Kritik an Lemke: Abschuss von Wölfen kaum hilfreich

    Forderungen von Ministerin Lemke:Leichtere Wolf-Abschüsse: Kritik an Plänen

    |

    Bundesumweltministerin Lemke will den Abschuss von Wölfen erleichtern. Umweltverbände sehen die Ankündigung kritisch.

     Eine ausgewachsener weiblicher Wolf steht in seinem Gehege im Tierpark Eekholt.
    Um den Schutz von Weidetieren zu gewährleisten, will die Bundesumweltministerin Lemke den Abschuss von Wölfen erleichtern. Zum Ende Monats sollen konkrete Vorschläge vorliegen. 04.09.2023 | 0:25 min
    Nachdem Bundesumweltministerin Steffi Lemke laut einem Zeitungsbericht angekündigt hat, den Abschuss von Wölfen erleichtern zu wollen, hagelt es Kritik. "Die Erfahrungen aus anderen EU-Ländern zeigen klar, dass sich Risse mit dem Gewehr nicht nachhaltig reduzieren lassen", sagte Wolfsexperte Uwe Friedel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
    Demnach sei in Frankreich trotz einer Abschussquote von 19 Prozent - in 2022 über 160 Wölfe - die Gesamtzahl der Risse kaum zurückgegangen.

    Für die Anzahl der gerissenen Weidetiere ist nicht die Anzahl von Wölfen ausschlaggebend, sondern die Anzahl ungeschützter Weidetierherden.

    Uwe Friedel, BUND

    Die meisten Risse an Weidetieren geschehen in Deutschland an Tieren ohne Herdenschutz, so der Experte. Der BUND bedauere, dass "der Herdenschutz als einzige Möglichkeit, Weidetiere präventiv und nachhaltig vor Wolfsangriffen zu schützen, vernachlässigt wird".

    Nabu: Herdenschutz ist essenziell

    Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) vertritt die Meinung, dass eine Bejagung der Wölfe nicht den Herdenschutz ersetzen könne.
    "Denn egal ob fünf oder acht Wölfe in einer Region leben: Sie stellen ein Risiko für ungeschützte Weidetiere da. Bejagung führt nicht dazu, dass Wölfe mehr Abstand zu Weidetieren halten", sagte die Referentin für Wölfe und Beweidung, Marie Neuwald. Dieser Herdenschutz bedeute für Weidetierhalter einen erhöhten Arbeitsaufwand. Der Nabu befürworte daher eine finanzielle Förderung dieses Aufwandes.
    Neuwald warnte jedoch davor, Lemkes Vorstoß fehlzuinterpretieren. "Es geht hier ganz klar um die wenigen Fälle, in denen Wölfe guten Herdenschutz überwinden und Weidetiere reißen." Dazu habe der Nabu keine Einwände. Neuwald betont aber: "Essenziell ist, dass der Abschuss eines streng geschützten Tieres das letzte Mittel ist, falls keine zumutbaren Alternativen bestehen. Herdenschutz bleibt das A und O, vor Abschuss."

    Lemke: Abschuss von Wölfen schützt Weidetiere

    Umweltministerim Lemke hatte zuvor in der "Welt" angekündigt, den Abschuss von Wölfen erleichtern und so Weidetiere wie Schafe besser schützen zu wollen.

    Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein.

    Steffi Lemke, Bundesumweltministerin

    "Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen", sagte die Grünen-Politikerin der "Welt".
    Reizthema: Wolf -  weiterhin ein Politikum
    Es gibt hierzulande mittlerweile über 1.500 Wölfe. Die Population wächst stetig weiter. Geplant ist seine vollständige Ansiedlung in Deutschland. Doch das gefällt nicht jedem.24.08.2023 | 3:06 min

    Ampel: Wölfe schützen, Konflikte vermeiden

    Ende September wolle sie konkrete Vorschläge vorlegen. Zuvor hatte sich die FDP in der Ampel-Koalition für weitgehende Regelungen zum Schutz von Weidetieren vor Wölfen ausgesprochen. Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP vereinbart, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, "dass trotz noch steigender Wolfspopulation möglichst wenige Konflikte auftreten".
    Es sei wichtig, nun ins Tun zu kommen, hatte FDP-Fraktionsvize Carina Konrad am vergangenen Dienstag gesagt. In Deutschland sind die Bundesländer für das Wolfsmanagement verantwortlich, doch der Wolf ist durch internationale und nationale Gesetze streng geschützt und hat den höchstmöglichen Schutzstatus.
    Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) will sich nach eigenen Angaben nun auf EU-Ebene für Erleichterungen bei der Jagd auf übergriffige Wölfe einsetzen. "Unser Ziel ist es, in Brüssel darauf hinzuweisen, dass die europäischen Regeln nicht so starr sein dürfen, dass sie die dringend notwendigen regionalen Lösungen blockieren", sagte er der "Welt".
    Quelle: dpa

    Mehr zum Wolf