Bären in Italien: Debatte um Tötungsquote

    Abschießen oder nicht?:Debatte um Tötungsquote für Bären in Italien

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    Im Trentino tötete 2023 eine Bärin einen Jogger. Jetzt soll die Population durch gezieltes Töten kontrolliert werden. Es regt sich aber auch Widerstand.

    Braunbär
    Abschießen oder nicht? Kein Ende im Streit um Bären im Trentino (Symbolbild)
    Quelle: picture alliance / Zoonar

    Braunbären haben im Trentino eine lange Geschichte. Der Braunbär war fast ausgestorben, aber Ende der 1990er Jahre siedelte man im Zuge des Projektes "Life Ursus" zehn Bären aus Slowenien dort an.

    Zu viele Bären im Trentino unterwegs

    Inzwischen gibt es etwa 100 ausgewachsene Bären dort, wie der Direktor des Wildtierdienstes, Alessandro Brugnoli, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sagt. Eine genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, da die Tiere wanderfreudig sind. Doch es seien viel zu viele. Und die Anzahl der Bären wächst von Jahr zu Jahr weiter, sagt Brugnoli.
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    Immer wieder kommt es zu ungewollten Begegnungen zwischen Menschen und Bären in den Wäldern des Trentino. Nach Angaben des Wildtierdienstes sind seit 2014 acht Bärenangriffe im Trentino verzeichnet worden. Diese sorgten in der Bevölkerung für Aufregung. Die Forderungen nach härteren Maßnahmen zur Kontrolle der Bärenpopulation wurden lauter.

    Getöteter Jogger markierte Wendepunkt

    Vor knapp einem Jahr kippte die Stimmung vollends. Im April vergangenen Jahres hatte die Bärin JJ4, genannt Gaia, einen 26-jährigen Jogger bei Caldes im Val di Sole attackiert und getötet. Er war im Wald auf sie und ihre Bärenjungen gestoßen. Die Bärin konnte aufgespürt und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom Forstkorps gefangen werden. Der junge Jogger aus dem Trentino war der erste sogenannte Bärentote in Italien.
    Seitdem hat sich die ohnehin schon emotionale Debatte um die Bären im Trentino weiter zugespitzt. Provinzpräsident Maurizio Fugatti ordnete die Tötung von JJ4 an. Bis heute streiten sich Tierschützer und die Provinz vor Gericht um die "Problembärin", die sich in einem Tierpflegezentrum befindet.
    Der Ton ist harscher geworden: Fugatti und andere Provinzvertreter werden inzwischen bedroht - zum Teil mit dem Tod. Mitarbeiter des Forstkorps und des Wildtierdienstes erhalten Drohanrufe auf ihren privaten Telefonen und werden Opfer von sogenannten Mail Bombings.
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    Neues Gesetz sieht Tötungsquote von Bären vor

    Provinzpräsident Fugatti war es seit jeher mit bürokratischen Hürden möglich, einzelne Tötungen von "Problembären" anzuordnen. Nun soll ein umstrittenes Gesetz kommen, das die Tötung von bis zu acht Bären im Trentino pro Jahr ermöglicht. Man bremse so den Anstieg der Bärenpopulation und gewährleiste die Sicherheit der Menschen, hieß es von der rechten Provinzregierung.
    Es obliegt dann allein dem Provinzpräsidenten, problematische Tiere für den Abschuss freizugeben. Von den maximal acht pro Jahr darf es sich nur um
    • zwei erwachsene Weibchen,
    • zwei erwachsene Männchen sowie
    • vier Jungtiere handeln.
    Diese Quote soll jeweils für die Jahre 2024 und 2025 gelten - für 2026 soll eine neue festgelegt werden. Am Montag (4. März) entscheidet der Trentiner Landtag endgültig darüber. Fugatti verfügt über eine Mehrheit im Consiglio, sodass die Verabschiedung als sicher gilt.

    Alternativen sind Pfefferspray und feste Mülltonnen

    Tierschützer kündigten bereits Widerstand gegen das neue Gesetz an. Tatsächlich gibt es auch andere Methoden zum Schutz vor Bären, wie ein "Anti-Bären-Spray", also hochdosiertes Pfefferspray.
    Und damit Bären nicht von Müll angezogen werden, werden vermehrt bärensichere Mülltonnen aufgestellt. Sie sind fest im Boden verankert und lassen sich nur per Knopfdruck öffnen. Denn die Bären haben gelernt, Tonnen umzuwerfen und zu plündern.
    Die nachhaltigste Lösung wäre laut Brugnoli jedoch eine Informationskampagne. Nicht nur für Trentiner, sondern auch für Wanderer und Urlauber, die jedes Jahr in Scharen ins Trentino kommen. Es sei für alle von Vorteil zu wissen, wie Bären im Notfall einzuschätzen sind.
    Quelle: dpa
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