Nach Amoklauf mit 12 Toten:Montenegro kündigt strenge Waffengesetze an
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Die montenegrinische Regierung verspricht nach einem Amoklauf ein hartes Vorgehen gegen illegalen Waffenbesitz. Ein 45-Jähriger hatte am Neujahrstag zwölf Menschen getötet.
Nach dem Amoklauf vom Neujahrstag will die Regierung in Montenegro mit strengeren Gesetzen verhindern, dass Schusswaffen in die falschen Hände geraten. Ein bewaffneter Angriff mit zwölf Todesopfern in der Stadt Cetinje hatte das Land kurz nach dem Jahreswechsel erschüttert.
In einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrates wurden ein neues, strenges Waffengesetz und Sofortmaßnahmen zur Beschlagnahme der vermutlich zahlreichen illegalen Waffen angekündigt, die sich im Besitz der 620.000 Bürger Montenegros befinden.
Demonstranten kritisieren ineffiziente Waffenpolitik
Während der mehrstündigen Sondersitzung demonstrierten Hunderte Menschen vor dem Regierungssitz trotz strömenden Regens. Sie werfen der Regierung eine ineffiziente Politik gegen potenziell gefährliche Waffenbesitzer vor.
Die Kritik an den Behörden ist auch deshalb groß, weil es in Cetinje bereits 2022 einen Amoklauf gegeben hatte. Damals tötete ein Angreifer zehn Menschen, unter ihnen zwei Kinder.
Frist für Abgabe illegaler Waffen
Ministerpräsident Milojko Spajic sagte, die Behörden würden den Menschen eine Frist von zwei Monaten einräumen, um illegale Waffen straffrei abzugeben. Wer dann noch nicht registrierte Waffen besitze müsse mit harten Konsequenzen rechnen. "Für diese Menschen wird es keine Gnade geben", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Sie werden im Gefängnis landen."
Selbst minimale Strafen würden drastisch sein. Inhaber gültiger Waffenscheine sollen verpflichtet werden, sich psychologisch untersuchen zu lassen. Dafür haben sie bis zum 1. Januar 2026 Zeit, anderenfalls wird ihnen der Waffenschein entzogen, sagte Spajic.
Zehntausende illegale Waffenbesitzer
Montenegro hat eine tief verwurzelte Waffenkultur. Der Fernsehsender RTCG berichtete, dass kleine Land an der Adria stehe weltweit an sechster Stelle, was die Zahl der illegalen Waffen pro Kopf in der Bevölkerung betrifft.
In Montenegro rufen die Behörden bereits seit Jahren die Menschen auf, ihre Waffen aus illegalem Besitz abzugeben. Es wird geschätzt, dass es in Montenegro - wie auch in anderen Balkanländern - mehrere zehntausend illegale Waffenbesitzer gibt.
Tödlicher Amoklauf nach Kneipenschlägerei
Am Neujahrstag hatte ein 45-Jähriger in Cetinje nach einer Kneipenschlägerei eine laut Polizeiangaben illegale Waffe geholt und zwölf Menschen getötet, unter ihnen seine Schwester und zwei Kinder im Alter von acht und 13 Jahren. Vier weitere Menschen wurden dabei verletzt, einer schwebt weiter in Lebensgefahr.
Als ihn die Polizei stellte, schoss sich der Mann in den Kopf und starb später im Krankenhaus. Die Polizei geht von einer Affekttat aus. Der Täter war bereits 2022 wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt worden.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa, AP
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