Obdachlosigkeit in Europa: Diese Projekte helfen Obdachlosen
Projekt aus Großbritannien:Obdachlos in Europa - was dagegen getan wird
von Sara Pipaud
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Die EU will Obdachlosigkeit bis 2030 beenden. Dafür braucht es auch Wege, obdachlose Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ein Beispiel aus Großbritannien.
In Europa gibt es mehr als 1,2 Millionen obdachlose Menschen. Das Sozialunternehmen "invisible cities", bildet obdachlose Menschen zu Stadtführern aus.20.12.2024 | 2:07 min
Kaum jemand kennt die Straßen von Edinburgh so gut wie er: Sonny Murray war einst obdachlos, nun führt er Touristen durch seine Heimatstadt - zeigt ihnen die Ecken, die früher sein Zuhause waren. Das britische Sozialunternehmen "Invisible Cities" (zu Deutsch "unsichtbare Städte") gab ihm diese neue Perspektive und bildete ihn aus. Die eigene Erfahrung der Obdachlosigkeit als Chance nutzen - so lautet die Idee.
Denn ähnlich wie Sonny geht es vielen Menschen, die in Europa von Wohnungslosigkeit betroffen sind: Mehr als 1,2 Millionen Menschen gelten laut der NGO FEANTSA als wohnungslos - Tendenz steigend. Allein in Deutschland sind es mehr als 450.000. Die erfassten Zahlen spiegeln jedoch nur bedingt die Realität wider, denn die Dunkelziffer dürfte noch viel größer sein.
… sind Menschen ohne mietvertraglich gesicherten Wohnraum. Dazu zählen Personen, die obdachlos sind, vorübergehend bei Bekannten unterkommen oder in Einrichtungen der Wohlfahrtspflege bzw. Kommunen leben.
… sind Menschen, die im öffentlichen Raum wie Parks, Bahnhöfen oder Baustellen übernachten oder vorübergehend durch behördliche Maßnahmen untergebracht werden. Wohnungslosigkeit ist also der übergeordnete Begriff, Obdachlosigkeit bildet einen Teil davon.
Quelle: Diakonie
Tausende Menschen wurden im Sommer von den Straßen von Paris vertrieben. Einige wurden in Unterkünften gebracht, teils Hunderte Kilometer entfernt. Jetzt kehren sie zurück. 26.11.2024 | 1:59 min
Immer mehr Wohnungslose
"Der starke Anstieg der Zahl wohnungsloser Menschen lässt sich zwar teilweise durch verbesserte Datenerhebungsmethoden erklären, doch viele Betroffene werden weiterhin nicht erfasst - insbesondere jene, die nicht in Notunterkünften oder in Einrichtungen für Obdachlose gezählt werden", erklärt Martin Kositza, Vorstand von FEANTSA Deutschland und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. Die hohe Zahl spiegelt daher ein strukturelles Problem wider. Ein großer Faktor sei demnach auch der Wohnungsmarkt mit seinen steigenden Baukosten.
Die Gründe für Wohnungslosigkeit sind vielfältig. Kündigungen, Schulden, Konflikte im sozialen Umfeld oder Trennungen gehören zu den häufigsten Ursachen, zu diesem Schluss kommt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Demnach sind Geflüchtete besonders betroffen: Viele sollen noch nie eine eigene Wohnung gehabt haben. 2023 waren allein 130.000 wohnungslose Menschen Geflüchtete aus der Ukraine, stellt FEANTSA fest.
Eine gute Ausbildung war im Land am Kap lange die Garantie für einen Job. Mittlerweile nicht mehr: Immer mehr gebildete und junge Menschen landen in Südafrika auf der Straße.
von Verena Garrett
Teufelskreis: Arbeiten und Wohnen
In Deutschland ist oft von einem "Teufelskreis" die Rede: Ohne festen Arbeitsvertrag ist es schwer, eine Wohnung zu finden. Ohne feste Anschrift bleibt eine neue Arbeitsstelle jedoch oft unerreichbar.
Martin Kositza, Vorstand von FEANTSA Deutschland: "Es braucht Angebote, die an Fähigkeiten und Kompetenzen anknüpfen." Und weiter:
Als Rebecca in der Pandemie Arbeit und Wohnung verliert, beginnt ein Leben zwischen Notunterkünften und besetzten Gärten. Nach monatelanger Wartezeit macht das Berliner Projekt "Housing First" nun Hoffnung auf einen Neuanfang. 30.10.2024 | 3:22 min
EU will Obdachlosigkeit bis 2030 beenden
Das Europäische Parlament hat sich zum Ziel gesetzt, Obdachlosigkeit bis 2030 zu beenden. Unterstützt wird dies durch Fördermaßnahmen, den Ausbau nationaler Organisationen und die Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Doch Martin Kositza warnt, dass Begriffe wie "bezahlbar" und "vulnerabel" klar definiert werden müssen. Entscheidend sei, dass die Hilfen wirklich bei den Betroffenen ankommen, während steigende Baukosten die Umsetzung erschweren.
Der Weg zurück in eine sichere Wohnung und zu einem Arbeitsplatz, kann eine große Herausforderung darstellen. Das Erlebte dafür zu nutzen - das ist die Idee des britischen Sozialunternehmens "Invisible Cities". Das Unternehmen bietet obdachlosen Menschen eine Ausbildung zu Stadtführerinnen und Stadtführern an. Damit können sie ihre Erfahrungen nutzen und eine Einkommensquelle schaffen. Ähnliche Projekte gibt es auch in anderen europäischen Städten.
Seit über 30 Jahren fährt der Kältebus in Berlin, um Obdachlosen in der kalten Jahreszeit zu helfen. 19.12.2024 | 1:59 min
Trotz vieler Herausforderungen gibt es in Europa bereits zahlreiche soziale Initiativen, die gegen Wohnungslosigkeit ankämpfen. Martin Kositza ist zuversichtlich, dass Wohnungslosigkeit beendet werden kann, wenn die richtigen Maßnahmen konsequent umgesetzt werden.
Nicht nur in der Adventszeit möchten viele Menschen Gutes tun und Hilfsorganisationen und Vereine ehrenamtlich unterstützen. Das Angebot ist groß - wie und wo kann man helfen?
FAQ
Quelle: ZDF
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