Nach ZDF-Recherche: BASF zieht sich aus Xinjiang zurück

    Nach ZDF-Recherche:BASF zieht sich aus Xinjiang zurück

    von Thomas Reichart, Katja Belousova
    |

    BASF reagiert auf Recherchen von ZDF frontal und "Spiegel": Der Konzern zieht sich aus Xinjiang zurück. Anteile an ihren beiden Joint Ventures in Korla, China, werden verkauft.

    BASF-Speicherbehälter
    Der Chemiekonzern BASF trennt sich von Beteiligungen in China. Zuvor hatten das ZDF und der Spiegel berichtet, dass BASF-Partner an der Unterdrückung der Uiguren beteiligt seien.09.02.2024 | 1:36 min
    Der deutsche Chemiekonzern BASF hat den Verkauf ihrer Anteile an den Joint-Venture-Unternehmen im chinesischen Xinjiang gestartet. Das teilte der Chemiekonzern am Freitag mit.
    Thomas Reichart über BASF
    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von Twitter nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Twitter übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von Twitter informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Datenschutzeinstellungen anpassen
    Konkret geht es um zwei Joint Ventures, die BASF zusammen mit einem chinesischen Partner in der Uiguren-Provinz Xinjiang betreibt. Recherchen von ZDF frontal und der "Spiegel" hatten offenbart, dass Mitarbeiter dieses Partnerunternehmens, der Xinjiang Markor Chemical Industry, Uiguren ausspioniert haben.
    BASF erklärte, der Konzern habe davon nichts gewusst. Man nehme die Hinweise "sehr ernst" und werde ihnen weiter nachgehen.
    Polizisten auf den Straßen in der Provinz Xinjiang
    Recherchen von "frontal" und "DER SPIEGEL" zeigen, ein chinesischer Joint-Venture-Partner des BASF ist deutlich stärker verwickelt als bisher bekannt.06.02.2024 | 7:50 min

    BASF: "Schwerwiegende Vorwürfe"

    Nur wenige Tage später zieht BASF nun offenbar die Reißleine. Zwar hätten regelmäßige Sorgfaltsmaßnahmen, einschließlich interner und externer Audits "keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in den beiden Joint Ventures" ergeben, so BASF.

    Dennoch enthalten kürzlich veröffentlichte Berichte über den Joint-Venture-Partner schwerwiegende Vorwürfe, die auf Aktivitäten hinweisen, die nicht mit den Werten von BASF vereinbar sind.

    BASF-Mitteilung

    Daher werde BASF den laufenden Prozess zur Veräußerung ihrer Anteile an den beiden Joint Ventures in Korla beschleunigen.
    "Rote Linie" überschritten
    Eine internationale Gruppe von Parlamentariern, die Inter-Parliamentary Alliance on China (IPAC), hatte BASF-Chef Martin Brudermüller bereits Anfang der Woche aufgrund der Recherchen in einem Brief scharf kritisiert und zum Rückzug aus Xinjiang aufgefordert.
    Auf X (ehemals Twitter) schreibt die IPAC, dass es am Freitag ein Treffen von Vertretern der Gruppe mit Brudermüller gegeben habe.
    Inter-Parliamentary Alliance on China (IPAC)
    Ein Klick für den Datenschutz
    Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von Twitter nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Twitter übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von Twitter informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
    Datenschutzeinstellungen anpassen
    Der BASF-Chef habe dabei deutlich gemacht, dass BASF sich "innerhalb von Monaten" zurückziehen werde, weil eine "rote Linie" überschritten worden sei in Bezug auf die Komplizenschaft des Partnerunternehmens im Umgang mit Uiguren.
    Das Werk, das BASF zusammen mit seinem chinesischen Joint Venture Partner in Korla, Xinjiang, betreibt.
    Mitarbeiter der chinesischen Firma Markor sollen eine Dienstreise genutzt haben, um Uiguren auszuspionieren. Das Unternehmen ist ein Joint-Venture-Partner der BASF.02.02.2024 | 2:49 min

    Experte appelliert an Volkswagen

    Der Xinjiang-Experte Adrian Zenz begrüßt die Entscheidung: "Die Entscheidung von BASF setzt ein ganz wichtiges Signal. Aufgrund der geschichtlichen Verantwortung hätte BASF früher handeln müssen." Mit Blick auf ähnliche Vorwürfe gegen den Volkswagen-Konzern ergänzte er auf Anfrage von ZDF frontal: "Für Volkswagen gibt es jetzt keine Ausreden mehr: deutsche Unternehmen müssen sich aus Xinjiang zurückziehen."
    Zuvor hatte Zenz öffentliche Berichte entdeckt und ausgewertet, die nahelegen, "dass Markor-Mitarbeiter nicht nur an der staatlichen Sicherheit und Überwachung, sondern auch an Aktivitäten direkt teilgenommen haben, die der Masseninternierung der Minderheiten dienten."
    Auch Reinhard Bütikofer, EU-Abgeordneter der Grünen, erkennt an, dass "BASF spät, aber nicht zu spät, die richtige Konsequenz gegenüber der brutalen Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang gezogen" habe. Er hofft auf eine Signalwirkung für andere.

    Zwangsarbeit und Verbrechen gegen die Menschlichkeit liegen jenseits der roten Linie, die für Europas Wirtschaft gelten muss.

    Reinhard Bütikofer (Grüne), EU-Abgeordneter

    BASF hält an Aktivitäten in China fest

    Ganz aus China zieht sich der Chemiekonzern aber nicht zurück. BASF halte "an seinen Geschäftsaktivitäten und geplanten Investitionen in China in vollem Umfang fest", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.
    "Der Anteilsverkauf signalisiert weder Einsicht noch Transparenz, er ist rein Profit getrieben, China bleibt das Ziel der BASF", kritisiert Michael Brand (CDU), der menschenrechtepolitischen Sprecher der Union im Bundestag.
    "Erst als es gar nicht mehr anders ging, hat BASF reagiert, um die eigene Haut zu retten - ohne ein Wort des Bedauerns, ohne ein einziges Wort, dass man angesichts der Beweise gegenüber seinen chinesischen Geschäftspartnern auf Änderung drängt."

    Unterdrückung der Uiguren
    :Politiker fordern BASF-Rückzug aus Xinjiang

    30 Politiker drängen BASF, sich aus der chinesischen Provinz zurückzuziehen. "Die Glaubwürdigkeit und Integrität" stünden auf dem Spiel, schreiben sie Konzernchef Brudermüller.
    von Thomas Reichart und Christian Rohde
    Eine Flamme kommt aus einem der Schornsteine des BASF-Chemiewerks in Ludwigshafen, Deutschland, Montag, 04.07.2022.
    mit Video

    Mehr zu BASF