Wollen die Schotten noch unabhängig werden?

    Regierungschefin Sturgeon geht:Wollen die Schotten noch unabhängig werden?

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    Mit Nicola Sturgeon tritt das bekannteste Gesicht der schottischen Unabhängigkeitsbewegung ab. Wer folgt ihr nach - und wird Schottland erneut nach der Unabhängigkeit greifen?

    Nicola Sturgeon, schottische Premierministerin, bei der Ankündigung ihres Rücktritts im Februar.
    Nicola Sturgeon bei der Ankündigung ihres Rücktritts im Februar.
    Quelle: Jane Barlow/ dpa

    Die Vision einer schottischen Unabhängigkeit und Nicola Sturgeon sind eigentlich nicht voneinander zu trennen. Aber geht es auch ohne sie?
    Am Montag tritt die prominenteste Vertreterin der Unabhängigkeitsbewegung als Chefin der schottischen Regierung und von ihrem Amt als Vorsitzende der Schottischen Nationalpartei (SNP) zurück - und hinterlässt ihrer Nachfolge eine Mammutaufgabe.

    Sturgeons Rücktritt "wirft uns um Jahre zurück"

    Die 52-jährige Nicola Sturgeon, die nach mehr als acht Jahren aus persönlichen Gründen aufhört, war auch international das bekannteste Gesicht der Unabhängigkeitsbewegung, ihr Abgang hat viele Gleichgesinnte schockiert.
    "Das wirft uns auf jeden Fall zurück - vielleicht um einige Jahre", meint Jane Philips, die sich in Dundee in einer lokalen Pro-Unabhängigkeits-Gruppe engagiert.

    Wer folgt auf Nicola Sturgeon?

    Sturgeons Partei arbeitet weiter an der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich. Alle Kandidatinnen und Kandidaten für ihre Nachfolge als Parteivorsitzende haben angekündigt, die Unabhängigkeit in den nächsten Jahren zu forcieren.
    Doch weil die Regierung in London ein weiteres Referendum blockiert und auch das höchste britische Gericht dem Unabhängigkeits-Plan einen Dämpfer verpasste, muss ein neuer Weg ausgehandelt werden.
    Zwei Kandidatinnen und ein Kandidat stehen für Sturgeons Nachfolge zur Auswahl: Gesundheitsminister Humza Yousaf (37), Finanzministerin Kate Forbes (32) und die Abgeordnete Ash Regan (49). Viele Parteimitglieder rechnen dennoch damit, dass Yousaf das Rennen machen wird. Er gilt als eine Art politischer Erbe Sturgeons mit einer ähnlich progressiven Agenda.
    Kate Forbes, Ash Regan and Humza Yousaf bewerben sich um den Vorsitz der Scottish National Party.
    Kate Forbes (l.), Ash Regan (m.) und Humza Yousaf (r.) bewerben sich um den Vorsitz der Scottish National Party.
    Quelle: Jane Barlow/ dpa

    Ein unabhängiges Schottland will zurück in die EU

    Im Falle der Unabhängigkeit will die schottische Regierung ihr Land zurück in die EU führen - und damit die Freizügigkeit sowie den freien Handel mit dem lukrativen Markt auf dem Festland zurückgewinnen. Das Credo: Ein starker Fokus auf den Ausbau von erneuerbaren Energien und Wasserstoff soll Schottland zum attraktiven Handelspartner machen.
    Kritiker halten dagegen, Schottland könne ökonomisch nicht ohne den Rest des Vereinigten Königreichs bestehen. Sie fürchten eine Art Mini-Brexit mit neuen Handelsbarrieren und viel zusätzlicher Bürokratie.
    Warum der Tod von Queen Elizabeth II. Folgen für das Streben nach schottischer Unabhängigkeit haben könnte:

    Will die schottische Bevölkerung überhaupt die Unabhängigkeit?

    Werden sich die Schottinnen und Schotten bei einer neuen Abstimmung doch für die Unabhängigkeit entscheiden? Das ist fraglich. Vor neun Jahren haben sie schon mal abgestimmt, ob sie sich loslösen - und mit 55 Prozent dagegen entschieden.
    Die Welt im Jahr 2023 ist aber in vielerlei Hinsicht eine andere als 2014. Zwischen damals und heute liegen nicht nur eine Corona-Pandemie und der Beginn eines Krieges in Europa. Auch der Brexit hat die Lage fundamental verändert. Für manche ist das ein zentrales Argument, erneut abzustimmen und so schnell wie möglich wieder der EU beizutreten. Immerhin haben die Schottinnen und Schotten 2016 mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt. Eine Mehrheit für die Unabhängigkeit gab es in Umfragen zuletzt aber trotzdem nicht.
    Quelle: Von Larissa Schwedes, dpa (mit Material von AP)