Reaktionen zu Unruhen: "Stabilität" Frankreichs gefährdet

    Deutsche Reaktionen zu Unruhen:"Stabilität Frankreichs steht auf dem Spiel"

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    Die heftigen Krawalle in Frankreich beunruhigen auch deutsche Politiker. Es ist von einer Gefahr für die Stabilität Frankreichs die Rede.

    Bei neuen Krawallen in Paris setzt die Polizei Tränengas ein. Die Randalierer flüchten.
    In Frankreich gab es die fünfte Nacht in Folge Ausschreitungen, allerdings war die Lage in vielen Städten ruhiger. Das Privathaus eines Bürgermeisters wurde angegriffen.02.07.2023 | 1:51 min
    Mit Blick auf die gewaltsamen Ausschreitungen in Frankreich haben sich deutsche Politiker besorgt über die Lage im Nachbarland geäußert. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Michael Roth, sah die Stabilität Frankreichs in Gefahr.
    "Diese brutale, hemmungslose Zerstörungswut junger Menschen, die sich ziellos gegen alles und jeden zu richten scheint, ist eine neue schlimme Eskalation", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". Ein Ende sei derzeit nicht absehbar.

    Hier muss der Staat mit aller Konsequenz vorgehen, die Sicherheit vieler Menschen und die Stabilität des Landes stehen auf dem Spiel.

    Michael Roth, SPD-Politiker

    Frankreich sei leider kein Einzelfall, sagte Roth weiter. In vielen europäischen Ländern nähmen Spaltungen und Entfremdung, auch Gewalt gegen Sachen und Menschen zu.
    Gruppe von Polizisten die auf einer Straße laufen am 01.07.2023 in Marseille Frankreich
    Viele sind erst 13 oder 14 Jahre alt. Auf Frankreichs Straßen drohen die Proteste gegen Polizeigewalt mehr und mehr zu eskalieren. Die Polizei reagiert mit Härte.01.07.2023 | 2:31 min

    CDU-Vize Jung: Frankreich ist gespalten

    Der stellvertretende CDU-Vorsitzende Andreas Jung, Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung, sieht eine Ursache für den Gewaltausbruch in der gesellschaftlichen Spaltung. "Trotz guter Wirtschaftsentwicklung ist Frankreich ein tief gespaltenes Land", sagte er der Zeitung. Viele junge Franzosen fühlten sich abgehängt und hätten Zukunftsängste.

    Perspektivlosigkeit und Integrationsprobleme führen in den Vorstädten zu einer explosiven Mischung - und die Extremisten aller Seiten gießen Öl ins Feuer und heizen das an.

    Andreas Jung, CDU-Politiker

    Auswärtiges Amt ändert Reisehinweise zu Frankreich

    Das Auswärtige Amt aktualisierte seine Reise- und Sicherheitshinweise wegen der Ausschreitungen. Reisende wurden aufgefordert, sich über die jeweilige Lage zu informieren und weiträumig Orte gewalttätiger Ausschreitungen zu meiden. Zudem sollten je nach Reiseziel deutliche Einschränkungen bei der Programmgestaltung einkalkuliert werden, vor allem in den Abend- und Nachtstunden.
    Schaltgespräch mit Thomas Walde am 01.07.2023.
    Frankreich scheue sich bislang, den Notstand auszurufen, so ZDF-Korrespondent Thomas Walde.01.07.2023 | 1:57 min
    Das Auswärtige Amt wies darauf hin, in einigen Stadtvierteln und Vororten von Paris sowie auch in anderen größeren Städten Frankreichs sei es zu heftigen gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Einige Städte hätten nächtliche Ausgangssperren zwischen 21 beziehungsweise 23 und 6 Uhr verhängt. Diese gelte oft nur für Minderjährige unter 16 Jahren.

    Macron verschiebt Staatsbesuch in Deutschland

    Grund für die anhaltenden Unruhen war der Tod eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle. Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den jungen Mann am Morgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als er plötzlich anfuhr, fiel ein tödlicher Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizisten, gegen den inzwischen wegen Totschlags ermittelt wird.
    Der Vorfall löste landesweit Bestürzung aus. Frankreich wird seitdem von heftigen Unruhen erschüttert. Präsident Emmanuel Macron verschob wegen der Krawalle einen geplanten Staatsbesuch in Deutschland.
    Emmanuel Macron
    Der französische Präsident Macron hat seinen für Sonntag geplanten Staatsbesuch in Deutschland abgesagt. Grund dafür sind die anhaltenden Unruhen in Frankreich.01.07.2023 | 0:18 min
    Quelle: dpa, AFP

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