Nato-Erweiterung:US-Außenminister stößt in Ankara auf Granit

    Nato-Erweiterung:US-Außenminister stößt in Ankara auf Granit

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    US-Außenminister Blinken ist in Ankara beim Thema Nato-Erweiterung keinen Schritt vorangekommen. Von türkischer Seite hieß es, vor allem Schweden tue noch nicht genug.

    Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (r.) mit seinem US-Kollegen Antony Blinken auf einer Pressekonferenz in Ankara.
    Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (r.) mit seinem US-Kollegen Antony Blinken auf einer Pressekonferenz in Ankara.
    Quelle: dpa

    US-Außenminister Antony Blinken hat bei einem Besuch in der Türkei mit Nachdruck für eine baldige Aufnahme Schwedens und Finnlands in die Nato geworben. Die USA seien für eine Aufnahme "so schnell wie möglich", sagte Blinken bei einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu in Ankara. Zugleich erklärte Blinken, seine Regierung unterstütze die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Türkei.

    Ankara: Schweden muss mehr tun

    Cavusoglu sagte auf einer Pressekonferenz mit Blinken, die Türkei könnte bereit sein, dem Beitritt beider Länder zuzustimmen. Es seien aber immer noch PKK-Anhänger in Schweden - Stockholm toleriere Unterstützung für die in der Türkei verbotene Kurdische Arbeiterpartei.
    Der türkische Außenminister erkannte zwar an, dass Schweden Forderungen Ankaras teilweise entgegen gekommen sei. Es müsse aber mehr tun, um "unser Parlament und Volk zu überzeugen".
    Symbolbild - Schweden und Finnland treten NATO bei
    24.01.2023 | 5:43 min
    Im Januar sorgte eine Koran-Verbrennung vor der türkischen Botschaft in Stockholm für Empörung in Ankara:

    Blinken stellt F-16-Kampfjets in Aussicht

    Blinken machte die Bereitschaft seines Landes deutlich, der Türkei Kampfjets vom Typ F-16 zu liefern. Da die Türkei ein "Verbündeter und Partner der Nato ist, liegt dies in unserem nationalen Interesse und im Interesse (...) des Bündnisses", sagte Blinken bei der Pressekonferenz.
    Einen Zeitplan für die Lieferung könne er jedoch nicht nennen, da der US-Kongress darüber entscheide. Der Verkauf der F-16-Kampfflugzeuge wird vom US-Kongress wegen der Menschenrechtslage in der Türkei und Ankaras Drohgebärden gegen Griechenland schon seit langem blockiert.

    Cavusoglu: Nato-Erweiterung und Kampfjets nicht verknüpfen

    Cavusoglu wiederum betonte, es sei "unfair, den Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands zur Bedingung für die F-16 zu machen". Das seien "zwei verschiedene Dinge", der Türkei dürften nicht die Hände gebunden sein.
    Die Türkei hat bereits 1,4 Milliarden US-Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro) für eine Bestellung von modernen F-35-Kampfflugzeugen aus den USA gezahlt, die nie ausgeliefert wurden. Der Vertrag war 2019 von den USA eingefroren worden, nachdem Ankara das russische Raketenabwehrsystem S-400 gekauft hatte. Ankara pochte daraufhin auf eine Entschädigung und forderte zumindest die Lieferung von Kampfjets einer älteren Generation (F-16).

    Erdbeben-Hilfe Thema bei Treffen zwischen Blinken und Erdogan

    Die erste Reise des US-Außenministers in die Türkei seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren stand auch im Zeichen des verheerenden Erdbebens im syrisch-türkischen Grenzgebiet vor zwei Wochen. Blinken versprach zusätzliche US-Hilfe im Umfang von 100 Millionen Dollar. Gemeinsam mit Cavusoglu überflog der US-Außenminister am Sonntag das Katastrophengebiet.
    Vor seiner Weiterreise nach Athen traf Blinken auch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einem etwa eineinhalb Stunden langen Gespräch am Flughafen von Ankara. Dabei sicherte Blinken die weitere Unterstützung der USA nach dem Erdbeben zu, wie US-Außenamtssprecher Ned Price mitteilte. Blinken und Erdogan sprachen demnach auch über Unterstützung für die Ukraine und vereinbarten eine "engere" Zusammenarbeit ihrer Länder in den Bereichen Verteidigung, Energie und Handel.
    US-Außenminister Blinken sagt weitere Hilfen für die Erdbebengebiete zu:
    Quelle: AP, AFP, dpa
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