WHO-Studie: Jeder Sechste zumindest zeitweise unfruchtbar

    WHO-Studie:Jeder Sechste zumindest zeitweise unfruchtbar

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    Weltweit ist laut WHO einer von sechs Menschen im gebärfähigen Alter zumindest zeitweise unfruchtbar. Herkunft und Ressourcen spielen dabei keine Rolle.

    Symbolbild Kinderwunsch
    Die WHO fordert wirksame und bezahlbare Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene.
    Quelle: Colourbox.de

    Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist jeder sechste Mensch im gebärfähigen Alter zumindest zeitweise unfruchtbar. Global seien 17,5 Prozent aller Männer und Frauen demnach "an einem Punkt in ihrem Leben von der Unfähigkeit betroffen, ein Kind zu zeugen", wie die WHO mitteilte. Dabei sei es "egal, wo sie leben und welche Ressourcen sie haben".
    Ärztinnen und Ärzte sprechen nach der WHO-Definition von Unfruchtbarkeit, wenn auch bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr über einen längeren Zeitraum - ein Jahr oder mehr - keine Schwangerschaft zustande kommt.

    WHO fordert "erschwingliche Wege zur Elternschaft für alle"

    Der Bericht ist der erste seiner Art seit einem Jahrzehnt. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, es zeige sich darin eine "wichtige Wahrheit":

    Unfruchtbarkeit diskriminiert nicht.

    Tedros Adhanom Ghebreyesus, WHO-Generalsekretär

    Die WHO fordert eine dringende Verbesserung des Zugangs zu Kinderwunschbehandlungen. "Die schiere Zahl der Betroffenen zeigt, dass der Zugang zu Fertilitätsbehandlungen ausgeweitet werden muss und dass dieses Thema in der Gesundheitsforschung und -politik nicht länger verdrängt werden darf, damit sichere, wirksame und erschwingliche Wege zur Elternschaft für alle, die dies wünschen, zur Verfügung stehen", bekräftigte der WHO-Chef.

    Die WHO hat für den Bericht 133 aus weltweit mehr als 12.000 Studien zwischen 1990 und 2021 ausgewählt und ausgewertet. Nicht untersucht wurden die Ursachen der Unfruchtbarkeit oder unterschiedliche Unfruchtbarkeitsraten zwischen den Geschlechtern. Der Bericht soll zunächst das globale und regionale Vorkommen der Unfruchtbarkeit abschätzen.

    Nach Angaben der WHO sind dringend bessere Daten für eine genauere Untersuchung erforderlich - in einigen Ländern werden beispielsweise nur Erwachsene bis zu einem bestimmten Alter erfasst.

    Unfruchtbarkeit noch immer häufig stigmatisiert

    Folgen von Unfruchtbarkeit könnten erhebliche Qualen und Stigmata sein, die die mentale Gesundheit der Menschen angreifen, so die WHO. "Fortpflanzung ist mit einem erheblichen gesellschaftlichen Druck verbunden", so Pascale Allotey, Leiterin der Abteilung für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Forschung der WHO. In vielen Ländern sei "Schwangerschaft nach wie vor entscheidend für das Ansehen einer Frau". Durch Unfruchtbarkeit bestehe für Frauen ein erhöhtes Risiko, Gewalt durch ihren Partner ausgesetzt zu werden.
    Auch sei es für viele Menschen schlicht unerschwinglich, sich einer künstlichen Befruchtung zu unterziehen. Oft würden solche Dienste in erreichbarer Nähe auch nicht angeboten. Die Behandlungen seien teuer und müssten in den meisten Ländern größtenteils aus eigener Tasche bezahlt werden. Die WHO will, dass mehr Hilfe für ungewollt unfruchtbare Menschen überall zu tragbaren Kosten zur Verfügung gestellt wird.

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    Hände eines Liebespaares
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