Wahlen in Nordmazedonien: Rechtsruck und erste Präsidentin

    Erstmals Präsidentin gewählt:Rechtsruck bei Wahlen in Nordmazedonien

    |

    Nordmazedonien hat gewählt: Die rechte Opposition gewinnt die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen. Gordana Siljanovska-Davkova wird die erste Präsidentin des Landes.

    09.05.2024, Nordmazedonien, Skopje: Hristijan Mickoski, der Vorsitzende der konservativen Oppositionspartei VMRO-DPMNE, rechts, und ihre Präsidentschaftskandidatin Gordana Siljanovska Davkova, Mitte links, nehmen an einer Feier auf dem Hauptplatz teil
    Bei der Parlamentswahl in Nordmazedonien hat die rechte Opposition klar gewonnen. Die Professorin Gordana Siljanovska-Davkova wird als erste Frau Präsidentin des Landes.09.05.2024 | 0:21 min
    Die rechtsgerichtete Oppositionspartei in Nordmazedonien hat sowohl bei den Parlaments- als auch bei den Präsidentschaftswahlen am Mittwoch Erdrutschsiege errungen. Das Präsidentenamt geht derweil erstmals an eine Frau.
    Mit dem Sieg der Partei VMRO-DPMNE könnten sich die Beziehungen zu den EU-Nachbarländern Griechenland und Bulgarien nun deutlich verschlechtern.
    "Liebes Volk von (Nord-)Mazedonien ... wir haben es geschafft. Mazedonien hat gewonnen. Das ist ein historischer Sieg des Volkes", sagte der Vorsitzende der Partei VMRO-DPMNE, Hristijan Mickoski, am Mittwoch vor hunderten jubelnden Anhängern vor der Parteizentrale im Zentrum von Skopje.

    Oppositionspartei gewinnt mit deutlichem Abstand

    "Ich gratuliere unserem politischen Gegner VMRO-DPMNE zu diesem Wahlsieg", sagte Dimitar Kovacevski, ehemaliger Regierungschef und SDSM-Vorsitzender.
    Nach Angaben der Wahlkommission kam seine Partei bei der Parlamentswahl nach Auszählung von über 99 Prozent der Stimmen auf 43,2 Prozent und erhält damit 58 der 120 Sitze im Parlament. Die regierende SDSM kam auf 15,4 Prozent und 18 Sitze. SDSM-Parteichef Dimitar Kovacevski räumte daraufhin seine Niederlage ein.
    "Das Ergebnis ist enttäuschend und ein schwerer Schlag für die SDSM", sagte Kovacevski auf einer Pressekonferenz. Er forderte eine grundlegende Neuaufstellung seiner Partei.
    Annalena Baerbock (l), Außenministerin von Deutschland, spricht mit Igli Hasani (M), Außenminister von Albanien, und Oliver Varhelyi, EU-Kommissar für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik
    Bei der Konferenz in Albanien geht es darum, die westlichen Balkanländer an die EU heranzuführen. Doch die Spannungen zwischen Serbien und dem Kosovo überlagern das Treffen.06.10.2023 | 1:46 min

    Gordana Siljanovska-Davkova siegt in Stichwahl

    In der Stichwahl um das eher zeremonielle Präsidentenamt besiegte die von der VMRO-DPMNE unterstützte Universitätsprofessorin Gordana Siljanovska-Davkova den von der SDSM unterstützten Amtsinhaber Stevo Pendarovski.
    Nach Auszählung von über 99 Prozent der Stimmen lag Siljanovska-Davkova mit 65,1 Prozent uneinholbar vor Pendarovski mit 29,3 Prozent. "Ich habe mich gefragt, womit ich diese Ehre verdiene", sagte Siljanovska-Davkova kurz nach ihrer Wahl zur ersten weiblichen Präsidentin des Landes. "Die Ehre ist für mich unbezahlbar, es ist eine große Verantwortung."
    Zur Parlamentswahl kamen gut 53 Prozent der Wahlberechtigten, zur Präsidentschaftswahl etwa 46 Prozent.

    Streitigkeiten mit EU-Nachbarländern

    Mickoski, der nach dem Sieg seiner Partei Ministerpräsident werden könnte, weigert sich, den neuen Namen seines Landes anzuerkennen. Die Namensänderung von Mazedonien in Nordmazedonien war 2018 über eine Vereinbarung nach jahrelangem Streit mit Griechenland erreicht worden.
    Karte: Westbalkan-Länder
    Karte: Westbalkan-Länder
    Quelle: ZDF

    Auch im Konflikt mit Bulgarien um die Anerkennung der bulgarischen Minderheit in der nordmazedonischen Verfassung zeigt sich Mickoski unnachgiebig. Die Wähler in dem zwei Millionen Einwohner zählenden Balkanland sind frustriert über den seit 2005 nur schleppend vorankommenden Beitrittsprozess zur EU.

    Kaum Fortschritt bei EU-Beitritt

    Die mangelnden Fortschritte Nordmazedoniens bei der EU-Integration sind zum Teil auf die Reibereien mit den benachbarten EU-Mitgliedern Griechenland und Bulgarien zurückzuführen, aber auch auf das Versäumnis, die Wirtschafts- und Justizreformen voranzutreiben.
    "Der EU-Beitritt wird unter einer möglichen VMRO-DPMNE-Regierung keine großen Fortschritte machen", sagte Mario Bikarski, Analyst für Ost- und Mitteleuropa bei der Risikoberatung Verisk Maplecroft. Das Land ist der Nato im Jahr 2020 beigetreten.
    Quelle: Reuters, AFP, ZDF
    Thema

    Mehr zum Westbalkan