Yogeshwar zur KI-Debatte: ChatGPT hat "völlig neue Qualität"
Yogeshwar zur KI-Debatte:Mit ChatGPT "völlig neue Qualität entstanden"
von Torben Schröder
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Sind Programme wie ChatGPT eine potenzielle Gefahr oder ein Segen, den es lediglich zu verstehen und zu regulieren gilt? Bei "maybrit illner" gehen die Meinungen auseinander.
Braucht es eine Entwicklungspause bei Künstlicher Intelligenz? Ja, sagen die einen, denn für Chatbots und ähnliche Neuheiten fehlen Verständnis und Sicherheitsstandards. Nein, wird dagegengehalten, die Entwicklung lässt sich ohnehin nicht bremsen und sollte lieber reguliert sowie transparent gemacht werden.
"Es ist ein Dammbruch passiert. Da ist eine völlig neue Qualität entstanden", blickt der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar in der ZDF-Sendung "maybrit illner" auf den Erscheinungstag des Programms ChatGPT. Es gelte, einen Moment innezuhalten. "Wir verstehen die Systeme noch nicht", sagt Yogeshwar. Und zieht eine Parallele zu den Sozialen Medien.
Abgründe der neuartigen KI-Technolgie
Soziale Medien seien auf der einen Seite großartig, würden aber auch Suchtverhalten, Depressionen, Fake News und gesellschaftliche Polarisierung bewirken. "Wir haben ein System geschaffen und wussten nicht, welche Risiken da sind. Diese Risiken können wir nicht mehr zurückfahren. Die Polarisierung der Gesellschaft ist da", sagt Yogeshwar. "Diesen Fehler dürfen wir nicht noch einmal machen."
Als ChatGPT herauskam, sei dies "der iPhone-Moment der Künstlichen Intelligenz" gewesen. Plötzlich seien bislang nur für Experten nutzbare Technologien quasi für jedermann handhabbar geworden. Meckel spricht von einer "Veränderung in unserer kulturellen Evolution", die auch die menschlichen Verhaltensweisen verändern werde.
Meckel: Entwicklung der Künstlichen Intelligenz unaufhaltsam
Gleichwohl plädiert Meckel gegen eine Entwicklungspause. Vielmehr gelte es zu investieren, um Voraussetzungen für Transparenz und Prüfverfahren zu schaffen. "Da sind wir sehr langsam." Auch das Haftungsproblem sei ungelöst. "Die Entwicklung läuft schon sehr lange. Man wird sie nicht aufhalten, aber man muss sie verstehen", betont Meckel.
Anke Domscheit-Berg (Linke) sagt:
Beispiele von Formulierungshilfen oder Hautkrebs-Früherkennung würden für die neuen Möglichkeiten der KI sprechen. Aber: "Es ist schon ein sehr sehr mächtiges Werkzeug, das ich für unendlich viele Dinge einsetzen kann", sagt Domscheit-Berg, "wir lassen ein Waffenarsenal mit offenem Scheunentor stehen." Die Gesellschaft sei darauf nicht vorbereitet. Derart wirkmächtige Technologie dürfe nicht in den Händen marktbeherrschender Konzerne liegen.
Eine App, die schöner macht, und ein Chatbot, der ziemlich realistische Texte schreibt - darum geht es im aktuellen Hype um Künstliche Intelligenz. Aber was steckt dahinter?
von Carolin Wolf
FAQ
Esken will KI regulieren
"Ich warne dringend davor, diese KI zu vermenschlichen und zu sagen, die ist intelligenter als wir selbst - weil wir uns sonst die Regulierung nicht mehr zutrauen", sagt die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Die geschilderten Negativszenarien seien noch weit weg. Daher gelte es, rechtzeitig Ziele, Rahmenbedingungen und Grenzen zu definieren. "Die EU ist da wesentlich weiter als die USA", so Esken. Es gelte allerdings, bei der KI-Entwicklung gegen Monopole vorzugehen, die innovationsfeindlich seien.
"Es gibt mit Sicherheit Bereiche, die geregelt werden müssen", sagt Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom. "Bei Innovation muss man mit offenen Augen herangehen. Wir wissen ja gar nicht, was kommt." Es sei schon vieles reguliert, aber es gebe auch noch Bedarf. Einen übermächtigen Player, der den Markt beherrscht, sieht Berg in Zukunft nicht.
Künstliche Intelligenz wird häufig unterschätzt - denn mit Erleichterungen kommen auch Risiken. Wie sieht ein verantwortungsvoller Umgang mit KI aus?06.04.2023 | 3:01 min
Übernimmt ChatGPT unser Denken?
Yogeshwar sieht in KI-Programmen wie ChatGPT die Problematik, dass sie sich selbst optimieren. Die Gefahr subtiler Manipulation, sodass politische Ergebnisse durch Programmierung beeinflusst werden könnten, bestehe. "Die Algorithmen sind nicht neu", hält Esken entgegen.