Israel: Benjamin Netanjahu verteidigt Justizreform

    Israels Regierungschef:Benjamin Netanjahu verteidigt Justizreform

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    In einer Ansprache an die Nation hat Israels Ministerpräsident Netanjahu die umstrittene Justizreform verteidigt. Diese schwäche nicht die Justiz, sondern stärke die Demokratie.

    Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel, gibt eine Erklärung an die Bürger von Israel ab.
    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu.
    Quelle: dpa

    Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat das umstrittene Vorhaben seiner Regierung zur Schwächung der Justiz gegen anhaltende Kritik verteidigt. Ein Gesetz, das im Rahmen der Reform in den kommenden Tagen verabschiedet werden soll, werde "die Demokratie stärken", sagte er in einer Ansprache am Donnerstagabend.
    Junge Demonstranten mit isrealischen Flaggen
    In Israel sind erneut Zehntausende gegen die geplante Justizreform der Regierung auf die Straße gegangen. Sie sehen die Unabhängigkeit der Justiz und die Demokratie gefährdet.16.07.2023 | 0:18 min
    Seit Monaten finden regelmäßig Massenproteste gegen das Gesetzesvorhaben in Israel statt:

    Netanjahu will Einigung erzielen

    Netanjahu betonte, dass weiterhin Anstrengungen unternommen würden, um eine Einigung über das Gesetzesvorhaben zu erzielen. Wie diese Bemühungen aussehen, ließ er offen.
    Das Gesetz könnte Medien zufolge bereits kommenden Montag oder Dienstag in Kraft treten. Dem Höchsten Gericht wäre es dann nicht mehr möglich, Entscheidungen der Regierung oder einzelner Minister als "unangemessen" zu bewerten. Kritiker befürchteten, dass es zu willkürlichen Entlassungen von Gegnern der Regierungspolitik in entscheidenden Positionen kommen könnte.
    Protestierende in Israel mit israelischen Flaggen, Protestschildern und Megafon.
    Unter dem Motto "Tag des Widerstands" haben in Israel Gegner der geplanten Justizreform neue Proteste gestartet.18.07.2023 | 0:19 min
    Zuletzt blockierten Demonstranten den Zugang zur Börse in Tel Aviv:
    Nach Netanjahus Rede kam es in Tel Aviv zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Demonstranten blockierten am Abend für mehrere Stunden die Hauptautobahn und legten Feuer. Es kam zudem zu Straßenschlachten mit Beamten. Hunderte weitere Protestler setzten einen fast 70 kilometerlangen Marsch von Tel Aviv nach Jerusalem fort.

    Proteste gegen die Justizreform

    Seit Monaten gehen immer wieder Zehntausende Gegner der Reform auf die Straßen. Druck kam zuletzt auch aus dem Militär. Medienberichten zufolge haben bereits Tausende Reservisten angekündigt, aus Protest gegen die Pläne der rechts-religiösen Regierung nicht mehr zum Dienst erscheinen zu wollen.

    Die Armee kann die Regierung nicht beugen.

    Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident Israels

    "Israel wird weiterhin liberal und demokratisch sein, es wird nicht zu einem Staat des religiösen Rechts werden, und es wird die Rechte aller schützen", sagte Netanjahu.
    Kritiker der Justizreform sehen die Gewaltenteilung und damit die Demokratie in Gefahr. Viele befürchten zudem einen wachsenden Einfluss von Religion. An Netanjahus Koalition sind auch religiöse Hardliner beteiligt, die auf eine Schwächung der Justiz drängen.
    Demonstranten blockieren nach der Abstimmung in der Knesset eine Straße nach Jerusalem.
    In Israel hat das Parlament ein Kernelement der Justizreform verabschiedet.11.07.2023 | 0:26 min
    Die geplante Justizreform soll den Einfluss des Obersten Gerichts auf Entscheidungen der Regierung schwächen:

    Opposition bezichtigt Netanjahu der Lüge

    Netanjahu warf der Opposition auch vor, sie sei verantwortlich für das Scheitern eines Dialogs, um einen Konsens bei der Reform zu erzielen. Mehrere Politiker der Opposition warfen dem Regierungschef Lügen und Täuschungen in seiner Ansprache vor.
    Landesweit demonstrierten wieder Tausende. In Tel Aviv blockierten Demonstranten zeitweise eine zentrale Autobahn. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein. Medien berichteten von gewaltsamen Vorgehen der Polizei bei mehreren Kundgebungen im Land.
    Quelle: dpa, AP

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