Mammutaufgabe für neuen Regierungschef in Schottland

    Neuer Regierungschef:Schottland: Mammutaufgabe für Humza Yousaf

    |

    Humza Yousaf heißt Schottlands neuer Regierungschef. Wird der Nachfolger der scheidenden Regierungschefin Sturgeon Schottlands Streben nach Unabhängigkeit vorantreiben?

    Humza Yousaf
    Humza Yousaf soll als erster Muslim schottischer Regierungschef werden.
    Quelle: epa

    Humza Yousaf heißt der neue Mann an der Spitze Schottlands. Nach mehr als acht Jahren mit Nicola Sturgeon als "First Minister" des nördlichsten britischen Landesteils bekleidet nun erstmals ein Muslim das Amt. Vor der blau-weißen Flagge steht der 37-Jährige an einem Podium und kann sich das breite Lächeln kaum verkneifen.

    Ich fühle mich wie der glücklichste Mann der Welt.

    Humza Yousaf, neuer schottischer Regierungschef

    Sein Land als "First Minister" regieren zu dürfen, werde die größte Ehre seines Lebens sein, sagt Yousaf.

    Humza Yousaf will "First Minister für alle" sein

    Nachdem Sturgeon aus persönlichen Gründen zurückgetreten war, schlägt Schottland mit Yousaf ein neues Kapitel auf. Ob dieses die in Teilen der Bevölkerung ersehnte Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich führen wird, ist allerdings völlig offen. Kann Yousaf den Schwung bringen, den die Bewegung dringend benötigt? Der SNP-Politiker gibt sich nach seiner Wahl siegessicher:

    Wir werden die Generation sein, die Schottland die Unabhängigkeit bringt.

    Humza Yousaf, neuer schottischer Regierungschef

    Gleichzeitig will er ein "First Minister für alle" sein - also auch für die Gegner der Abspaltung, die Yousaf direkt in seiner ersten Rede persönlich anspricht: "An Euch gerichtet: Ich will Euer Vertrauen gewinnen."

    Yousaf betont Ziel der Unabhängigkeit

    Da London ein neues Referendum für eine Unabhängigkeit blockiert und auch der Supreme Court - das höchste britische Gericht - dem Bestreben zuletzt einen Dämpfer verpasst hat, scheint das angestrebte Ziel zunächst in weite Ferne gerückt.
    Gleichzeitig sind viele der Meinung: Der Brexit und seine Folgen haben das Anliegen umso dringender gemacht. "Die Menschen in Schottland brauchen die Unabhängigkeit mehr denn je", ist auch Yousaf überzeugt.

    Erster schottischer Regierungschef einer ethnischen Minderheit

    Die Wahl von Yousaf als ersten schottischen Regierungschef einer ethnischen Minderheit ist auch ein Symbol. Die Schotten definieren sich als Gesellschaft, die Einwanderung wirtschaftlich wie kulturell schätzt und benötigt, weshalb viele Bürger den von London propagierten Anti-Migrations-Kurs ablehnen. Der Minister für Verfassungsfragen Angus Robertson sagte der Deutschen Presse-Agentur:

    Das ist eine weiterer historischer Durchbruch durch eine gläserne Decke, nachdem Nicola Sturgeon acht Jahre lang die erste weibliche Regierungschefin Schottlands gewesen ist.

    Angus Robertson, Minister für Verfassungsfragen

    Viele Aufgaben für neuen Regierungschef

    Für Yousaf gibt es neben dem Projekt Unabhängigkeit noch eine Menge anderer Baustellen. Der staatlich finanzierte Gesundheitsdienst NHS ist in marodem Zustand, wofür er als bisheriger Gesundheitsminister mitverantwortlich gemacht wird. Die Folgen des Ukraine-Kriegs treiben wie überall die Preise in die Höhe, gleichzeitig wird in vielen Branchen für höhere Löhne gestreikt.
    Zudem hat Schottland traditionell mit einem außerordentlich hohen Niveau an Alkohol- und Drogentoten zu kämpfen. Nach einem aufreibenden Wahlkampf gilt es, die Partei zu einen. In den vergangenen Wochen hat sich die SNP - oft als relativ geräuschlose, erfolgreiche Wahlkampfmaschine beschrieben - von einer weniger ruhmreichen Seite gezeigt.
    Nicola Sturgeons Ehemann Peter Murrell, der für die Finanzen der Partei verantwortlich war, musste nach Ungereimtheiten und Kritik den Hut nehmen. Außerdem stellte sich heraus, dass die Partei nur etwas mehr als 72.000 Mitglieder hat - deutlich weniger als zuvor angenommen.
    Quelle: Larissa Schwedes, dpa
    Thema

    Mehr zu Schottland