China-Taiwan-Konflikt: Das Pulverfass Chinesisches Meer
China gegen Taiwan:Wie Peking im Chinesischen Meer Druck macht
von E. Schmidt und M. Steimer, Peking
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Konflikte auf hoher See: Fischer werden gejagt, Riffe zu Militärstützpunkten. Doch Peking übt auch mit Handel Druck auf Taiwan aus - die Lage im Chinesischen Meer ist angespannt.
China erhebt Anspruch auf die Spratly-Inseln im südchinesischen Meer. Zusammenstöße, vor allem zwischen philippinischen Fischern und Chinas Küstenwache, gehören zum Alltag.29.08.2024 | 4:33 min
Ananas neben Ananas. Sechs Stück pro Karton. "Diese Sorte wird nur noch in Taiwan selbst verkauft", sagt Chou Chun-Hung, während er den nächsten Karton zu sich heranzieht. Bis die Ananas aus Taiwan in Japan ankommen würden, wären sie verdorben. Ob er Ananas liebe? Nun ja, er habe eben das Familienunternehmen übernommen, antwortet der 31-Jährige. Das läuft nicht mehr so gut wie früher. Seit 2021 ging der Export der Früchte um mehr als die Hälfte zurück. Vorher gingen 97 Prozent der taiwanischen Ananas nach China: zollfrei und mit schnellen Einfuhrgenehmigungen.
Damit war im Frühjahr 2021 plötzlich Schluss, denn Peking verbot den Import. Offizielle Begründung: Mit den Früchten seien wiederholt Schädlinge ins Land gekommen. Im Dorf von Chou Chun-Hung glaubt das niemand. Um Taiwan zu unterstützen, sprang Japan ein - kauft seitdem taiwanische Ananas im großen Stil. Die Botschaft: Wir halten zusammen - gegen China.
China lässt mit Handelsmaßnahmen Muskeln spielen
In der Ananas zeigt sich im Detail der politische Konflikt zwischen der demokratischen Insel Taiwan und dem chinesischen Festland. Chinas Parteichef Xi Jinping nutzt solche Handelsbeziehungen, um seine Muskeln spielen zu lassen.
Die Bedrohung durch Peking im Chinesischen Meer nimmt zu - dort verläuft eine der wichtigsten Handelsrouten. Welche Rolle spielt Deutschland im Konflikt? ZDFheute live ordnet ein.28.08.2024 | 33:33 min
Damit versucht Peking, Wahlen zu beeinflussen, Taiwans Landwirte dazu zu bringen, für die Partei zu stimmen, die gute Beziehungen zum chinesischen Festland verspricht. Denn das ist nach wie vor Taiwans größter Exportmarkt. Auch wenn Taipeh versucht, das zu ändern. Die taiwanische Wirtschaftswissenschaftlerin Kristy Hsu sagt:
Unternehmen versuchen, ihre Märkte zu diversifizieren, um auf die politischen, wirtschaftlichen und sogar militärischen Bedrohungen zu reagieren, die China gegen uns einsetzt.
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Kristy Hsu, Wirtschaftswissenschaftlerin
Die sogenannte "Wiedervereinigung" mit Festland-China ist erklärtes Ziel von Staatschef Xi Jinping. Chinas Armee trainiert rund um die demokratische Insel immer wieder den Ernstfall. Sollte dieser Konflikt eskalieren, wäre das ein Problem für die ganze Welt. Ein Krieg in der Taiwanstraße hätte dramatische Folgen. Denn Taiwan ist nicht nur Chip-Lieferant Nummer 1 für unsere Smartphones und Laptops, die Meerenge ist eine der wichtigsten Routen für den Welthandel. Außerdem haben die USA als engster Verbündeter zugesagt, Taiwan im Verteidigungsfall zu helfen.
In dem Ananas-Konflikt von 2021, als Peking den Import der Früchte aus Taiwan verbot, zeigt sich im Detail der politische Konflikt zwischen der demokratischen Insel Taiwan und dem chinesischen Festland. Chinas Parteichef Xi Jinping nutzt solche Handelsbeziehungen, um seine Muskeln spielen zu lassen. Damit versucht Peking, Wahlen zu beeinflussen, Taiwans Landwirte dazu zu bringen, für die Partei zu stimmen, die gute Beziehungen zum chinesischen Festland verspricht. Denn das ist nach wie vor Taiwans größter Exportmarkt. Auch wenn Taipeh versucht, das zu ändern.
Taiwan strebt nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit von China
Für die meisten Taiwaner ist diese Bedrohung im Alltag kein Thema - zu sehr haben sie sich an den "Ausnahme-" als "Normalzustand" gewöhnt. Taiwan will nicht nur in Sachen Ananas unabhängig von Festland-China werden, sondern auch bei einem viel größeren Thema: Energie.
Um herauszufinden, was die Windparks westlich von Taichung damit zu tun haben, sind wir auf der "Orient Constructor" mit Michael Williams verabredet. Die Crew des Schiffes hilft beim Bau der Parks sowie beim Kabelverlegen auf dem Meeresboden. Denn der Strom, den die Windparks erzeugen, muss ja an Land kommen. Die "Orient Constructor" gehört "Dongfang Offshore", der einzigen Firma, die Schiffe dieser Größe und Spezialisierung hat, die unter taiwanischer Flagge fahren.
Das Verhältnis zwischen China und den USA ist so schlecht wie seit den späten 1970er-Jahren nicht mehr. Experten gehen davon aus, dass ein Krieg um Taiwan nur noch eine Frage der Zeit ist.28.06.2024 | 42:43 min
Taipeh pusht die Windenergie nicht nur, weil seine Technologie-Unternehmen auf grüne Energie drängen, sondern auch, weil Kriege heute längst nicht mehr nur mit Waffen geführt werden.
Wir haben in der Vergangenheit gelernt - vor allem nach dem Besuch von US-Politikerin Pelosi im August 2022, als Taiwan vier Tage lang von China umzingelt war - dass wir eine ausreichende Energieversorgung im Inland aufbauen müssen, anstatt total von Importen abhängig zu sein.
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Kristy Hsu, Wirtschaftswissenschaftlerin
Heimische Windkraft als Energiegarant - und Bollwerk gegen China?
"Wir haben keine Kohle, kein Öl, kein Gas, wir haben nicht viele natürliche Ressourcen. Das Einzige, was wir haben, ist Wind", erklärt Polin Chen. Der 37-jährige Geschäftsführer will sein Land unabhängiger machen und damit Geld verdienen: Seine Firma hat den Zuschlag vom Staat bekommen für ein 73-Millionen-Euro-Projekt.
Windparkanlagen sollen Taiwan unabhängiger in der Energiepolitik machen.
Quelle: AFP
Sie sollen ihr Knowhow im Bereich Windpark-Kabel nutzen: für Telekommunikations-Kabel. Die Kabel sind sowas wie die Lebensadern der taiwanischen Inseln, ohne sie keine Kommunikation, kein Internet, keine Informationen. Die Angst: dass China diese Lebensadern kappen könnte, wie es in der Vergangenheit - angeblich aus Versehen - bereits vorkam. Weil es weltweit nur wenige Spezial-Schiffe gibt, dauert es oft Monate, bis ein kaputtes Kabel repariert werden kann.
Staats- und Parteichef Xi Jinping will ein starkes China und weitet seinen Machtanspruch auch im Chinesischen Meer immer weiter aus. Wohin führt das Aufrüsten, und wie verändert es die Region? Die Doku "Globale Machtspiele - Kampf um das Chinesische Meer" ist am Donnerstag, den 29.08., um 22:40 Uhr im ZDF zu sehen und ab dann jederzeit auch in der ZDF-Mediathek.
Taipeh investiert Millionen, um seine Internetkabel selbst instand halten zu können. Und um Energie auf der Insel zu haben, egal was rundherum gerade passiert. Und manche sagen: Die Offshore-Windparks zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland könnten als zusätzliche Hindernisse für einen möglichen Angreifer ja nicht schaden.
Die Matsu-Inseln liegen direkt vor chinesischem Festland, aber sie gehören zu Taiwan. Mitten im Konflikt fühlen die Menschen die Bedrohung von China und die Beunruhigung Taiwans24.05.2023 | 6:35 min
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