Warum steht der Müllermilch-Chef in der Kritik?

    Molkerei-Milliardär mit AfD-Nähe:Warum der Müller-Chef in der Kritik steht

    ZDFheute Update - Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Molkerei-Inhaber Theo Müller steht wegen seiner Nähe zu AfD-Chefin Alice Weidel in der Kritik. Was haben beide miteinander zu tun und wie reagiert er auf den Gegenwind?

    Unternehmensgruppe Theo Müller.
    Ein Werk der Unternehmensgruppe Theo Müller. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Molkerei-Inhaber Theo Müller, der Mann hinter dem Erfolg der Müllermilch und dem Joghurt mit der Ecke, gibt selten Interviews. Stattdessen scheint sein Erfolg für ihn zu sprechen. Aus einem kleinen Betrieb hat er einen internationalen Konzern gemacht und damit Unmengen an Geld verdient. Zu diesem gehören Marken wie Müllermilch, die Molkerei Weihenstephan oder Landliebe. Gegenüber der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) hat er sich nun doch mal wieder öffentlich geäußert - und damit viel Kritik auf sich gezogen.

    Müller nennt AfD-Chefin Weidel eine "Freundin"

    Anstoß der Aufregung ist seine Nähe zu AfD-Chefin Alice Weidel. Sie sei "eine Freundin", so Müller. Sie wohne in der Nähe seiner Wahlheimat in der Schweiz und komme "öfters zu Besuch". Bereits Anfang Dezember hatten Medien über ein Treffen zwischen Müller und Weidel in einem Nobelrestaurant im französischen Cannes berichtet.
    In mehreren Bundesländern wird die AfD vom Verfassungsschutz beobachtet, in Sachsen-Anhalt und Thüringen wird die Partei als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. In Baden-Württemberg - Weidels Landesverband - beobachtet der Verfassungsschutz die AfD seit Juli 2022 als "rechtsextremistischen Verdachtsfall".
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    "Bei den Gesprächen mit Frau Dr. Weidel galt mein Interesse dem Programm der AfD sowie ihrer persönlichen Ansicht zur aktuellen Politik", sagte Müller dem Handelsblatt bereits im Dezember. Bei dem Austausch habe er "nicht den geringsten Anhaltspunkt" gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse. Das wäre für ihn "ein absolutes No-Go". Geld bekomme die AfD keines von Müller - weder aus der eigenen Tasche noch über seine Unternehmen.

    Müller: "Natürlich gibt es in der AfD Einzelne, die dummes Zeug reden"

    In der NZZ hat er seine Einschätzung zur AfD nun weiter erläutert:

    Natürlich gibt es in der AfD Einzelne, die dummes Zeug reden, rechtsextremistische Parolen verbreiten und zum Beispiel Deutsche, die woanders geboren wurden, abschieben wollen.

    Theo Müller, Molkerei-Milliardär

    Grundsätzlich sehe Müller aber keinen Grund, sich von der Partei zu distanzieren. Auch Aussagen des thüringischen AfD-Chefs Höcke änderten daran nichts. Dass die AfD bisher nicht verboten wurde, sei für ihn der Beleg, dass die Partei auf dem Boden des freiheitlich demokratischen Rechtsstaats stehe. Dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Wirtschaftsvertreter dazu aufgefordert hat, sich klarer gegen die AfD zu positionieren, finde er aus diesem Grund falsch.
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    Müllers Vertrauen in die AfD geht so weit, dass er dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) im Herbst 2021 geraten haben soll, lieber eine Minderheitsregierung ohne die Grünen zu bilden und auf Stimmen der AfD zu hoffen.

    Schon früher Verbindungen nach rechts außen nachgesagt

    Es ist nicht das erste Mal, dass Müllers politische Haltung in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Müller hat vor seinem Umzug in die Schweiz lange in Bayern gelebt. Laut eigener Aussage ist er seit 30 Jahren Mitglied in der CSU. Sein Unternehmen "Sachsenmilch Anlagen Holding GmbH" hat mehrfach an die CDU gespendet - 2020 flossen etwa 100.000 Euro an die Partei.
    Trotzdem werden Müller immer wieder Tendenzen zu rechtsradikalen Kräften nachgesagt. Seit Jahren hält sich das Gerücht, Müller hätte die rechtsradikale NPD (heute "Die Heimat") finanziell unterstützt. Für diese Zahlungen gibt es allerdings keinerlei Beweise. Auch eine Razzia in der Firmenzentrale der NPD im Jahr 2008 ergab keine Hinweise auf Spenden aus dem Müller-Konzern.
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    Mögliche Auswirkungen an der Supermarktkasse

    Müllers Äußerungen könnten sich in Zukunft an der Supermarktkasse bemerkbar machen. Eine vom Handelsblatt in Auftrag gegebene Umfrage kam zu dem Ergebnis, dass 42 Prozent der rund 5.000 Befragten es nicht gut finden, dass sich der Konzern-Chef mit Weidel getroffen hat und sie Müller-Produkte seltener kaufen könnten. 13 Prozent der Befragten sagten hingegen, dass sie nun positiver auf das Unternehmen blicken. 40 Prozent sagten, dass das Treffen ihre Einstellung nicht beeinflusst habe.
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