Weiter Streit um Bezahlkarte für Asylbewerber

    Ampel-Koalition uneins:Weiter Streit um Bezahlkarte für Asylbewerber

    |

    Im Koalitionsstreit um die Bezahlkarte für Asylbewerber stehen die Grünen in der Kritik. Diese halten die Regeln für ausreichend, um die Karte wie geplant bundesweit einzuführen.

    SGS-Hinterleitner
    In der Koalition ist man sich uneins bezüglich der Bezahlkarten für Asylbewerber. Können sich die Parteien auf eine bundesweit einheitliche Lösung einigen? Aus den Bundesländern kommt Kritik.19.02.2024 | 1:59 min
    SPD-Politiker üben im Koalitionsstreit über eine bundesgesetzliche Regelung für eine Bezahlkarte für Asylbewerber scharfe Kritik an den Grünen. "Wir müssen den Bundesländern bei der Bezahlkarte jetzt Rechtssicherheit verschaffen", sagte Dirk Wiese, Vize-Vorsitzender der Bundestagsfraktion der SPD. Diese sei den Ländern schon im vergangenen November zugesagt worden. Auch die FDP drängt zu einer Gesetzgebung, die Grünen indes sehen die Bundesländer am Zug.
    14 von 16 Bundesländern hatten sich Ende Januar auf ein gemeinsames Vergabeverfahren zur Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber geeinigt, das bis zum Sommer abgeschlossen sein soll.  Mit ihr sollen Geflüchtete einen Teil der ihnen zustehenden Leistungen als Guthaben statt per Barauszahlung erhalten.
    Mann bezahlt im Supermarkt mit einer Bezahlkarte
    Mit einer Bezahlkarte statt Bargeld sollen Asylbewerber künftig bestimmte staatliche Leistungen beziehen können. Doch das bringe kaum Fortschritte in der Asylkrise, so Experten.06.02.2024 | 8:54 min
    Die FDP argumentiert, dass das derzeit aber nur für einen Teil der Asylbewerber möglich ist und für jene, die außerhalb von Aufnahmeeinrichtungen wohnen, stattdessen Geldleistungen vorgeschrieben sind. Es bedürfe einer Bundesregelung, um dies zu vereinheitlichen.

    Grüne: Länder können bereits Bezahlkarte einführen

    Die Grünen halten die bestehenden rechtlichen Regelungen für ausreichend, um die Bezahlkarte wie geplant bundesweit einzuführen. Daher wollten sie geplante Gesetzesänderungen etwa im Asylbewerberleistungsgesetz, die kommende Woche im Bundestag verabschiedet werden sollten, nicht mittragen.
    André Berghegger | Hauptgeschäftsführer Deutscher Städte- und Gemeindebund
    Die Bezahlkarte für Asylsuchende sei ein "wesentlicher Baustein", um die Migration und Integration "voranzubringen", so André Berghegger vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.05.02.2024 | 4:36 min
    "Dass die Länder die rechtlichen Möglichkeiten haben, die Bezahlkarte einzuführen, ist seit Monaten Haltung des Kanzleramtes und in der Koalition besprochen", sagte Andreas Audretsch, stellvertretender Grünen-Fraktionsvorsitzender, dem Berliner "Tagesspiegel". In Hamburg würden Bezahlkarten seit Donnerstag ausgegeben, in Bayern solle die Bezahlkarte in zwei Wochen starten.

    Was dieses Hin und Her auf den letzten Metern soll, verstehen wir nicht. Das ist schlechtes Management.

    Andreas Audretsch, stellvertretender Grünen-Fraktionsvorsitzender

    Saarlands Regierungschefin kritisiert Ampel-Streit

    Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte dem "Tagesspiegel", es müsse möglich sein, innerhalb der Ampel-Koalition einen Kompromiss mitzutragen, der zwischen der Bundesregierung und Landesregierungen unterschiedlichster Couleur abgestimmt ist. Unter Anspielung auf den CDU-Parteichef fügte sie hinzu:

    Beim Asylthema macht Friedrich Merz schon genug Chaos, da braucht es nicht auch noch Bedenkenträger innerhalb der Regierungsfraktionen.

    Anke Rehlinger, saarländische Ministerpräsidentin

    Union fordert Verlässlichkeit und zügige Umsetzung

    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte der "Bild"-Zeitung, von einem gemeinsamen Beschluss aller 16 Bundesländer mit dem Bundeskanzler und der Bundesregierung erwarte man Verlässlichkeit und eine zügige Umsetzung. "Wenn nicht, wird das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundespolitik weiter beschädigt", kritisierte er.
    sgs-hju
    "Wer das Asylrecht erhalten will, der muss den Missbrauch verhindern", sagt Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, über die geplante Bezahlkarte für Flüchtlinge. 01.02.2024 | 4:53 min
    Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) forderte ein Machtwort des Kanzlers. Der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Stracke (CSU), sagte der "Welt", der Ampel-Streit um die Bezahlkarte für Asylbewerber sei ein weiterer Beweis dafür, dass die Koalition in der Migrationspolitik so gut wie handlungsunfähig sei.
    Quelle: epd, KNA, dpa

    Mehr zu Migration