Eine neue Koranverbrennung in Schweden könnte die Spannungen mit der Türkei weiter verschärfen. Der türkische Außenminister nannte den Vorfall "verachtenswert".29.06.2023 | 0:24 min
Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat die jüngste Koran-Verbrennung vor einer Moschee in der schwedischen Hauptstadt Stockholm scharf verurteilt. Er verfluche diese "verachtenswerte Handlung, die gegen unser Heiliges Buch, den Heiligen Koran, am ersten Tag des Eid-al-Adha-Festes begangen wurde", schrieb Fidan im Onlinedienst Twitter.
Es sei "inakzeptabel", derartige gegen den Islam gerichtete Aktionen "unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit zuzulassen". Wer seine Augen vor solchen Handlungsweisen verschließe, mache sich zu deren "Komplizen", erklärte Fidan.
Marokko verurteilte die Aktion ebenfalls und rief seinen Botschafter in Schweden auf unbestimmte Zeit für Konsultationen zurück. Die schwedische Regierung habe "einmal mehr eine Demonstration erlaubt", bei der der Heilige Koran verbrannt worden sei, kritisierte das Außenministerium in Rabat in der Nacht zum Donnerstag.
Schwedische Behörden genehmigten Aktion
Am Mittwoch, dem ersten Tag des islamischen Opferfestes Eid al-Adha, hatte ein Mann vor der Stockholmer Großen Moschee mehrmals auf den Koran eingetreten und dabei schwedische Fahnen geschwenkt. Danach steckte er Schinkenstreifen, die Muslimen als unrein gelten, in das Buch und verbrannte einige Seiten daraus.
Der 37-jährige nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika hatte zuvor die Genehmigung der schwedischen Behörden für seine Protestaktion erhalten. Er hatte seinen Antrag damit begründet, dass er mit der Aktion seine "Meinung zum Koran ausdrücken" wolle. Der schwedischen Nachrichtenagentur TT sagte er, sein Protest unterstreiche zudem die Bedeutung der Meinungsfreiheit.
Polizei untersagt Aktion dieses Mal nicht
Die Polizei hatte den Protest vor der Stockholmer Moschee im Viertel Södermalm zuvor bewilligt, nachdem andere Aktionen dieser Art im Februar untersagt worden waren.
Die mit der geplanten Koranverbrennung verbundenen Sicherheitsrisiken seien "nicht von einer Art, die unter den derzeitigen Gesetzen eine Entscheidung zur Abweisung des Antrags (auf Genehmigung) rechtfertigen könnte", heißt es in der schriftlichen Fassung der Polizei-Entscheidung.
Schwedisches Gericht rügte Demo-Verbot im Februar
Die polizeiliche Genehmigung der Protestaktion folgt einer vor zwei Wochen ergangenen Entscheidung eines schwedischen Berufungsgerichts. Dieses hatte polizeiliche Verbote von zwei im Februar in Stockholm geplanten Demonstrationen mit Koranverbrennungen im Nachhinein als unrechtmäßig verworfen. Die Polizei hatte die Verbote seinerzeit mit Risiken für die öffentliche Sicherheit begründet.
Fünf mutmaßliche Terroristen sind in Schweden festgenommen worden. Ihre Pläne sollen in Verbindung mit den Koranverbrennungen im Januar stehen.
Kristersson: Koranverbrennung "nicht angemessen"
Hochrangige Vertreter der Türkei und Schwedens treffen sich am Donnerstag kommender Woche im Nato-Hauptquartier in Brüssel, um die Gespräche über das schwedische Beitrittsgesuch zur
Nato voranzubringen. An den Gesprächen nehmen demnach die Außenminister und Geheimdienstberater der Türkei, Schwedens und Finnlands teil.
Inwieweit die aktuelle Koranverbrennung neue Probleme für das schwedisch-türkische Verhältnis nach sich zieht, ist unklar. Auch Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson wollte dazu nicht spekulieren, wie er auf einer Pressekonferenz sagte. Zu der Aktion sagte er, dies sei zwar erlaubt, aber nicht angemessen.
Quelle: dpa, AFP