New Orleans: Haben die USA ein Islamismus-Problem?
Anschlag von New Orleans:Haben die USA ein Islamismus-Problem?
von Nils Metzger
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Der Attentäter von New Orleans bekannte sich zum "Islamischen Staat". Es ist nicht der erste Fall in jüngerer Zeit. Wie groß ist die Gefahr durch islamistischen Terror in den USA?
Der Tatort von New Orleans am Tag danach: Der Attentäter bekannte sich zum Terrornetzwerk IS.
Quelle: ddp
Der Terrorangriff von New Orleans mit 15 Toten ist für die Vereinigten Staaten eine düstere Erinnerung daran, dass auch im eigenen Land die Bedrohung durch islamistischen Terrorismus nicht gebannt ist. Nach mehreren Jahren mit vergleichsweise wenigen aufgedeckten oder durchgeführten islamistischen Angriffen, verzeichneten Behörden und Experten bereits 2024 eine erste Zunahme an Vorfällen.
Wo gab es in den USA zuletzt islamistische Terror-Vorfälle?
Die vor allem zu Antisemitismus arbeitende Organisation Anti-Defamation League zählte für das Jahr 2024 sieben islamistisch motivierte Terrorfälle in den USA:
26. Oktober, Chicago, Illinois: Ein 22-Jähriger wurde verhaftet, nachdem er vor einer Synagoge auf einen Juden und anschließend auf Sicherheitskräfte geschossen hatte.
18. Oktober, Peoria, Arizona: Ein Teenager wurde wegen Terrorismus angeklagt, da er geplant haben soll, eine Parade in der Großstadt Phoenix mit einer Sprengstoff-Drohne anzugreifen.
7. Oktober, Oklahoma City, Oklahoma: Ein afghanischer Staatsbürger wurde verhaftet, als er Waffen und Munition kaufte, mutmaßlich, um damit am Tag der Präsidentschaftswahl ein Massaker zu verüben. Er soll sich zum afghanischen IS-Ableger bekannt haben.
6. September, New York City: Ein pakistanischer Staatsbürger soll geplant haben, eine jüdische Einrichtung im Stadtteil Brooklyn anzugreifen.
6. August, New York City: Ein Pakistaner wurde verhaftet, da er mutmaßlich im Auftrag des Iran politische Morde in den USA durchführen sollte.
11. Juli, Orlando, Florida: Ein Jordanier soll mehrere Geschäfte und Teile der örtlichen Stromversorgung wegen angeblicher Israel-Unterstützung beschädigt haben.
6. April, Coeur d’Alene, Idaho: Ein 18-Jähriger mutmaßlicher IS-Anhänger soll geplant haben, Kirchen anzugreifen.
Mehrere der Vorfälle scheinen damit zumindest indirekt im Zusammenhang mit der Eskalation im Nahost-Konflikt zu stehen. Auch in der jüngsten FBI-Statistik zu Hassverbrechen für das Jahr 2023 machten anti-jüdische Vorfälle mehr als die Hälfte aus.
Ein Mann raste in der Silvesternacht mit einem Pick-up in eine belebte Straße. 14 Menschen starben, 30 wurden verletzt. Ermittler gehen von einem islamistischen Motiv aus.02.01.2025 | 1:43 min
Was die Zahlen aber auch zeigen: Anders als etwa die Anschläge von Solingen oder Mannheim forderten diese islamistischen Vorfälle keine Todesopfer. Die Behörden konnten Verdächtige meist rechtzeitig festnehmen. Der tödlichste islamistisch motivierte Anschlag der letzten zehn Jahre in den USA war der Angriff auf den Pulse-Nachtclub in Orlando, Florida, im Jahr 2016 mit 50 Toten.
Was sagen die Statistiken über Terrorismus in den USA?
Ein Blick in die US-Statistiken verdeutlicht, warum islamistische Gewalt in den letzten Jahren weniger im Fokus der Behörden stand als anderer Extremismus. Die von der Universität Maryland geführte "Pirus-Datenbank" erfasst die Hintergründe von verhafteten oder getöteten Extremisten in den USA.
Zwischen 2010 und 2022 wurden dort rund 2.100 Personen erfasst. 363 von ihnen seien Anhänger islamistischer Ideologien, rund 1.300 Personen kämen hingegen aus dem rechtsextremen Spektrum. Der Anteil gewalttätiger Extremisten ist bei den Islamisten mit 264 Personen jedoch höher als bei anderen Gruppen. Jüngere Daten sind nicht enthalten.
Vor allem im Bereich Rechtsextremismus gab es in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme. Das Nationale Justizinstitut schreibt in einer Zusammenfassung vom Januar 2024 deshalb klar:
Militanter, nationalistischer, eine weiße Vorherrschaft anstrebender gewalttätiger Extremismus hat in den Vereinigten Staaten zugenommen. Die Zahl rechtsextremer Angriffe übertrifft weiterhin alle anderen Formen des Terrorismus und des inländischen gewalttätigen Extremismus.
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Nationales Justizinstitut der USA
In ihrem jüngsten Bericht zu inländischem Terrorismus führen US-Bundespolizei und das Ministerium für Innere Sicherheit Islamismus - anders als etwa Abtreibungsgegner, radikale Tierschützer oder rechte Milizgruppen - nicht explizit auf.
Bei den Anschlägen in New Orleans und Las Vegas handele es sich um zwei getrennte Taten von Einzeltätern, so Elmar Theveßen. Solche Fälle würden von der Politik instrumentalisiert.02.01.2025 | 2:44 min
Wie radikalisieren sich die Täter?
In Deutschland wie in den USA handelte es sich bei den meisten Islamismus-Verdächtigen zuletzt meist um Einzeltäter, die sich häufig über das Internet radikalisierten.
Was in den USA hinzukommt, ist die besondere Rolle des Militärs und der vergleichsweise freien Verfügbarkeit von Schusswaffen. In seiner Analyse weist das Nationale Justizinstitut auf den Zusammenhang zwischen militärischem Vorwissen und Terrorgefahr hin. "Mit Blick auf den Zuwachs von gewalttätigem inländischem Extremismus unter Militärangehörigen ist der Zusammenhang zwischen dem Dienst im Militär und Radikalisierung eine große Sorge."
Auch der Attentäter von New Orleans diente bis 2020 in der US-Armee, zuletzt als Reservist, wobei noch unklar ist, ob das für seine Motivation oder die Vorbereitung der Tat eine Rolle gespielt hat. Anders als zunächst vom FBI mitgeteilt, hat der Täter doch gesichert allein gehandelt - und passt damit in das etablierte Muster von islamistischen Einzeltätern.
Die Zahl der Todesopfer beim Anschlag in New Orleans ist auf 15 gestiegen. "Die Polizei und das Sicherheitskonzept stehen in der Kritik", so ZDF-Korrespondentin Heike Slansky.02.01.2025 | 3:35 min
Was lässt sich für die Anti-Terror-Politik ableiten?
Es ist einer der schlimmsten Terrorangriffe in den USA in jüngerer Vergangenheit. Der kommenden Trump-Administration könnte er willkommene Argumente liefern, Behörden-Ressourcen weg von rechtsextremen Milizen und hin zur Islamismus-Bekämpfung zu verschieben.
Gleichwohl sind alle Trump-Einreisesperren gegen Muslime wirkungslos, wenn Angreifer wie so oft aus dem eigenen Land kommen und sich auch dort radikalisiert haben. Auch steht der Vorwurf im Raum, dass die Polizei in New Orleans Sicherheitskonzepte nur unzureichend umgesetzt haben könnte. Vor allem verdeutlicht die Terror-Fahrt von New Orleans aber, dass die Ideen des Islamischen Staates weiterhin weltweit in der Lage sind, zu Gewalt zu inspirieren.
Lesen Sie hier, was bislang über den Attentärer von New Orleans bekannt ist:
Das FBI geht nach neuen Erkenntnissen davon aus, dass der Attentäter von New Orleans allein gehandelt hat. Was ist bekannt über den Mann, der an Neujahr in eine Menge raste?
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