Fake News im Internet: Mehrheit in Europa verunsichert

    Gezielte Desinformation:Fake News: Mehrheit der Europäer verunsichert

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    Gefälschte Bilder, Desinformation, Fake News: Die Mehrheit der Europäer fühlt sich dadurch im Internet verunsichert. Viele wünschen sich mehr Maßnahmen.

    Symbolbild: Hände tippen auf der Tastatur eines Laptops
    Weniger als die Hälfte der EU-Bürger überprüft Internet-Infos.
    Quelle: dpa

    Eine große Mehrheit der Menschen in Europa fordert mehr Anstrengungen gegen Fake News im Internet. 85 Prozent der EU-Bürger sprachen sich in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie für die Bertelsmann-Stiftung dafür aus, dass die Politik energischer gegen die Verbreitung gefälschter Informationen im Netz vorgeht.
    54 Prozent der Befragten sind demnach häufig oder sogar sehr häufig unsicher, ob Informationen aus dem Internet wahr sind. 39 Prozent gaben an, Desinformation selbst bereits bewusst wahrgenommen zu haben. Die Bertelsmann-Stiftung konstatiert den Menschen "Problembewusstsein" und forderte, sie damit nicht allein zu lassen.

    Studienleiter: Menschen in Europa verunsichert

    In den vergangenen Monaten hatte ein gefälschtes Foto des Papstes in einem dicken weißen Daunenmantel für Aufsehen gesorgt. Es steht als Beispiel dafür, wie mit Künstlicher Intelligenz (KI) Bilder manipuliert und erstellt werden können.
    Tal Hanan, alias Jorge
    Eine israelische Firma bietet gegen Geld Desinformationskampagnen an – weltweit. Gemeinsame Recherchen von ZDF, SPIEGEL und ZEIT mit Forbidden Stories enthüllen das Ausmaß.15.02.2023 | 29:10 min
    Wahlmanipulation auf Bestellung - eine investigative Recherche enthüllt die Dimension:
    Verlässliche Informationen seien die Grundlage der Meinungsbildung und damit des demokratischen Diskurses, erklärte Bertelsmann-Experte und Studienleiter Kai Unzicker in Gütersloh.

    Die Menschen in Europa verspüren eine große Unsicherheit darüber, welchen digitalen Inhalten sie noch vertrauen können und welche absichtlich manipuliert worden sind.

    Kai Unzicker, Studienleiter

    Bevölkerung stärker auf Risiken durch Desinformation vorbereiten

    Die Stiftung forderte als Gegenmaßnahmen unter anderem eine systematische Beobachtung des Internets durch unabhängige Expertinnen und Experten, um Desinformation besser zu erkennen und zu kennzeichnen. "Für den Einsatz gegen Desinformationen müssen viele Räder ineinandergreifen."
    Cathleen Berger, Expertin für Digitalpolitik bei der Bertelsmann Stiftung, betont: "Neben einer Regulierung von oben braucht es einen Kompetenzaufbau von unten". Es müsse gelingen, die Bevölkerung in der Breite stärker auf die Risiken von Desinformationen aufmerksam zu machen.
    Fakt oder Fake - Wahrheitssuche im Netz der Lügen:

    Große Unterschiede bei Ländern in Europa

    Von Land zu Land unterscheidet sich die Problemwahrnehmung der Studie zufolge indes deutlich. Der Anteil derer, die zuletzt häufig oder sogar sehr häufig am Wahrheitsgehalt von im Netz verbreiteten Informationen zweifelten, lag
    • in den Niederlanden bei 38 Prozent
    • in Deutschland bei 47 Prozent
    • in Frankreich bei 55 Prozent
    • in Spanien bei 57 Prozent
    • in Italien bei 64 Prozent
    Der Analyse zufolge ist in Italien und Spanien parallel die Quote derjenigen besonders hoch, die häufig oder sehr häufig bewusst Fakenews im Netz oder in sozialen Medien wahrgenommen haben. In Spanien liegt sie bei 49 Prozent, in Italien bei 47 Prozent. In Deutschland sowie den Niederlanden ist sie mit 29 Prozent im Vergleich der betrachteten Länder am geringsten.
    Syrien-Krieg - Wie Desinformation zuerst siegte:
    Quelle: AFP, dpa

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