Studie: Vielen Baby-Boomern droht Wohnungsnot im Alter

    Studie zur Wohnungspolitik:Droht Baby-Boomern Wohnungsnot im Alter?

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    In Deutschland mangelt es an altersgerechten Wohnungen. Hinzu kommt: Für viele künftige Rentner könnten die steigenden Mieten und Wohnkosten zu einem Problem werden.

    Altersgerechter Wohnungsbau
    In Deutschland sind mehr altersgerechte Wohnungen nötig, vor allem im sozialen Wohnungsbau.
    Quelle: imago/Jan Hübner

    Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter - doch das führt zu einem Problem: Bundesweit fehlen nach einer Studie des Pestel-Instituts bereits heute 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen. Mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge der "Babyboomer" in die Rente werde die Lücke in den nächsten Jahren enorm steigen, sagte Institutsleiter Matthias Günther am Montag auf der Bau-Messe in München.
    Zugleich dürften künftig viele Rentner die steigenden Mieten und Wohnkosten kaum mehr bezahlen können. Deutschland sei auf bestem Weg in die "graue Wohnungsnot". Der Wohnungsmarkt sei auf die kommende Rentnergeneration nicht vorbereitet.

    Deutschland hat eine unvertretbar große Baulücke bei den altersgerechten Wohnungen.

    Matthias Günther, Studienleiter

    Wie groß ist die Not?

    Eigentlich benötigten bereits derzeit rund 2,8 Millionen Seniorenhaushalte eine altersgerechte Wohnung. Es gebe jedoch nur rund 600.000 barrierearme Wohnungen, in denen Senioren lebten.  Damit alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können, würden 2040 aber 3,3 Millionen solcher Wohnungen gebraucht.
    Laut der Untersuchung ist derzeit gerade einmal jede vierte von Senioren über 65 Jahren bewohnte Wohnung gänzlich frei von Schwellen oder Bodenunebenheiten. In nur knapp 17 Prozent der Gebäude könnten die von Senioren bewohnten Wohnungen stufen- oder schwellenlos erreicht werden. 22,4 Prozent aller Haushalte mit Senioren verfügen demnach über einen ebenerdigen Duscheinstieg, lediglich die Hälfte der Seniorenhaushalte empfinde den Bewegungsraum im Bad als ausreichend.
    Die Rentnerin Theres Nieder sitzt an ihrem Esstisch und füllt ein Formular aus.
    Jede dritte Frau, die zurzeit in Vollzeit arbeitet, erwartet eine zu geringe Rente. Auch Theres Nieder, 82 Jahre alt, lebt in Altersarmut. 11.02.2023 | 1:41 min

    Kritik an Wohnungspolitik des Bundes

    Trotzdem bremse der Bund den altersgerechten Umbau von Wohnungen aus, sagte der Institutsleiter. Die staatliche KfW-Bank biete heute keine Zuschüsse mehr dafür an. Notwendig wäre ein Förderprogramm für altersgerechten Neu- und Umbau von mindestens einer halben Milliarde Euro pro Jahr.
    Der Deutsche Baustoff-Fachhandel sprach sich für eine Zuschussförderung aus. "Würde man den altersgerechten Umbau nach Einkommen und Maßnahmen gestaffelt mit Zuschusspaketen von bis zu 7.500 Euro pro Wohneinheit fördern, könnte man Problemen vorbeugen, die auf die Menschen im Alter zukommen. Das Mobilsein mit dem Rollator oder Rollstuhl in den eigenen vier Wänden ist dabei ein wichtiger Punkt", sagte BFB-Präsidentin Katharina Metzger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das bisherige Modell zinsvergünstigter KfW-Kredite kritisierte sie hingegen:

    Welcher 70-Jährige bindet sich denn noch einen Kredit ans Bein, der über 30 Jahre läuft?

    Katharina Metzger, BFB-Präsidentin

    Auch die Industriegewerkschaften Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) dringt auf ein politisches Umsteuern. Deutschland stehe vor einer "dramatischen grauen Wohnungsnot", sagte IG-BAU-Chef Robert Feiger den Zeitungen. Das Land sei nicht auf die demografische Entwicklung vorbereitet.
    Quelle: dpa, KNA

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