfall bei Kindern:Wann eine Kehlkopfentzündung gefährlich wird

    von Olaf Schwabe
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    Bellender Husten und Atemnot in der Nacht: Eine Entzündung des Kehlkopfs kann bei Kindern zu einem Pseudokrupp-Anfall führen. Eltern sollten wissen, was dann zu tun ist.

    Ein Fieberthermometer, Nasenspray und eine Tasse Tee stehen vor einem Bett, in dem ein Kind mit Kuscheltier sitzt und auf ein Tablet schaut. Kleine Kinder sind oft krank.
    Jährlich bekommen etwa drei von 100 Kindern zwischen sechs Monaten und drei Jahren einen Pseudokrupp-Anfall (Symbolbild).
    Quelle: dpa

    Bei einer Kehlkopfentzündung kommt es zu einer Entzündung der Schleimhäute von Kehlkopf und Stimmbändern. Mediziner unterscheiden dabei zwischen der akuten und der chronischen Form.
    Meist verläuft eine akute Kehlkopfentzündung harmlos und klingt bei Schonung innerhalb weniger Tage von alleine wieder ab. Bei Kindern kann sie allerdings zu einer gefährlichen Komplikation führen, dem so genannten Pseudokrupp.

    Wenn die Schleimhäute anschwellen im Rahmen einer Erkältungserkrankung, meist ausgelöst durch Viren, kann es passieren, dass dieses Areal zuschwillt und in der Erkrankung zu richtig schweren Atemnotzuständen führt.

    Annette Eiden, Kinderärztin

    Ein Mädchen macht den Mund auf und wird untersucht.
    Ein bellender, trockener Husten Mitten in der Nacht. Wenn das Kind dann noch um Luft ringt, ist ruhiges Handeln wichtig. Sehen Sie hier, was bei einem Pseudokrupp-Anfall zu tun ist.13.04.2023 | 4:41 min

    Was führt zu einer Kehlkopfentzündung?

    Die akute Kehlkopfentzündung (Laryngitis) tritt meist in Folge einer Erkältung oder eines grippalen Infekts auf. Hauptverantwortlich dafür sind in der Regel Viren, etwa Adeno-, Influenza- oder Rhinoviren. Seltener sind Bakterien der Auslöser. Daneben kann eine starke Überbelastung der Stimme, z.B. durch Schreien oder viel und lautes Sprechen, zu einer akuten Kehlkopfentzündung führen.
    Auch sehr trockene Heizungsluft und chemische Reize können zu einer Kehlkopfentzündung führen. Bei Erwachsenen ist hier vor allem Zigarettenrauch zu nennen und der Reflux, ein dauerhafter Rückfluss von Magensäure über die Speiseröhre bis in den Rachen.

    Ab wann spricht man von einer chronischen Kehlkopfentzündung?

    Halten Symptome mehr als drei Wochen an, spricht man von einer chronischen Kehlkopfentzündung. Auch eine unzureichende Schonung der Stimme kann dazu führen, dass eine akute Entzündung in die chronische Form übergeht.

    So erkennen Sie eine Kehlkopfentzündung



    Was ist ein Pseudokrupp?

    Jährlich bekommen etwa drei von 100 Kindern zwischen sechs Monaten und drei Jahren einen Pseudokrupp-Anfall. Mit dem Wachstum wird der Kehlkopf weiter, deshalb sind ältere Kinder kaum noch betroffen. Oft beginnt ein Pseudokrupp mit einer Erkältung mit Schnupfen und leichtem Fieber.
    Der Anfall tritt dann meist einige Tage später mitten in der Nacht auf. Typisches Symptom ist ein trockener, "bellender" Husten und Heiserkeit. Beim Einatmen entsteht durch die verengten Atemwege ein pfeifendes Geräusch.
    Zwar haben die meisten Kinder nur leichte Atemnot, sie sind dadurch jedoch verängstigt, was die Atemnot verstärken kann. Ansteckend ist ein Pseudokrupp nicht.

    Eine weitere Komplikation, die im Rahmen einer Infektion der oberen Atemwege auftreten kann, ist eine Entzündung des Kehlkopfdeckels - die Epiglottitis. Ursache ist meist eine bakterielle Infektion mit dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B (Hib).

    Durch die Entzündung schwellen die Schleimhäute im Bereich des Kehldeckels an, was zu Halsschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Atemnot und akuter Erstickungsgefahr führen kann. Vor allem bei Kindern sollte bei Verdacht immer ein Notarzt gerufen werden, da ein kompletter Verschluss der Atemwege droht.

    "Gegen die Epiglottis schützen wir Kinder mit der Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B", sagt Kinderärztin Annette Eiden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt diese Hib-Impfung für Kinder bis vier Jahre. Durch die Einführung der Impfung kommt die akute Kehldeckelentzündung heute nur noch selten vor.

    Wie wird eine aktue Kehlkopfentzündung behandelt?

    Bei einer akuten Kehlkopfentzündung mit Heiserkeit sollte die Stimme geschont werden. Hustendämpfende Mittel, viel trinken und inhalieren mit Zusätzen wie Salbei oder Kamille unterstützen die Heilung. Ist z.B. ein Reflux die Ursache, sollte die Behandlung der Krankheit im Vordergrund stehen.
    Bei einer Kehldeckelentzündung muss abhängig von den Beschwerden unter Umständen intensivmedizinisch behandelt werden. Um Komplikationen zu verhindern, ist es wichtig, dass der Kehldeckel abschwillt und sich die Atmung stabilisiert. Hierfür kommen meist entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz.

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    Wie sollte man bei einem Pseudokrupp-Anfall reagieren?

    Bei einem Pseudokrupp können Eltern bestimmte Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen, um die Beschwerden bei ihrem Kind zu lindern.

    Ich rate den Eltern zunächst Ruhe zu bewahren, sich nicht aufzuregen, die Kinder zu beruhigen.

    Annette Eiden, Kinderärztin

    Denn Angst führe dazu, dass die Kinder noch mehr Atemnot und Panik bekämen, so die Kinderärztin weiter.

    • Selbst Ruhe bewahren. Das Kind auf den Arm nehmen und beruhigen.
    • Das Kind in eine warme Decke wickeln und nach draußen an die frische und kühle/kalte Luft gehen. Kalte Luft fördert das Abschwellen der Schleimhäute.
    • Eine weitere Möglichkeit: Mit dem Kind vor den geöffneten Kühlschrank setzen und die kalte Luft einatmen lassen.
    • Achtung: Die Empfehlung, im Badezimmer durch geöffnete Wasserhähne eine erhöhte Luftfeuchtigkeit zu erzeugen, gilt als veraltet. Manche Kinder bekommen dadurch noch schlechter Luft.
    • Dem Kind vorsichtig etwas Kaltes zu Trinken geben, was die entzündeten und geschwollenen Schleimhäute beruhigt.
    • Wenn vorhanden, Kortison-Zäpfchen oder -saft verabreichen. Diese wirken entzündungshemmend und abschwellend.
    • Helfen Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht, den Rettungsdienst bzw. Notarzt rufen.

    Die meisten Kinder haben nur leichte Beschwerden, die innerhalb von zwei Tagen wieder abklingen. Medikamente sind häufig nicht erforderlich. Ist das Kind durch die Beschwerden erheblich beeinträchtigt, bessern sich die Symptome nicht oder hat es ausgeprägte Atemnot, ist ärztliche Hilfe nötig.

    Kortison kann helfen, wenn die Symptome sich nicht bessern

    Der Arzt verabreicht dann Kortison, meist als Zäpfchen, das entzündungshemmend und abschwellend wirkt. In der Regel wird er ein entsprechend dosiertes Kortison-Präparat für den Notfall verschreiben, damit Eltern bei einem weitern Anfall schnell handeln und es verabreichen können.

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