Warschauer Ghetto Aufstand: Steinmeier bittet um Vergebung

    Gedenken an Ghetto-Aufstand :Steinmeier bittet in Warschau um Vergebung

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    Der Aufstand im Warschauer Ghetto wurde von den Deutschen blutig beendet. 80 Jahre später bittet Bundespräsident Steinmeier für "die entsetzlichen Verbrechen" um Vergebung.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto um Vergebung gebeten.

    Ich stehe heute vor Ihnen und bitte um Vergebung für die Verbrechen, die Deutsche hier begangen haben.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 

    "Wir Deutsche wissen um unsere Verantwortung", so der Bundespräsident. Und weiter:

    Für uns Deutsche kennt die Verantwortung keinen Schlussstrich.

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 

    Mit Steinmeier hielt erstmals ein deutsches Staatsoberhaupt eine Gedenkrede zum Jahrestag.

    Steinmeier betont "kostbares" Geschenk der Versöhnung

    Bei einer Gedenkveranstaltung in Warschau zusammen mit den Präsidenten Polens und Israels, Andrzej Duda und Izchak Herzog, bedankte er sich am Mittwoch zugleich für die Versöhnung beider Staaten mit den einstigen Tätern. Diese sei ein "unendlich kostbares Geschenk", sagte Steinmeier laut vorab veröffentlichtem Redetext am Denkmal der Helden des Ghettos in der polnischen Hauptstadt.
    Linda Kierstan im Gespräch mit Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
    Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, blickt auf den Kampf für die Freiheit der aussichtlos unterlegenen jüdischen Kämpfer damals.19.04.2023 | 2:54 min
    Deutsche hätten das Menschheitsverbrechen der Shoah minutiös geplant und durchgeführt. Steinmeier betonte, er stehe in Warschau "in Trauer und Demut".

    Steinmeier: Deutsche haben ihre Lektion gelernt

    Das Warschauer Ghetto war im Herbst 1940 von den deutschen Besatzern errichtet worden. Rund 450.000 Menschen wurden dort auf engstem Raum eingeschlossen. 1942 begannen die Nationalsozialisten mit der Deportation der Juden in Vernichtungs- und Arbeitslager.

    80 Jahre nach dem Aufstand
    :Warschauer Ghetto: Überleben in der Hölle

    Krystyna Budnicka ist eine der vielen Juden, die Richtung Hunger und Grausamkeit ins Warschauer Ghetto geschickt wurden. Und eine der Wenigen, die den Aufstand überlebt haben.
    Milena Drzewiecka, Warschau
    Die jüdische Überlebende Krystyna Budnicka in ihrer Warschauer Wohnung (Archivfoto 2020)
    Zwischen Juli und September wurden 250.000 bis 280.000 Menschen verschleppt oder ermordet. Als am 19. April 1943 SS-Einheiten in das Ghetto einmarschierten, begann der Aufstand des nur schwach bewaffneten jüdischen Widerstandes. Die Kämpfe dauerten bis Mitte Mai. Dabei wurden mehr als 56.000 Juden getötet oder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
    Die wichtigste Lehre aus der deutschen Geschichte laute "Nie wieder!", sagte Steinmeier. Die Deutschen hätten diese Lehre gelernt.
    Quelle: KNA, dpa, ZDF

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