Die Weltnaturkonferenz in Fakten und Zahlen

    Naturzerstörung und Artensterben:Die Weltnaturkonferenz in Fakten und Zahlen

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    Seit mehr als einer Woche ringen die Teilnehmer des Weltnaturgipfels in Kanada schon um ein Abkommen. Doch auf Basis welcher Daten und Fakten verhandeln sie? Ein Überblick.

    Antonio Guterres und Justin Trudeau am 07.12.2022 in Montreal
    Antonio Guterres und Justin Trudeau beim Weltnaturgipfel in Kanada.
    Quelle: Reuters

    Die Experten sind sich einig: Die Vielfalt der Arten ist überlebenswichtig für den Menschen. Die Weltnaturkonferenz im kanadischen Montreal versucht Wege zu finden, die Biodiversität zu bewahren. Ein Überblick über die wichtigsten Daten, auf deren Grundlage die Regierungen in Kanada verhandeln:

    Zerstörte Flächen

    Abgeholzte Fläche im Amazonas-Gebiet
    Weltweit wie hier im Amazonas-Gebiet werden Wälder abgeholzt.
    Quelle: dpa

    Nur noch ein Viertel der Landfläche ist in ihrem natürlichen Zustand. Zu diesem Schluss kommen die Experten des Weltbiodiversitätsrats IPBES. Drei Viertel der Fläche hat die Menschheit demnach deutlich verändert, zum Beispiel durch das Roden von Wäldern oder die Umwandlung in Äcker.
    Die Ozeane sind zu 66 Prozent zunehmend menschlichen Einflüssen ausgesetzt und 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits völlig verschwunden. Ein Drittel der Landfläche der Erde ist Berechnungen der Welternährungsorganisation FAO zufolge "mäßig oder stark geschädigt". Es sei jedoch möglich und sehr effizient, diese Flächen zu sanieren, so der IPBES.
    Weltnaturgipfel in Kanada
    Bis 2030 das Artensterben stoppen, 30 Prozent der Erdoberfläche zu Naturschutzzonen erklären – Ziele der UN-Biodiversitätskonferenz in Montreal. Ist das realistisch?16.12.2022 | 5:13 min
    Im März verpflichteten sich die Mitglieder des Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) in Abidjan, "die Wiederherstellung von einer Milliarde Hektar geschädigter Landfläche bis 2030 zu beschleunigen". Über dieses Ziel wird auch auf der Weltnaturkonferenz verhandelt.

    Bedrohte Arten

    Ein Komodowaran schwimmt nah am Strand im Komodo Nationalpark.
    Angesichts der Klimakrise und des Eingriffs der Menschen in die Natur wird die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten immer länger - stark gefährdet ist nun auch der berühmte Komodowaran.
    Quelle: picture alliance/imageBROKER

    Von den schätzungsweise acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde ist laut IPBES eine Million vom Aussterben bedroht. Das sind über zwanzig Mal mehr als die 42.000, welche die Weltnaturschutzunion auf ihre Rote Liste der gefährdeten Arten gesetzt hat. Die Liste bezieht jedoch nur jene etwa 150.000 Tiere und Pflanzen ein, für die solide wissenschaftliche Daten vorliegen.
    Der Weltbiodiversitätsrat verweist jedoch darauf, dass selbst bei einer vorsichtigen Schätzung allein zehn Prozent der Insektenarten bedroht sind, was etwa 600.000 Arten entspricht. Das Aussterben von Bestäubern hat besonders gravierende Auswirkungen, denn drei Viertel der Pflanzen, von denen sich die Menschen ernähren, sind zum Gedeihen auf sie angewiesen.
    Die Vielfalt in Flora und Fauna ist vor allem durch die Zerstörung von Lebensräumen bedroht sowie die Übernutzung von Flächen, den Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten.

    Wirtschaft und Natur

    Eine Biene sammelt Nektar
    Der wirtschaftliche Schaden des Insektensterbens ist Schätzungen zufolge immens.
    Quelle: dpa

    Mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsproduktes hängt von der Natur ab, wie das Weltwirtschaftsforum 2020 errechnete. Viele Wirtschaftsbereiche sind demnach beispielsweise auf eine funktionierende Bestäubung, gute Wasserqualität und die Kontrolle von Krankheiten durch die Natur angewiesen.
    Werden Ökosysteme zerstört, trifft das den Bausektor am stärksten, gefolgt von der Landwirtschaft und der Nahrungsmittel- und Getränkebranche.

    Schädliche Subventionen

    Die Organisation Business for Nature schätzt, dass weltweit pro Jahr rund 1,8 Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) für Subventionen ausgegeben werden, die die Natur zerstören - das entspricht zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes. 470 Milliarden Dollar an Subventionen für Landwirte führen den Vereinten Nationen zufolge zu "umwelt- und sozialschädlichen Preisverzerrungen". In Montreal wird darüber diskutiert, solche zerstörerischen Subventionen um mindestens 500 Milliarden Dollar jährlich zu reduzieren.

    UN-Chef vor Weltnaturgipfel
    :Guterres: Massenvernichtungswaffe Menschheit

    Anlässlich des beginnenden Weltnaturgipfels ruft UN-Generalsekretär Guterres die Menschheit zum Friedensschluss mit der Natur auf. Die "Orgie der Zerstörung" müsse enden.
    UN-Generalsekretär Antonio Guterres während der COP15 in Montreal.
    Quelle: AFP

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