Nabu: Jagd auf Waschbären nicht zielführend

    Tiere seit 1934 in Deutschland:Nabu: Jagd auf Waschbären nicht zielführend

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    1934 wurden erstmals Waschbären in Deutschland ausgesetzt. Heute sind sie weit verbreitet und vielerorts ein Problem. Eine Jagd auf die Tiere ist laut Nabu aber nicht zielführend.

    Ein Waschbär guckt aus seinem Versteck.
    Auch in Berlin sind Waschbären inzwischen "wohnhaft". (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Vor 90 Jahren wurden die ersten Waschbären in Deutschland ausgesetzt - inzwischen sind sie weit verbreitet. Aufgrund ihrer wachsenden Zahl werden sie aber nicht nur in Siedlungen als Problem angesehen, sondern bisweilen auch als Gefahr für die heimische Tierwelt.
    Der Naturschutzbund (Nabu) Hessen weist darauf hin, dass der aus Nordamerika stammende Kleinbär örtlich für den brütenden Kiebitz, Amphibien oder den Rotmilan problematisch werden kann. Da Waschbären auch in der Lage sind, sich auf eine bestimmte Nahrungsquelle zu spezialisieren, können sie beispielsweise Schutzprojekte für Amphibien gefährden.

    Nabu: Jagd kann Bestände nicht regulieren

    In den meisten Bundesländern unterliegen Waschbären dem Jagdrecht. Jäger dürfen sie erlegen oder im Siedlungsbereich in Fallen einfangen und töten. Der Nabu unterstreicht jedoch, dass der Schutz der Lebensräume seltener Arten im Vordergrund stehen sollte und nicht die Bejagung von Waschbären. Berthold Langenhorst vom Nabu Hessen erklärt:

    Die Bestände nehmen trotzdem zu. Jagd kann sie nicht regulieren, da Verluste durch mehr Nachwuchs schnell wieder ausgeglichen werden.

    Berthold Langenhorst, Nabu Hessen

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    Als erstes Bundesland hatte Hessen die Tiere schon 1954 ins Jagdrecht aufgenommen. Die Zahl der erlegten Waschbären belief sich nach Angaben des Landesjagdverbands Hessen im Jagdjahr 2022/2023 auf 30.427.
    Im Vergleich dazu waren es nur rund 120 im Jagdjahr 1960/1961. Für ausgewachsene Waschbären gilt eine Schonzeit vom 29. Februar bis zum 31. Juli, noch nicht geschlechtsreife Jungwaschbären dürften hingegen ganzjährig bejagt werden.
    Gefangener Waschar in Box.
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    Kassel nennt sich "Waschbärenhauptstadt Europas"

    Vor allem in Kassel ist der Kleinbär heimisch. Der Landesjagdverband Hessen geht in besonders betroffenen Stadtteilen von mehr als 100 Tieren auf 100 Hektar aus. Normal sei eine geschätzte Dichte von sechs bis acht Tieren, etwa in einem natürlichen Lebensraum wie dem Müritz Nationalpark, sagt Verbandssprecher Markus Stifter. Genaue Zahlen oder seriöse Schätzungen zur Waschbären-Population liegen nach Angaben der Stadt Kassel aber nicht vor.
    Ihr Bestand ist so hoch, dass Kassel sich als "Waschbärenhauptstadt Europas" bezeichnet. Einige Hausbesitzer klagen über unerwünschte Untermieter, die enorme Schäden anrichten: Die findigen Tiere nisten sich gern in Dachböden ein und hinterlassen ihre stinkende Notdurft.
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    Erste Aussetzung in Deutschland womöglich 1934

    Die Einbürgerung der Kleinbären in Deutschland beginnt vermutlich am 12. April 1934 mit zwei am nordhessischen Edersee ausgesetzten Waschbären-Pärchen. Ein dort ansässiger Pelztierzüchter bot sie damals dem Forstamt Vöhl an, weil die Weltwirtschaftskrise die Pelztierzucht unrentabel gemacht hatte.
    Eine weitere Ausgangspopulation hat es in Deutschland einige Jahre später in Brandenburg gegeben, wie Berthold Langenhorst vom Nabu Hessen erklärt. Dort waren 1945 einige Exemplare aus einer Pelztierfarm geflohen. Das Bundesamt für Naturschutz schätzt die Anzahl auf mehrere Hunderttausend.
    Quelle: epd

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