UNESCO-Welterbetag: Kriege und Klimawandel bedrohen Welterbe
UNESCO-Welterbetag:Wer beschützt das Erbe der Menschheit?
von Beatrice Steineke
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Die Welterbestätten in Deutschland feiern den UNESCO-Welterbetag. Zugleich ist anderswo das Erbe der Menschheit durch Krieg und Klimawandel bedroht.
Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im Saarland feiert ein Jubiläum: 30 Jahre Weltkulturerbe.
Quelle: dpa
Zehntausende arbeiteten in der Hütte. Aus lothringischem und schwedischem Erz und saarländischer Kohle wurde hier Eisen. Die Völklinger Hütte im Saarland ist das letzte vollständig erhaltene Denkmal der Roheisenproduktion in Westeuropa im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sie ist Weltkulturerbe seit 30 Jahren. Zum Jubiläum wird hier der UNESCO-Welterbetag 2024 eröffnet.
Zur Eröffnung der siebten Urban Art Biennale in Völklingen kamen Kunstschaffende aus aller Welt. Die Kunst bringt die Völklinger Hütte zum Strahlen und soll zum Umdenken anregen.28.04.2024 | 2:26 min
52 Welterbestätten in Deutschland
Vom Aachener Dom bis zuletzt das jüdisch-mittelalterliche Erbe in Erfurt: Für den Schutz und den Erhalt sind die Träger zuständig. Mit dem Titel seien zunächst keine unmittelbaren finanziellen Förderungen verbunden, erklärt Fritz S. Ahrberg von UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.
1972 verabschiedet die Generalkonferenz der UNESCO die "Internationale Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt". 195 Staaten treten ihr bei. Bis heute wurden 1.199 Welterbestätten in 168 Ländern in die Liste aufgenommen. Es sind Orte mit einem außergewöhnlichen, universellen Wert, die als Erbe der Menschheit zu schützen und zu erhalten sind. Als Weltkulturerbe gelten Baudenkmäler, Stadtensembles, Kulturlandschaften und Industriedenkmäler. Das Weltnaturerbe umfasst etwa Naturlandschaften, Schutzreservate und geologische Formationen. Sie können auch grenzübergreifend und transnational sein. Die Welterbestätten sollen das Erbe der Menschheit auch an die nächsten Generationen vermitteln. Seit 2005 will der UNESCO-Welterbetag Aufmerksamkeit für die 52 deutschen und die weltweiten Welterbestätten schaffen. Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission, UNESCO World Heritage Sites Germany eV
Der Verein fördert einen nachhaltigen, denkmalverträglichen Tourismus. "Es ist nicht so, als wenn man in irgendein Museum geht, was unspannend ist", so Ahrberg.
Man kann sich tatsächlich mit Themen auseinandersetzen, die auch für die nächsten Generationen von höchster Relevanz sind.
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Fritz S. Ahrberg, Vorsitzender UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V.
Eine stärkere Außenwahrnehmung könne unbekannteren Orten bei der Instandhaltung helfen. Massentourismus sei in Deutschland noch nicht so weit fortgeschritten wie anderswo:
"Exemplarisch kann man da Machu Picchu nennen, wo es ja aktuell gerade sehr viele Diskussionen gibt, was den Overtourism angeht, wo eben tatsächlich die Masse an Touristinnen und Touristen auch schon die Welterbestätte schädigt. Das darf natürlich bei uns nicht passieren."
Im Jahr 1873 wurde die "Völklinger Hütte" als Eisenwerk in Betrieb genommen. Nach dem letzten Abstich 1986 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. An ihrem 150. Jubiläum vereint die "Völklinger Hütte" Industrie, Natur und Kultur.12.05.2023 | 2:03 min
Weltweit sind 56 Welterbestätten gefährdet
Während Deutschland den UNESCO-Welterbetag feiert, ist weltweit das Erbe der Menschheit bedroht - etwa von Krieg. Fünf Welterbestätten wurden 2023 neu als gefährdet eingestuft. Sie sind im Libanon, im Jemen und in der Ukraine. Leider habe man diese Erfahrung auch in Syrien machen müssen, als Palmyra zerstört worden sei.
Als Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission ist Prof. Dr. Maria Böhmer überzeugt: Je mehr Menschen den Wert der Stätte erkennen, desto mehr würden sich vor Ort mit ihr identifizieren und sich engagieren.
Wir wissen auch, dass Naturkatastrophen Welterbestätten bedrohen und wir müssen leider auch sagen, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen inzwischen für Welterbestätten ist.
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Prof. Dr. Maria Böhmer, Präsidentin Deutsche UNESCO-Kommission
"Die Welterbeliste ist nicht ausgewogen"
Neben dem Erhalt von Welterbestätten ist Böhmer auch die Vielfalt der Liste wichtig. Vor Deutschland haben Italien (59) und China (57) die meisten Welterbestätten von insgesamt 1.199. Die wenigsten gibt es in arabischen Staaten und in Afrika:
"Die UNESCO stellt sich jetzt auch zunehmend der Aufgabe, dass man bestimmte Regionen, die unterrepräsentiert sind, und ich nenne hier mal an erster Stelle Afrika. Stätten aus unterrepräsentierten Regionen sollen für die Zukunft stärker vertreten sein."
Eine Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern unterstütze etwa Bewerbungen aus Afrika mit finanziellen Mitteln. Allein in Deutschland ist das Verfahren mehrstufig: Die Kulturhoheit liegt bei den Ländern. Kulturgüter werden daher von Landesministerien geprüft und vorgeschlagen. Bei Naturerbe sind Bundesbehörden zuständig. Die Kultusministerkonferenz entscheidet über alle Vorschläge und erstellt die sogenannte Tentativliste.
Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte verwandelt sich der Schornstein in eine überdimensionale Zigarette - für Europas größter Schau für urbane Kunst, die Urban Art Biennale.27.04.2024 | 1:46 min
Deutschland darf jährlich eine Nominierung im UNESCO-Welterbezentrum einreichen. Zwei Organisationen prüfen weltweit alle Bewerbungen und geben eine Empfehlung ab. 2024 tagt das Welterbekomitee in Neu-Delhi. Ende Juli entscheidet es, ob die deutsche Nominierung, das Residenzensemble Schwerin, zum Erbe der Menschheit gehört.
Beatrice Steineke arbeitet im ZDF-Landesstudio Saarland.
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