Regenwald-Abholzung in Brasilien: Lulas erster Rückschlag

    Regenwald-Abholzung in Brasilien:Lulas erster Rückschlag im Amazonas

    von Tobias Käufer, Rio de Janeiro
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    Brasiliens Präsident Lula hatte eine Null-Abholzungsstrategie versprochen. Stattdessen erreicht die Regenwaldvernichtung im Februar einen Höchstwert. Ein erster Rückschlag.

    Abholzung im Amazonas
    Die Abholzung im Amazonas erreichte im Februar einen Höchstwert für diesen Monat seit Beginn der Datenerhebung.
    Quelle: dpa

    Seit Anfang des Jahres ist Brasiliens neuer linksgerichteter Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (77) im Amt. Eines seiner zentralen Wahlkampfversprechen an die Menschen im größten lateinamerikanischen Land und auch an den Rest der Welt ist die Umsetzung einer Null-Abholzungsstrategie im für das Weltklima so wichtigen Amazonas-Regenwald.
    Lula versprach nach vier Jahren Präsidentschaft unter dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro eine fundamentale Kehrtwende. Bolsonaro hatte während seiner Amtszeit Umweltvorschriften und indigene Rechte abgebaut. Unter Bolsonaro waren die Abholzungszahlen zunächst wieder angestiegen, im letzten seiner vier Jahre sind die Abholzungszahlen allerdings wieder gesunken.

    Hoffnungsträger Lula?

    Die Hoffnung, dass Lula sein Versprechen hält, ist vor allem in Europa und in den USA groß. Die deutsche Bundesregierung stellte hohe Soforthilfen zur Verfügung, um Lula einen optimalen Start bei seinem Vorhaben zu ermöglichen. Die Ministerin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sagte im Januar 2023:

    Insgesamt unterstützt das BMZ die neue brasilianische Regierung in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit mit 200 Millionen Euro.

    Svenja Schulze, Bundesentwicklungsministerin

    Brasilien: Abholzungszahlen im Februar 2023 gestiegen

    Doch nun überraschen Abholzungszahlen im Februar. Von einer historisch hohen Marke berichten die brasilianischen Medien unter Berufung auf das Institut für Weltraumforschung (Inpe), das die Situation im Regenwald überwacht. Allein bis zum 17. Februar seien 209 Quadratkilometer abgeholzt wurden. Das wäre der höchste Wert für diesen Monat seit Datenerhebungsbeginn, kommentiert das Magazin "Oeste".
    Die Zahlen überraschen auch deshalb, weil es zuvor im Januar einen spürbaren Rückgang der Abholzung um 61 Prozent gegeben habe. Ein Erfolg, den die Regierung für sich in Anspruch nahm und der auch medial wahrgenommen wurde.

    Rückschlag für brasilianische Regierung

    Sowohl für die neue brasilianische Regierung, als auch für deren internationale Unterstützungen sind diese Zahlen ein Rückschlag. Dass die Abholzung unter Lula im Februar nun sogar über der von Bolsonaro liegen könnte, ist eine böse Überraschung für alle Beteiligten.
    Umweltministerin Marina Silva, die als unbestechlich gilt und schon einmal wegen Differenzen über die Ausrichtung von Lulas Umweltpolitik in dessen zweiter Amtszeit (2007 – 2010) zurücktrat, äußerte sich erschrocken über die neuen Zahlen, kündigte aber Gegenmaßnahmen an.

    Selbst in der Regenzeit wird der Wald abgeholzt. Das ist eine Art Rache für die Maßnahmen, die bereits vor Ort ergriffen wurden. Und wir werden weiterarbeiten, das ist unser Ziel.

    Marina Silva, Brasiliens Umweltministerin

    Höchste Verluste tropischen Regenwaldes
    ZDFheute Infografik
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    Illegale Aktionen von Holzfällern und Goldsuchern

    Silva sprach von kriminellen Aktionen der Holzfäller und Goldsucher in der Region, ohne dabei auf Details einzugehen. Silva kritisierte auch noch einmal indirekt die Vorgängerregierung: "Die Daten sind transparent. Die Menschen haben Zugang zu den Daten in Echtzeit."
    Die neuen Februar-Zahlen setzen nun alle Beteiligten unter Zugzwang, es nicht nur bei Ankündigungen und dem Einsammeln von Fördermilliarden vor allem aus dem Westen zu belassen, sondern auch Resultate vorzulegen.

    Wir müssen in die Bekämpfung der Klimakrise investieren wie in den Ukraine-Krieg.

    John Kerry, Klima-Sondergesandter der USA

    US-Klima-Sondergesandter stärkt Lula den Rücken

    Zunächst einmal aber wächst die Zahl derjenigen Länder, die ihre Unterstützung zusagen. In dieser Woche weilte John Kerry in Brasilien. Der Klima-Sondergesandte der USA stärkte in zahlreichen Gesprächen mit den Regierungsvertretern der neuen Mannschaft um Lula da Silva den Rücken.
    Er habe gespürt, dass die Verantwortlichen die Situation wirklich verbessern wollen und nicht nur darüber sprechen, sagte Kerry und stellte weitere Hilfen in Aussicht, um die neue Regierung bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Er rief auch China, den größten Soja-Importeur aus Brasilien, dazu auf, sich an den Maßnahmen zu beteiligen.

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