China und Russland: Freunde auf der Seidenstraße?

    China und Russland:"Grenzenlose" Freunde auf der Seidenstraße?

    Autorenfoto Anselm Stern mit ZDF-Mikro
    von Anselm Stern, Peking
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    Zehn Jahre "neue Seidenstraße": Chinas Präsident Xi feiert seine Handels-Initiative. Der Westen bleibt dem Gipfel fern, erwartet werden Russlands Kriegsherr Putin und die Taliban.

    Ein Besucher fotografiert eine Installation des Belt and Road Forums in Peking
    Zum Belt and Road Forum, das zuletzt 2019 stattfand, werden zahlreiche Staatsgäste erwartet.
    Quelle: AFP

    Mit Hochglanz-Bildern im Staatsfernsehen und Fahnen auf Pekings Straßen wirbt China für seine "neue Seidenstraße". Häfen, Schienen, Straßen, Brücken - neue Verbindungen, neue Allianzen seien entstanden durch die sogenannte "Belt-and-Road"-Initiative von Präsident Xi Jinping.

    Gemischte Bilanz nach zehn Jahren

    Die "neue Seidenstraße", eine gigantische Handelsroute von China, über Asien, Afrika und Russland nach Europa, bringe wirtschaftlichen Fortschritt für die ganze Welt, so die Propaganda-Botschaft aus Peking. Bauverträge über 1,9 Billionen US-Dollar seien abgeschlossen worden in den vergangenen zehn Jahren. 152 Länder seien insgesamt mit dabei.
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    Die „neue Seidenstraße“ soll China zur Weltmacht Nummer 1 machen. Über ein globales Handelsnetzwerk entlang 65 Länder können so knapp Zwei Drittel der Weltbevölkerung erreicht werden. Bis 2049 soll die neue Seidenstraße offiziell fertig sein. 20.11.2020 | 1:32 min
    Doch die Bilanz nach zehn Jahren neuer Seidenstraße fällt nach Ansicht von Dr. Samina Sultan vom Institut der Deutschen Wirtschaft gemischt aus. Auf der einen Seite sei es ein großer Erfolg für China und den chinesischen Präsidenten persönlich.

    China konnte seine Wirtschaftsmacht global erheblich ausdehnen. Somit ist die neue Seidenstraße ein unbestreitbarer Weckruf für die globalen Ambitionen Chinas.

    Dr. Samina Sultan, Institut der Deutschen Wirtschaft

    Jedoch seien einige Projekte schlecht geplant und ein paar kleine Länder könnten die vergebenen Kredite inzwischen nicht mehr bedienen. Ob sich diese Projekte somit für China wirtschaftlich rentieren, sei zumindest fragwürdig, so Sultan.

    China schafft Abhängigkeiten

    Es geht um die Wirtschaft - vor allem aber geht es um Pekings Machtanspruch, um Einfluss in der Welt. Ein Beispiel: die Häfen. Im griechischen Piräus weht die chinesische Flagge als sichtbares Zeichen für Chinas Investitionen dort. Und in Sri Lanka gehört einer der größten, modernsten Häfen den Chinesen - für die nächsten 99 Jahre. Das kleine Sri Lanka hat große Schulden bei Pekings Banken. Es ist nicht das einzige Land.
    Es seien teils erhebliche Abhängigkeiten von China entstanden, so die Wirtschaftsexpertin. Das würde sich in millardenschweren Schulden gegenüber China ausdrücken.

    Wir im Westen müssen uns die Frage stellen, ob wir bereit sind, diesen Abhängigkeiten vorzubeugen, indem wir selbst mehr Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.

    Dr. Samina Sultan, Institut der Deutschen Wirtschaft

    Mehr als 140 Länder beim "Seidenstraßen-Gipfel"

    Doch der politische Westen bleibt dem "Belt-and-Road"-Gipfel am 17. und 18. Oktober in Peking weitgehend fern. Stattdessen kommen vor allem Vertreter aus Asien, Osteuropa und Afrika - die Taliban aus Afghanistan und Russlands Präsident Wladimir Putin.
    Der Kriegsherr aus dem Kreml traf Chinas Machthaber Xi zuletzt im März 2023. Die beiden Autokraten sprechen von einer Partnerschaft "ohne Grenzen" - bereit, als "neuer Block" die Weltordnung zu dominieren.
    Vladimir Putin vor einem Flugzeug in Peking.
    Der russische Präsident Wladimir Putin ist zu einem Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping in Peking eingetroffen.17.10.2023 | 0:23 min

    China und Russland vereint

    Die Partnerschaft zwischen China und Russland sei in den letzten Jahren zunehmend enger geworden, sagt Sultan. Nicht nur politisch, sondern auch als Handelspartner seien sich die beiden Länder näher gekommen. Russland sei jedoch abhängiger von China.

    Für Russland ist China der wichtigste Handelspartner, die wichtigsten Handelspartner für China hingegen liegen im Westen: die USA und die EU.

    Dr. Samina Sultan, Institut der Deutschen Wirtschaft

    China profitiere vor allem von den günstigen Energielieferungen aus Russland. So wären auch viele der Projekte im Rahmen der neuen Seidenstraße in Russland Projekte zur Förderung fossiler Brennstoffe, erklärt Sultan. Wirtschaftlich, aber vor allem auch politisch ist Russlands Präsident also ein sehr willkommener Gast in Chinas Hauptstadt Peking.
    Xi Jinping und Wladimir Putin
    Die Allianz zwischen Putin und Xi ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine noch enger geworden. Der Handel zwischen den Nachbarländern wächst, und mit ihm Chinas Einfluss in Russland.23.03.2023 | 12:09 min

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