Krankenhäuser und Städte begrüßen Klinik-Reformpläne

    Lauterbachs Klinik-"Revolution":Krankenhäuser und Städte begrüßen Reformpläne

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    Der Gesundheitsminister plant eine große Klinik-Reform - dafür bekommt er Zustimmung von Krankenhäusern und Städten, es werden aber auch Forderungen nach Investitionen laut.

    Ärzte und Pflegekräfte betreuen einen Patienten auf der Intensivstation in der Universitätsmedizin Rostock , aufgenommen am 30.11.2021
    Lauterbach erwartet von seiner Krankenhausreform, dass die Behandlungen besser und die Kosten verringert werden.
    Quelle: dpa

    Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, hat die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante Krankenhaus-Reform als Schritt in die richtige Richtung begrüßt. Damit werde Druck aus dem System genommen, sagte Gaß im Deutschlandfunk.
    Zugleich forderte er Investitionen. Ohne weiteres Geld würde am Ende nur eine Neuverteilung des Mangels herauskommen. Zudem warnte Gaß vor Verzögerungen der Reform durch die Länder, da die vorgeschlagenen Maßnahmen tief in deren Kompetenzen eingriffen.

    Städte fordern "schnell wirkendes Rettungspaket"

    Auch der Deutsche Städtetag hat die Vorschläge für grundlegende Reformen bei der Finanzierung der Kliniken begrüßt, fordert aber auch schon eine raschere Stabilisierung. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur:

    Wir brauchen ein Rettungspaket, das schnell wirkt. Sonst wird es in fünf Jahren viele wichtige Krankenhäuser nicht mehr geben.

    Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer Deutscher Städtetag

    "Die finanzielle Notlage der Krankenhäuser war noch nie so groß wie heute."

    Kliniken sollen nach neuen Kriterien honoriert werden

    Lauterbach hatte einen Anlauf zu einer großen Reform angekündigt, um die Kliniken von wirtschaftlichem Druck zulasten von Patienten und Personal zu befreien.
    Grundlage für die Gesetzespläne soll das Konzept einer Regierungskommission sein, das deutliche Änderungen am System der Vergütung über Pauschalen für Behandlungsfälle empfiehlt. Die Experten schlagen vor, dass Kliniken nach neuen Kriterien honoriert werden - unter anderem mit einem gesicherten Anteil allein für das Vorhalten von Leistungsangeboten.
    Lauterbach sagte am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen", dass er von seiner Krankenhausreform erwarte, dass die Behandlungen besser und die Kosten verringert werden.

    Wir werden auf jeden Fall bei vielen Eingriffen bessere Ergebnisse bekommen.

    Karl Lauterbach, Gesundheitsminister

    Dedy: Zahlen sind tiefrot

    Dedy betonte, die Kommission liege völlig richtig, dass der allerletzte Zeitpunkt gekommen sei, das Ruder herumzureißen. Es sei gut, dass nun konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen.

    Die Krankenhäuser sind für die Menschen vor Ort unverzichtbar, sie gehören zur Daseinsvorsorge.

    Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer Deutscher Städtetag

    Dies in den Vordergrund zu stellen, sei der richtige Ansatz. Dabei nähmen kommunale Kliniken ihre Verantwortung seit Jahrzehnten wahr und böten Leistungen etwa in der Geburtshilfe und Kinderheilkunde an, mit denen sich keine großen Gewinne erwirtschaften lassen.
    Die Folge sei eine dramatisch verschlechterte wirtschaftliche Lage. "Die Zahlen sind tiefrot. Klinken mussten bereits verkleinert, Stationen verlegt oder aufgelöst werden", sagte Dedy. Die Vorschläge der Kommission wirkten erst in einigen Jahren. Daher müssten Bund und Länder rasch Geld in die Hand zu nehmen, um aktuell zu unterstützen.

    Kinder- und Jugendärzte zeigen sich enttäuscht

    Der Bundestag hatte in der vergangenen Woche bereits ein erstes Gesetzespaket beschlossen, das für Kinderkliniken und Geburtshilfestationen eine Finanzspritze für 2023 und 2024 vorsieht.
    Kinder- und Jugendärztepräsident Thomas Fischbach zeigte sich hingegen enttäuscht über die von Lauterbach angekündigte Krankenhaus-"Revolution". Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung":

    Die Reformpläne sind einmal mehr nichts als wohlfeile Worte. Bislang hat der Minister so gut wie nichts hinbekommen.

    Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)

    Zumal der Ansatz, fehlende Ärztinnen und Ärzte durch neue Strukturen wie Gesundheitskioske oder Medizinische Versorgungszentren zu ersetzen, "in die Sackgasse führt, weil auch dafür Personal fehlt und die individuelle Medizin auf der Strecke bliebe".

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    :Lauterbach will ökonomischen Druck senken

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    Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), aufgenommen am 06.12.2022 in Berlin
    Quelle: dpa, KNA

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