Schottland: Sturgeon-Ehemann laut Medien festgenommen

    Schottlands Ex-Regierungschefin:Berichte: Ehemann von Sturgeon festgenommen

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    Kurz nach dem Rücktritt der schottischen Regierungschefin Sturgeon ist Berichten zufolge deren Ehemann festgenommen worden. Es geht um finanzielle Ungereimtheiten in ihrer Partei.

    Peter Murrell
    Muss sich wegen finanziellen Ungereimtheiten in seiner Partei SNP äußern: Peter Murrell. (Archivbild)
    Quelle: picture alliance / empics

    Der Ehemann der früheren schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon ist im Rahmen von Ermittlungen zu finanziellen Ungereimtheiten in ihrer Partei SNP festgenommen worden. Peter Murrell sei am Mittwochmorgen in Polizeigewahrsam genommen worden, meldeten britische Medien. Der 58-Jährige wurde am Abend zunächst ohne Anklage wieder freigelassen.
    Die Polizei teilte am Mittwoch lediglich mit, sie habe einen 58-Jährigen in Gewahrsam genommen, um ihn zu "Parteifinanzen" zu befragen, und durchsuche "mehrere Orte im Rahmen der Ermittlungen". Die Nachrichtenagentur PA, die BBC und andere Medien identifizierten den Festgenommenen aber als Sturgeons Ehemann.

    Haus von Sturgeon und Murrell in Glasgow durchsucht

    Das Haus von Sturgeon und Murrell in Glasgow wurde durchsucht. In ihrem Vorgarten stellten die Beamten ein großes Tatortzelt auf. Eine Razzia gab es auch am Hauptsitz der Schottischen Nationalpartei in Edinburgh. Die SNP versicherte, sie arbeite mit den Ermittlern zusammen und werde dies weiter tun.
    Schon in der Vergangenheit hatte die mutmaßliche Abzweigung von rund 600.000 Pfund (etwa 684.000 Euro) Spendengeldern Fragen rund um Murrell aufgeworfen. Außerdem hatte er es versäumt, ein persönliches Darlehen an die Partei in Höhe von rund 100.000 Pfund (etwa 114.000 Euro) zu deklarieren - das könnte einen Bruch von Gesetzen zur Transparenz der Parteienfinanzierung darstellen.

    Murrell im März als SNP-Geschäftsführer zurückgetreten

    Murrell war Mitte März nach 25 Jahren als SNP-Geschäftsführer zurückgetreten. Hintergrund war, dass die SNP zunächst einen Zeitungsbericht dementiert hatte, demzufolge ihre Mitgliederzahl im vergangenen Jahr von mehr als 100.000 auf etwa 70.000 geschrumpft ist, dann aber zugab, dass der Bericht zutreffe. Murrell übernahm die Verantwortung und ging.
    Nach acht Jahren hatte Sturgeon Mitte Februar überraschend ihren Rücktritt angekündigt. Kritiker warfen der früheren Regierungschefin vor, ein enger Kreis um sie habe über zu viel Macht in der Partei verfügt.

    Neuer Regierungschef Yousaf verspricht Transparenz

    Im Kampf um ihre Nachfolge setzte sich der frühere Gesundheitsminister Humza Yousaf durch. Während des parteiinternen Wahlkampfs um die Nachfolge Sturgeons sanken die Umfragewerte der SNP.
    Yousaf versicherte, er habe mit den Parteifinanzen nichts zu tun gehabt und versprach Transparenz. "Das tut uns sicher nicht gut", antwortete er auf die Frage nach den Folgen einer Festnahme Murrells.

    Die Menschen werden Fragen haben, es wird einige Zweifel geben. Auch unsere Parteimitglieder werden Sorgen haben. Was ich als Parteivorsitzender zusagen kann, ist, dass wir absolut transparent sein wollen.

    Humza Yousaf, Regierungschef und Vorsitzender der SNP

    Die SNP strebt die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien an und will dazu im Oktober eine Volksabstimmung abhalten. Die britische Regierung lehnt dies ab und verweist auf das Referendum von 2014, in dem sich die Wählerinnen und Wähler mit 55 Prozent der Stimmen für einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich aussprachen.
    Quelle: AP, AFP

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