Olympia 2024: Paris sucht Sicherheitspersonal

    Fachkräftemangel in Frankreich:Olympia 2024: Paris sucht Sicherheitspersonal

    von Emma Büns, Paris
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    Paris rüstet sich für Olympia. Das Sicherheitskonzept ist aufwendig, doch der Branche fehlt Personal. Neue Sicherheitskräfte müssen her.

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    In Frankreich fehlen ohnehin schon jetzt 20.000 Sicherheitskräfte, 25.000 zusätzliche sollen obendrein für die Olympischen Sommerspiele in Paris ausgebildet werden.05.02.2024 | 2:17 min
    Noch sechs Monate sind es bis zu den Olympischen Sommerspielen in Paris. Ein Sportfest vor Postkarten-Kulisse, so plant es die Stadt. Insgesamt werden etwa 15 Millionen Besucher bei der Großveranstaltung vom 26. Juli bis 11. August erwartet.
    Diese erfordert ein immens aufwändiges Sicherheitskonzept. Doch das Personal dafür fehlt.

    Olympische Sommerspiele: Zehntausende Sicherheitskräfte fehlen

    Während der olympischen Spiele sollen Armee und Polizei zu zehntausenden täglich im Einsatz sein, hinzu kommen private Sicherheitskräfte. "Das ist ein wirklich großer Aufwand, der hier betrieben wird", sagte Christophe Dubi, Exekutivdirektor der Olympischen Spiele.
    Doch schon vorab fehlten laut Berufsverband in der Sicherheitsbranche rund 24.000 Personen für dieses Jahr, allein für Olympia braucht es 20.000 weitere private Sicherheitskräfte. Dabei ist der Bedarf an Frauen besonders groß, denn nur sie dürfen Frauen abtasten. Zurzeit liegt ihr Anteil in der Branche aber bei nur 15 Prozent.
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    Terroristische Bedrohung immer präsent

    Als Gründe für den Fachkräftemangel nennen Sicherheitsdienstleister zuvorderst ein geringes Gehalt und Arbeitszeiten von früh bis spät. Mit Blick auf die Olympischen Spiele ist die Terrorgefahr zudem erhöht, das schreckt potenzielle Bewerber ab. "Die terroristische Bedrohung auf französischem Boden ist immer präsent", sagte Präsident Emmanuel Macron kürzlich während einer Rede vor Athletinnen und Athleten.

    Regierung in Frankreich will Personal locken

    Die Regierung in Frankreich möchte den Job daher attraktiver machen, etwa durch eine verkürzte Ausbildung von drei anstatt fünf Wochen. Sie ist zugeschnitten auf Großveranstaltungen wie Olympia und soll vor allem Studenten anlocken. Für die meisten Auszubildenden übernimmt das Arbeitsamt die Kursgebühren. Sie können darüber hinaus Unterhaltskosten von bis zu 710 Euro pro Monat beantragen.
    Wer im Großraum Paris einen unbefristeten Vertrag als Sicherheitskraft unterschreibt, erhält außerdem eine Prämie von 2.000 Euro. "Ich setze sehr viel Geld und Energie dafür ein, dass die Olympischen Spiele so sicher wie möglich sind", erklärte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin.
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    Ausbildung der Sicherheitskräfte: Lernen für den Ernstfall

    Bereits seit Monaten wird auf Jobmessen und über das Arbeitsamt rekrutiert. Private Firmen bauen ihre Kapazitäten aus. Deeskalation, Sensibilisierung für Terrorgefahr und rechtliche Fragen sind Teil der Ausbildung. In der Praxis werden die Auszubildenden dann auf mögliche Szenarien wie Eingangskontrollen, Konfliktlösung und die Absicherung von Orten vorbereitet. Nach fünf Wochen gibt es einen Test.
    "Die Absolventen haben eingeschränkte Aufgabenbereiche und nicht viel Spielraum für Selbstinitiative oder Eigenverantwortung", erklärt Paul Duval, Geschäftsführer des Ausbildungszentrums. "Natürlich haben sie noch keine große Erfahrung in diesem Beruf, man kann sich also durchaus Sorgen darum machen. Aber es ist immer ein Teamleiter, ein Verantwortlicher in der Nähe."
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    Sicherheitspersonal aus anderen Branchen

    Die Absolventen haben verschiedene berufliche Hintergründe. Mohamed Slimani steht am Ende seiner Ausbildung zum Sicherheitsagenten. Zuvor war er als Bauarbeiter tätig. "Ich habe viele Bekannte, die diesen Beruf ausüben. Ich wollte es auch ausprobieren", sagt er.
    Das gilt auch für Didier Kalimbo, Mitte 50. Eigentlich ist er Künstler und arbeitete zuletzt mit Kindern in seinem Pariser Stadtteil. Nun möchte er Sicherheitsbeauftragter werden. Die ersten Tage der Ausbildung haben Kalimbo bereits gefallen. "Das motiviert mich. Und ich denke, dass ich damit Karriere machen könnte." Auch nach den Olympischen Spielen möchte der Pariser deshalb in der Branche arbeiten. Motiviertes Sicherheitspersonal wie ihn kann Paris dringend gebrauchen.

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