Olympia 2024: Was bleibt Paris von den Olympischen Spielen?
Zwischen Pracht und Protest:Was bleibt Paris von den Olympischen Spielen?
von Lukas Nickel, Paris
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Paris feiert sich und Olympia. Das riesige Sportfest soll auch für die Menschen vor Ort ein Erbe hinterlassen, doch nicht alle profitieren von den Olympischen Spielen.
Sicherheitszonen, Einschränkungen für Bewohner, Vertreibung Obdachloser – mit allen Mitteln setzt sich Paris für die olympischen Spiele in Szene - Der Preis des Großevents.31.07.2024 | 6:02 min
Das Thermometer zeigt fast 30 Grad, die Sonne scheint und Xavier Nicolas verbringt seinen Tag an der Bahnstation Pont de l’Alma, unweit des Eiffelturms. Er ist einer von 45.000 Olympia-Freiwilligen. Als langjähriger Pariser hat er die Aufgabe bekommen, den Fans den richtigen Weg zu den Wettkampfstätten zu weisen.
Der Olympia-Fan finde es einfach toll, dass so viele Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen und Paris sich von seiner besten Seite zeigen kann. "Da wollte ich einfach meinen kleinen Teil zu beitragen", so Nicolas.
300.000 Bewerbende gab es, 45.000 von ihnen sind nun als freiwillige Helfer Teil der olympischen Spiele. Lohn bekommen sie nicht, Kritiker sehen den Einsatz als Ausbeutung. 23.07.2024 | 2:32 min
Olympia 2024 soll Paris langfristig nutzen
Auf diese euphorische Stimmung stößt man überall in der Stadt. Fast jedes Viertel organisiert eigene Veranstaltungen mit Public Viewing, vor allem am Abend sind diese Plätze gut besucht.
Die Spiele, so zumindest die Idee, haben auch langfristig positive Auswirkungen auf die Stadt. So soll nach einer aufwändigen Reinigung bald auch außerhalb der Wettkämpfe in der Seine geschwommen werden. Außerdem wurden etwa die Bahninfrastruktur um Paris herum ausgebaut und Sporthallen renoviert.
Beachvolleyball am Eiffelturm, Break Dance auf dem berühmten Platz de la Concorde. Im Herzen der französischen Hauptstadt sollen die olympischen Spiele ausgetragen werden.24.07.2024 | 2:38 min
Sportplatz in Pariser Vorort eröffnet
Dabei sollen auch die Menschen in den Vororten von den Olympischen Spielen profitieren. Ein Beispiel: Die Eröffnung eines Sportplatzes diese Woche in Saint-Ouen-sur-Seine. Die Stadt vor den Toren Paris' liegt in einem der ärmsten Départements Frankreichs.
Viele Jugendliche waren vor Ort, denn dieser Platz ist für sie bestimmt. Die Stimmung: ausgelassen, ein Jugendteam aus Saint-Ouen weihte das Basketballfeld mit einem Spiel gegen eine Gastmannschaft aus den USA ein.
Kosten des Platzes: 240.000 Euro, zum Großteil finanziert durch den Staat im Rahmen eines Investitionsprogramms für Sportplätze. "Dieser Platz symbolisiert die Transformation unserer Stadt Saint-Ouen durch die Olympischen Spiele", so Bürgermeister Karim Bouamrane.
Der Sport kann ein Brückenbauer in einer Welt voller geopolitischer Krisen sein. Religiöse, ethnische und interkulturelle Barrieren werden eingerissen.07.04.2024 | 43:23 min
Obdachlosen-Camps vor Olympia-Eröffnung aufgelöst
Doch die Situation verbessert sich nicht für alle in Paris. So gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Berichte über Auflösungen von Obdachlosen-Camps. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie das olympiakritische Kollektiv revers de la médaille nennen das Vorgehen eine "soziale Säuberung" und sehen einen Zusammenhang mit den Olympischen Spielen. Die Behörden widersprechen und betonen, dass die Obdachlosen in dauerhafte Unterkünfte gebracht würden.
Am Tag vor der großen Eröffnungszeremonie der Spiele kampierten Obdachlose vor dem Rathaus im 18. Arrondissement von Paris, forderten eine Lösung für ihre Situation. Vor Ort war auch Dabo Djiguiba mit seiner Frau und seinem sechs Monate alten Kind. "Wir würden uns gerne über die Spiele freuen, wie alle anderen auch. Aber wir müssen uns darum kümmern, wo wir morgen schlafen", so Djiguiba.
In der französischen Hauptstadt laufen die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele. Obdachlose und Geflüchtete müssen dafür weichen. 04.01.2024 | 3:48 min
Er hat laut eigener Aussage anerkanntes Asyl, arbeitet außerdem als Küchenhilfe. Eine bezahlbare Wohnung finden er und seine Frau trotzdem nicht. Sie kommen bei Bekannten unter oder schlagen sich in Notunterkünften durch. Auch an diesem Tag bekommt die kleine Familie keine dauerhafte Bleibe von der Stadt.
NGOs: Olympische Spiele verstärken soziale Probleme
Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass die Situation für Sozialbenachteiligte fortlaufend prekärer werde, etwa Médecins du Monde.
Die Zivilgesellschaft sollte sich über den Preis der Olympischen Spiele im Klaren sein.
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Paul Alauzy, Sprecher von Médecins du monde
Auch der Olympia-Freiwillige Xavier Nicolas ist sich der sozialen Herausforderungen in Paris und im Land bewusst. Dazu gehört auch die politische Situation mit einer Regierung, die zurzeit nur geschäftsführend im Amt ist. Über die Spiele in Paris freue er sich trotzdem, für ihn sind sie ein ersehnter Moment zum Feiern und Durchatmen: "Wir hatten zuletzt viele Spannungen im Land. Ich denke, dass die Olympischen Spiele auf jeden Fall guttun. Sie sind eine willkommene Pause, danach sehen wir weiter."
In Paris starten sowohl Sportler aus Russland als auch der Ukraine. Beide Teams stehen für total unterschiedliche Sichtweisen - und tragen diese in die Olympischen Spiele.
von Linda Kierstan
Quelle: dpa
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