Die Bundesversammlung hat Bundespräsident Steinmeier wiedergewählt. Seit 1949 gab es zwölf Männer, die dieses Amt innehatten. Wer sie sind oder wer sie waren - ein Überblick.
Der Brückenbauer: Frank-Walter Steinmeier (2017- heute), SPD
Frank-Walter Steinmeier steht ein für Deutschlands Geschichte.
Frank-Walter Steinmeier ist Bürgerpräsident und gleichzeitig Brückenbauer. Er wird parteiübgreifend respektiert und warb in der Corona-Pandemie für Vorsicht, Impfung und Zusammenhalt.
- Innenpolitisch beweist sich Steinmeier 2017, als Jamaika-Träume platzen. Der Bundespräsident wird zum Vermittler und bugsiert die SPD in eine weitere, ungeliebte Große Koalition.
- Außenpolitisch setzt er sich für mehr deutsche und europäische Verantwortung in der Welt ein.
Der Parteilose: Joachim Gauck (2012-2017)
Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften und ersten parteilosen Bundespräsidenten.
- Mitinitiator der Prager Erklärung und der Erklärung über die Verbrechen des Kommunismus
- Gauck war Vorsitzender des "Vereins gegen Vergessen - Für Demokratie"
"Die Freiheit der Erwachsenen heißt Verantwortung" - unter dieser Leitlinie ermutigte Gauck die Menschen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.
Der Jüngste: Christian Wulff (2010-2012), CDU
Christian Wulff wurde mit 51 Jahren zum jüngsten Bundespräsidenten gewählt.
- "Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland": Im Oktober 2010 hält Wulff eine Rede, die zum Symbol seiner Präsidentschaft werden soll.
- Der Anfang vom Ende seiner Amtszeit ist die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Wulff wegen Korruptionsverdachts.
Nach nur 598 Tagen im Amt gab Wulff seinen Rücktritt bekannt. Ein Privatkredit und ein Skandal-Anruf hatten ihn zu Fall gebracht.
Der Unbequeme: Horst Köhler (2004-2010), CDU
Horst Köhler wollte ein unbequemer Bundespräsident sein. Das brachte ihm in der Bevölkerung Sympathiepunkte ein.
- Innenpolitisch widmete er sich vor allem der Frage, wie zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen werden können.
- Außenpolitisch machte er sich für eine menschliche Globalisierung mit verlässlichen Regeln stark. Deshalb setzte er sich für die Armutsbekämpfung ein.
Nach einer umstrittenen Äußerung über die Rechtfertigung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr trat er mit sofortiger Wirkung zurück.
Der Versöhner: Johannes Rau (1999-2004), SPD
Johannes Raus Amtszeit stand, wie schon seine Zeit als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, unter dem Motto "Versöhnen statt Spalten".
- Rau setzte sich für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und für Minderheiten ein.
- In seiner ersten Berliner Rede plädierte er für eine geregelte Einwanderungspolitik.
Der Weg zu seiner Wahl war steinig. Die Zeitungen schrieben, er sei zu alt. Dass sich die Bundesversammlung nicht für eine Frau und niemandem aus dem Osten entschied, wurde kritisiert.
Der Reformer: Roman Herzog (1994-1999), CDU
Roman Herzog war der erste Bundespräsident, der von Anfang an seinen Amtssitz in Schloss Bellevue hatte.
- Außenpolitisch setzte er sich dafür ein, dass das wiedervereinigte Deutschland auch international Verantwortung übernehme.
- 1996 sprach er sich gegen alle Ansprüche auf ehemalige deutsche Ostgebiete aus, wodurch er sich bei den Vertriebenen nicht nur Freunde machte.
Sein Wort vom "Ruck", der durch Deutschland gehen müsse, blieb vielen im Gedächtnis. 1997 hatte er mit diesem Begriff mehr Reformbereitschaft und Änderungswillen angeregt.
Der Politische: Richard von Weizsäcker (1984-1994), CDU
Richard von Weizsäcker hielt seine bekannteste Rede am 40. Jahrestag des Kriegsendes. Darin wies er darauf hin, dass der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung war.
- Er sprach sich für Aussöhnung mit der Sowjetunion und der DDR aus. Er empfand sich als Präsident aller und sprach daher auch zu den Bürgern der DDR.
- Nach dem Mauerfall setzte er sich für Berlin als Hauptstadt des vereinigten Deutschlands ein.
Der Umstrittene: Karl Carstens (1979-1984), CDU
Nachdem die CDU Karl Carstens als Kandidat aufstellte, warf die Presse ihm seine frühere nominelle NSDAP-Mitgliedschaft vor. Trotzdem gewann Carstens die Wahl 1979.
- Innenpolitisch sind seine Wanderungen durch die Bundesrepublik bekannt und die von ihm gestiftete Eichendorff-Plakette für Wandervereine.
- Außenpolitisch gab er den guten Beziehungen zu den USA Vorrang.
Der Zielstrebige: Walter Scheel (1974-1979), FDP
Walter Scheel erlangte 1973 große Bekanntheit, als er für die Aktion Sorgenkind (heute: Aktion Mensch) das Lied "Hoch auf dem Gelben Wagen" auf Schallplatte sang.
- Innenpolitisch setzte Scheel sich für mehr soziale Mitwirkungsrechte ein. Oft wandte er sich an junge Menschen, die aus den Verfehlungen der älteren Generationen lernen sollten.
- Außenpolitisch betonte er die Bedeutung eines geeinten Europas für den Erhalt von Frieden und Demokratie.
1976 ordnete er Richard Wagner gleichberechtigt in eine Reihe anderer bekannter Komponisten ein und wies darauf hin, dass die Deutschen gelernt haben sollten, sich weder einem Mann, einem Werk oder einer Nation völlig zu unterwerfen. Damit erteilte er dem Wagner-Mythos eine klare Absage.
Der Bürgernahe: Gustav Heinemann (1969-1974), SPD
Gustav Heinemann sagte in einem Interview, er wolle lieber ein "Bürgerpräsident" sein als ein "Staatspräsident". Deshalb führte er die Tradition ein, zu Neujahrsempfängen auch "einfache" Bürger einzuladen.
- Innenpolitisch betonte er, wie wichtig es sei, dass sich die Menschen aktiv für freiheitliche Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen.
- Außenpolitisch setzte er sich für die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarländern und die Förderung des Friedens in Europa ein.
Der Architekt: Heinrich Lübke (1959-1969), CDU
Als ehemaliger NS-Verfolgter wurde Heinrich Lübke 1945 mühelos "entnazifiziert". Gegen Ende seiner zweiter Amtszeit startete die DDR aber eine Kampagne gegen ihn, in der sie ihn wegen seiner Tätigkeit für das Architekturbüro Schlempp als "KZ-Baumeister" diffamierte.
- Innenpolitisch wollte er die SPD in Regierungsverantwortung einbeziehen. Das wurde in Form der Großen Koalition zwischen 1966 und 1969 Realität.
- Außenpolitisch machte er sich für die Entwicklungshilfe stark und die Bekämpfung des Hungers in der Welt.
Der Erste: Theodor Heuss (1949-1959), FDP
1949 wurde Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten gewählt. Vielen erschien er als idealer Bundespräsident, so dass man 1959 eine Grundgesetzänderung erwog, um ihm eine dritte Amtszeit zu ermöglichen. Diesen Plan lehnte Heuss aber ab.
- Innenpolitisch war seine wohl bekannteste Handlung die Bestimmung der Nationalhymne.
- Außenpolitisch versuchte Heuss das schlechte Ansehen Deutschlands in der Weltöffentlichkeit zu verbessern.
- Bundespräsident
Der Bundespräsident wird von der Bundesversammlung alle fünf Jahre gewählt. Als oberster Vertreter Deutschlands hat er vor allem repräsentative Aufgaben. New...