Baerbock in Zentralasien: Auf der Suche nach neuen Partnern

    Baerbock in Zentralasien:Auf der Suche nach neuen Partnern

    ZDF-Korrespondentin Patricia Wiedemeyer
    von Patricia Wiedemeyer
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    Außenministerin Baerbock ist zu einem Besuch nach Zentralasien gereist. Es ist ein Versuch, neue Partner zu finden und sich von Russland und China unabhängiger zu machen.

    Wenn die letzten Monate eines gelehrt haben, dann die Tatsache, dass Abhängigkeiten  zum Beispiel im Energiebereich besser verteilt werden müssen. Mit ein Grund für den Besuch von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Kasachstan und Usbekistan. 
    Zuerst geht es nach Kasachstan, Deutschlands wichtigstem Handelspartner in Zentralasien. Über 200 deutsche Unternehmen sind bereits dort vertreten, erstmals reist die Außenministerin mit einer Wirtschaftsdelegation. 

    In Kasachstan verhandelt Baerbock über Energielieferungen

    Natürlich geht es um Energie. Platz für Solarfelder bietet die riesige Steppe - außer Kamelen ist dort bis zum Horizont kaum etwas zu sehen - Chancen ohne Ende, eigentlich. Doch nach wie vor ist das Problem, dass die Leitungen und Speicherkapazitäten fehlen, um mehr Strom nach Europa zu transportieren. 
    Zudem verfügt Kasachstan über große Erdöl- und Gaskapazitäten, also ein möglicher neuer Partner für die EU, für Deutschland? Noch wird ein Großteil nach Russland exportiert. Wie verlässlich ist also solch ein Land, das enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland und China pflegt, ebenso zu Europa und den USA, an einer sogenannten multivektoriellen Außenpolitik festhält? 
    ZDF-Korrespondentin Patricia Wiedemeyer in der kasachischen Hauptstadt Astana
    Auf ihrer Zentralasien-Reise wolle Außenministerin Baerbock politische und wirtschaftliche Zeichen setzen, da die Staaten "enorme Rohstoffschätze haben", so ZDF-Korrespondentin Patricia Wiedemeyer.31.10.2022 | 3:15 min

    Usbekistan verfügt über erhebliche Ressourcen

    Ähnliches gilt für Usbekistan, das zweite Land, das Außenministerin Baerbock besuchen wird. Hier sind die Bindungen an Russland noch größer, an der Abstimmung zur UN-Resolution zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nahm Usbekistan nicht teil oder enthielt sich. 
    Aber auch Usbekistan verfügt über erhebliche Ressourcen an Erdgas, Erdöl, Kupfer, Gold, Uran und seltenen Metallen. Um sich von Russland und vor allem auch von China unabhängiger zu machen, muss Deutschland neue Partner finden, dieser Besuch ist ein erster Versuch. 

    Staaten Zentralasiens zwischen den Stühlen?

    Zudem aber will Baerbock mit dieser Reise ein Zeichen setzen, dass Deutschland sich nicht abwendet, sondern im Gegenteil mit Zentralasien verbunden bleibt.

    Russlands Krieg stellt alle Nachfolgestaaten der Sowjetunion vor die Frage, ob auch ihre Staatlichkeit irgendwann zur Disposition gestellt werden könnte.

    Außenministerin Annlena Baerbock

    Die Staaten Zentralasiens hätten immer die Hoffnung gehabt, eine Brücke zwischen Russland, China und Europa zu sein, nun sähen sie sich zwischen allen Stühlen, so Baerbock weiter.  
    Zentralasien enger an Europa zu binden, vielleicht die engen Beziehungen zu Russland zu lösen, Wirtschaftsbeziehungen ausbauen, Abhängigkeiten bei Energie und Rohstoffen auf mehr Länder verteilen, das ist das Ziel. Der Besuch der Außenministerin, er ist von wirtschaftlichem und geopolitischem Interesse für Deutschland, für Europa. 
     

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