Nikki Haley: Diese Republikanerin fordert Trump heraus

    Nikki Haley:Diese Republikanerin fordert Trump heraus

    Benjamin Daniel
    von Benjamin Daniel, Washington D.C.
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    Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley will US-Präsidentin werden. Welche Chancen hat sie - und ist sie weniger radikal als ihr früherer Boss Donald Trump?

    Wahlkampf der US-Republikanerin Haley
    US-Republikanerin Nikki Haley im Wahlkampf in Exeter.
    Quelle: dpa

    Ihre Bewerbung auf die republikanische Präsidentschafts-Kandidatur kam nicht überraschend. Nikki Haley, die Tochter indischer Einwanderer, hatte für Mittwoch in Charleston (South Carolina) eine "besondere Bekanntmachung" angekündigt und machte offiziell, was sie bereits einen Tag vorher hat durchsickern lassen.
    Die Reaktion ihres ehemaligen Chefs ließ nicht lange auf sich warten. Donald Trump wies darauf hin, dass Haley eigentlich ausgeschlossen hatte, gegen ihn ins Rennen zu gehen. Und doch klangen seine Worte überraschend sanft - wohl, weil er sich ziemlich sicher ist, dass sie ihm nicht gefährlich werden kann: "Ich habe ihr gesagt, sie sollte ihrem Herzen folgen und tun, was sie will. Ich wünsche ihr Glück!"

    Umfragewerte für Haley einstellig

    In Bamberg, South Carolina, geboren, war Haley ab 2011 die erste Frau im Gouverneursamt des Bundesstaats. Unter Trump wurde sie dann Anfang 2017 Botschafterin der USA bei den Vereinten Nationen, gab den Posten aber schon Ende 2018 auf. Haley wurde schon seit längerem als mögliche Bewerberin auf die Präsidentschaftskandidatur gehandelt.
    In Umfragen zum potenziellen Bewerberfeld der Republikaner*innen liegt sie jedoch mit einstelligen Prozentzahlen deutlich abgeschlagen hinter Trump, Floridas Gouverneur Ron DeSantis oder dem Ex-Vizepräsidenten Mike Pence. Die "Grand Old Party" wird ihre Vorwahlen zur Präsidentschaftskandidatur im ersten Halbjahr 2024 abhalten.

    Geringe Erfolgschancen für Nikki Haley

    Auch Experten schätzen Haleys Erfolgsaussichten als eher gering ein. Zum einen habe sie lange nicht den Bekanntheitsgrad ihrer (potenziellen) Herausforderer, zum anderen stünde sie eher nicht für den populistischen und isolationistischen Kurs, der innerhalb der republikanischen Partei zurzeit dominant ist.
    Nichtsdestotrotz sehnen sich nicht wenige Republikaner*innen - auch nach den großen Niederlagen zahlreicher Trump-Kandidat*innen bei der Zwischenwahlen im November - nach frischem Wind in der Führungsriege der Partei. Bei ihrer Rede in Charleston machte Haley deutlich, nicht an Trumps Wahl-Lüge zu glauben. Außerdem betonte sie, dass es Zeit sei für eine neue Generation von Politiker*innen:

    Wir werden den Kampf für das 21. Jahrhundert nicht gewinnen, wenn wir weiterhin Politikern aus dem 20. Jahrhundert vertrauen.

    Nikki Haley

    Haley: "Es geht um unser Überleben"

    Haley mag also auf den ersten Blick weniger radikal daherkommen - aber auch sie vertritt erzkonservative Positionen. Als Gouverneurin hatte sie zwar nach Protesten im Zuge eines rassistisch motivierten Massakers die Konföderierten-Flagge vor dem Kapitol in South Carolina einholen lassen. Später äußerte sie sich jedoch unkritisch zur Bedeutung der Flagge aus Bürgerkriegszeiten, die für viele als Symbol der Sklaverei steht.
    Und Untergangs-Rhetorik scheint sie ebenso zu beherrschen. So warnte sie bei ihrer Auftaktrede: "Amerika befindet sich auf einem Weg des Zweifels, der Spaltung und der Selbstzerstörung - einem Weg des schwindenden Patriotismus und der schwindenden Macht. Es geht um nichts Geringeres als unser Überleben."
    Umso größer das Bewerber*innen-Feld der Republikaner wird, desto mehr spielt es wohl jenem in die Karten, den Nikki Haley als "peinlichen Präsidenten" bezeichnet, der "einfach nicht professionell" sei. Umfragen zeigen, dass Haley eher Potenzial hat, Stimmen aus dem DeSantis-Lager abzuziehen als von Trump. In einem Post auf seiner "Truth Social"-Plattform schrieb er ironisch zu Haleys Bewerbung: "Sie liegt in den Umfragen bei 1%, kein schlechter Start!!!"
    Benjamin Daniel ist Korrespondent im ZDF-Studio Washington.
    Quelle: mit Material von dpa, AP, AFP, Reuters

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