Weltfrauentag: Der Anti-Feminismus der AfD

    Anti-Feminismus von rechts:Wie sich die AfD "echte Frauen" vorstellt

    von David Gebhard und Julia Klaus
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    Die AfD propagiert ein reaktionäres Frauenbild, "Feminismus heute ist Krebs", sagt einer ihrer Spitzenleute. Wie steht die AfD zu Frauenrechten? Ein Blick darauf zum Weltfrauentag.

     Baden-Württemberg, Rottweil: Parteimitglieder der AfD-Baden-Württemberg stimmen während des Landesparteitags in der Stadthalle mit ihren «Ja!» Stimmzetteln ab. Der Sonderparteitag der Südwest-AfD konnte wegen der Überfüllung der Stadthalle nicht wie geplant pünktlich begonnen werden
    Die AfD ist eine stark von Männern geprägte Partei. Viele Mitglieder haben eine klare Vorstellung davon, wie "echte" Frauen und Männer sein sollten und wie sie sich unterscheiden.07.03.2024 | 3:27 min
    Die AfD ist eine Männer-Partei. Bei der letzten Bundestagswahl waren zwei Drittel ihrer Wähler männlich. Bei den Gewählten sieht es ähnlich aus: Der Frauenanteil der AfD-Fraktion im Bundestag liegt bei knapp zwölf Prozent. Ihr Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, sagt Sätze wie:

    Echte Männer sind rechts. Und als echte Männer wollen wir echte Frauen haben.

    Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für Europawahl

    Doch wer ist aus Sicht der AfD eine "echte Frau"? Und wie blickt die Partei auf Frauenthemen?
    Anna Leisten, Brandenburger Chefin der AfD-Jugend, thematisierte das in einem Vortrag: "Ich als junge rechte Frau stelle mir oft die Frage: Was bedeutet eigentlich Weiblichkeit für mich?" Ihre Antwort: "Ich mache mich gerne für besondere Anlässe zurecht, kaufe mir gerne schöne Kleider oder probiere gerne neue Kosmetikprodukte aus." Deutsche Frauen sieht sie vor allem durch kriminelle Migranten bedroht und behauptet:

    Die Grenzschließung und die Abschiebung von Migranten müsste somit eigentlich jeder angeblichen Feministin eine Herzensangelegenheit sein.

    Anna Leisten, JA-Vorsitzende Brandenburg

    Leisten, die mittlerweile vielen in ihrer eigenen Partei als zu radikal gilt, stellt Migranten hier pauschal als Bedrohung dar und diskriminiert sie damit. Dass "echte Frauen rechts" seien, behauptet indes auch eine Online-Kampagne der AfD-Jugend, die mit KI generierte Frauengesichter zeigt:
    Junge Alternative Baden-Württemberg
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    Vater, Mutter, Kinder als "Keimzelle der Gesellschaft"

    Zu Familien- und Frauenthemen hat auch die AfD spezielle Ansichten. In ihrem Grundsatz- und ihrem Europawahlprogramm propagiert die Partei eine Rückkehr zur "traditionellen Familie", bestehend aus Vater, Mutter und Kindern. Abtreibungen sollten "die absolute Ausnahme" und auf keinen Fall "zu einem Menschenrecht" werden. Familie und Ehe bezeichnet ihr Programm als "Keimzelle der Gesellschaft" - ein Begriff, der auch in der NS-Zeit benutzt wurde, um die Geburtenrate nach oben zu treiben.
    Alice Weidel bei der Fraktionssitzung der AfD
    Alice Weidel führt die AfD - also die Partei, die in den Umfragen lange zulegte, jetzt aber wieder Verluste erleidet. Wohin steuert sie die AfD?25.02.2024 | 3:58 min

    Geburten statt Zuwanderung gegen Fachkräftemangel?

    Frauen sollen mehr Kinder bekommen, das fordert die AfD schon lange. "Neue Deutsche? - Machen wir selber" warb die Partei 2017. Aus AfD-Sicht soll das auch den Fachkräftemangel beheben. Doch geht diese Rechnung auf? Damit die Bevölkerung eines Landes wie Deutschland - ohne Zuwanderung - nicht schrumpft, müssen etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden, rechnet das Statistische Bundesamt. In Deutschland lag die Geburtenrate 2022 bei 1,46 Kindern pro Frau.
    Auf Nachfrage schreibt die Behörde, dass selbst bei einem "raschen Anstieg" der Geburtenrate auf 2,1 Kinder je Frau "die Zahl der Menschen im Erwerbsalter ohne die Nettozuwanderung kontinuierlich sinken" würde. Auch zwei Kinder je Frau würden demnach nicht reichen. Und selbst wenn junge Menschen jetzt mehr Kinder bekommen, wirkt sich das erst in mehreren Jahren auf den Arbeitsmarkt aus - gegen den akuten Fachkräftemangel bringt das wenig.
    Nicole Höchst
    Die AfD-Abgeordnete Nicole Höchst dürfte Parteivorsitzende werden wollen. Im ZDF-Interview kritisiert sie Frauenquoten und - so wörtlich - "Tittensozialismus".26.11.2019 | 1:32 min

    Gegen "Tittensozialismus" - Feminismus als "Krebs"

    AfD-Funktionäre fallen immer wieder mit Aussagen auf, wie Männer und Frauen angeblich sind oder sein müssen - und was schädlich für Gesellschaft und Kultur sei. Die Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst kritisierte im ZDF schon mal einen angeblichen "Tittensozialismus", worunter sie einen Zwang durch Frauen versteht, "für andere Frauen durchzusetzen, dass sie erwerbstätig sein müssen". In einer Bundestagsrede behauptete sie 2018:

    Die strukturelle Benachteiligung von Frauen gleicht einem Yeti: Jeder spricht darüber, aber noch niemand hat ihn ernsthaft gesehen.

    Nicole Höchst, AfD-Bundestagsabgeordnete

    Die Fakten, wonach Frauen damals - auch bedingt durch Teilzeit - im Durchschnitt 19 Prozent weniger als Männer verdienten und selbst bei identischen Jobs eine Lohnlücke von fast sechs Prozent blieb, ignorierte Höchst. Auch sechs Jahre später hat sich daran wenig geändert.
    Der durch polemische Vergleiche bekannte EU-Abgeordnete und achtfache Vater Maximilian Krah verunglimpft den heutigen Feminismus gar als "Krebs":
    Maximilian Krah, AfD
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    Beim politischen Aschermittwoch im Februar pöbelte er:

    Feministinnen sind alle hässlich und grässlich.

    Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für Europawahl

    Wie steht die AfD-Vorsitzende Alice Weidel zu solchen Aussagen? Auf ZDF-Anfrage reagiert sie ausweichend: "Sie können sich sicher vorstellen, dass wir das intern schon besprochen haben und ich mich öffentlich dazu nur ungern äußern möchte."
    Ein groteskes Bild von Feministinnen zeichnete auch die AfD Sachsen. Ein Social-Media-Post stellte eine aus AfD-Sicht "moderne 'befreite' Feministin" als übergewichtig und unzufrieden dar, mit 22 habe sie "schon die dritte Abtreibung" hinter sich und sei "stolz darauf". Demgegenüber steht laut AfD Sachsen die "traditionelle Frau": mit schlanker Figur und reiner Haut. Was sie sonst noch ausmache: "Lebt Familie, ist stolz, für ihre Kinder zu leben, unterstützt ihren Mann in Liebe". Nach heftiger Kritik hat die sächsische AfD den Anti-Feminismus-Beitrag zwar gelöscht, doch auf anderen AfD-Kanälen wird er weiter verbreitet.

    Höcke: "Mannhaft werden" bedeutet "wehrhaft werden"

    Die AfD hat klare Vorstellungen davon, wie Frauen sein sollten - die Rolle von Männern hat der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke in einer Rede 2015 so beschrieben:

    Wir müssen unsere Männlichkeit wiederentdecken. Denn nur, wenn wir unsere Männlichkeit wiederentdecken, werden wir mannhaft. Und nur, wenn wir mannhaft werden, werden wir wehrhaft. Und wir müssen wehrhaft werden!

    Björn Höcke, AfD-Vorsitzender Thüringen

    Die Extremismusforscherin Julia Ebner sieht in solchen Aussagen historisch problematische Parallelen:

    Die Kernessenz dieser Geschlechtervorstellungen des Mannes, der hart und wehrhaft ist, und der Frau, die sanft und hingabevoll ist, ist zutiefst faschistisch. Da zeigt sich eine Parallele zu faschistischen Geschlechterideologien, die es in unterschiedlichen Regimen des letzten Jahrhunderts gab.

    Julia Ebner, Extremismusforscherin

    Fazit: Sowohl die AfD-Programme als auch Aussagen ihrer Abgeordneten legen nahe, dass die Partei die Zeit für Frauen in puncto Gleichberechtigung zurückdrehen möchte.

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