Russland rückt in der Ukraine weiter vor: Was das bedeutet

    Interview

    Militärexperte Markus Reisner:Was die neuen russischen Angriffe bedeuten

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    Russland rückt an der Front vor und überzieht die Ukraine mit schweren Luftangriffen. Welche Strategie dahintersteckt, erklärt Militärexperte Markus Reisner bei ZDFheute live.

    Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie bei ZDFheute live.
    Das Gespräch mit Oberst Markus Reisner hier in voller Länge.28.11.2024 | 17:15 min
    Der Winter ist da und wieder greift Russland die ukrainische Energieversorgung aus der Luft an. Am Donnerstag mit Drohnen und Raketen und auch an diesem Freitag feuerte Putins Armee mehr als 130 Kampfdrohnen auf das Nachbarland ab.
    Wieder gab es Tote und Verletzte und wieder fiel in weiten Teilen des Landes der Strom aus. Bei ZDFheute live erklärt Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer, worauf die Luftangriffe und die Vorstöße an der Front zielen.
    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Oberst Reisner ...

    ... zu den Angriffen auf die Energieinfrastruktur

    Mit den Luftangriffen treffe die russische Armee die Ukraine auf der strategischen Ebene, die darüber entscheide, wie lange sich das Land verteidigen könne, erklärt Reisner und ergänzt:

    Das erste Ziel ist es, den militärischen Industriekomplex der Ukraine nachhaltig zu zerstören.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Russland geht es nach Einschätzung von Reisner hierbei darum, der Ukraine "die Grundlage zu nehmen, faktisch einen langen Krieg zu führen", indem sie keine Ressourcen mehr produzieren könne.
    Das zweite Ziel der russischen Strategie sei "der Terror gegenüber der Bevölkerung". Russland versuche Druck auf die Menschen auszuüben, so Reisner. Dahinter stecke das "Kalkül, dass dieser Druck dann weiter von der Bevölkerung auf die politische Führung der Ukraine übertragen wird".
    Aftermath of a Russian missile attack at outskirts of Odesa
    Nach russischen Luftangriffen sind mehr als eine Million Ukrainer von der Stromversorgung abgeschnitten – und das bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt.28.11.2024 | 2:21 min

    ... zu Putins Drohung, die Rakete "Oreschnik" auch gegen Kiew einzusetzen

    Russlands Präsident Wladimir Putin drohte kürzlich, die erstmals vor einer Woche eingesetzte "Oreschnik"-Hyperschallrakete auch gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew einzusetzen. Damit sendet Russland laut Oberst Reisner eine klare Botschaft:

    Es ist ein Zeichen, dass man neue Waffen hat, trotz der Sanktionen, die man jederzeit einsetzen kann.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Beim Einsatz der Mittelstrecken-Rakete "Oreschnik" gehe es dabei nicht so sehr um die Zerstörung, die die Rakete anrichte, sondern um ein klares Zeichen gegenüber Europa. Das gehöre zum Krieg im "Informationsraum".
    Faber: "Zeichen der Schwäche" für Russland
    Putin sehe, "dass er in der Ukraine nicht wirklich vorankommt" und sogar auf "nordkoreanische Truppen angewiesen ist", so Marcus Faber (FDP), Vorsitzender im Verteidigungsausschuss.29.11.2024 | 5:50 min
    Bei der Bedrohung von Kiew durch Mittelstreckenraketen heißt die Warnung Putins nach Ansicht Reisners außerdem:

    Wenn ihr euch nicht bewegt, so wie wir das wollen, dann wird dieser Krieg weiter eskalieren.

    Markus Reisner, Militärexperte

    ... zur Lage an der Front

    In den vergangenen Tagen seien die russischen Truppen in der Oblast Donezk immer weiter vorgestoßen, so Oberst Reisner. Um Kurachowe bilde sich ein Kessel. Man müsse damit rechnen, dass die Stadt in den kommenden Tagen, Wochen oder in einem Monat fallen werde.

    Man erkennt, dass die Russen versuchen, nördlich von Kurachowe weiter vorzustoßen.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Damit wolle man möglicherweise Pokrowsk südlich umgehen und sich somit einen Kampf um die Stadt selbst ersparen.
    SGS-Coerper-Slomka
    Mit "durchkomponierten Inszenierungen" hätte sich Putin auf seiner Pressekonferenz für die jüngsten Angriffe auf die Ukraine "gebrüstet", so Russland-Korrespondent Armin Coerper.28.11.2024 | 2:38 min

    ... zum Einsatz nordkoreanischer Soldaten

    In der russischen Grenzregion Kursk sollen bereits Tausende Soldaten aus Nordkorea angekommen sein. Unklar ist nach Einschätzung von Reisner aber, ob sie bereits gegen die ukrainische Armee kämpfen:

    Es gibt bis jetzt keinerlei wirkliche Beweise, dass nordkoreanische Soldaten an der Front eingesetzt sind.

    Markus Reisner, Militärexperte

    Um den Fronteinsatz nordkoreanischer Soldaten gehe es aber auch nicht, glaubt Reisner. Russland habe etwa 640.000 Mann im Einsatz. Die Zahl der Nordkoreaner sei da "verschwindend gering".
    Bei der Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland geht es - laut Reisner - eher um das Zeichen, das Russland sendet:

    Die Botschaft ist, 'wir haben die besseren Verbündeten, wir haben Nordkorea, das uns nicht nur zum zweiten Mal mittlerweile drei Millionen Artilleriegranaten liefert, sondern sogar Soldaten zur Verfügung stellt'.

    Markus Reisner, Militärexperte

    US-Präsident Joe Biden
    US-Präsident Biden hat der Ukraine erneut Unterstützung zugesichert. Bis zur Amtsübergabe an Trump wolle er die Ukraine in eine bestmögliche Verhandlungsposition bringen.29.11.2024 | 0:21 min
    Russland wolle damit zeigen, dass es "die besseren Verbündeten" habe als die Ukraine, die "um jede Munitionslieferung, um jedes Waffensystem bitten und betteln muss".
    Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Christina von Ungern-Sternberg. Zusammengefasst hat es ZDF-Redakteur Stefan Schrötke.
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    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Liveblog
    Quelle: ZDF
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