Wagenknecht: "Die Linke ist mir nicht egal"

    Interview

    Neue Partei geplant:Wagenknecht: "Die Linke ist mir nicht egal"

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    Sahra Wagenknecht will eine eigene Partei gründen. Im heute journal spricht sie über die Pläne für ihr Bündnis, das Verhältnis zu ihrer Ex-Partei und die Wähler der AfD.

    Bündnis für Unzufriedene?
    Mit ihrer in Planung befindlichen Partei will Sahra Wagenknecht Menschen ansprechen, die mit den etablierten Parteien unzufrieden seien, sagte die Politikerin im ZDF-Interview. 23.10.2023 | 6:59 min
    Mit dem "Bündnis Sahra Wagenknecht" sorgt die ehemalige Fraktionsvorsitzende bei der Linken für Aufruhr. Aus dem Verein soll eine neue Partei hervorgehen, mit Wagenknecht verlassen neun weitere Mitglieder die Linke, die es bei der letzten Wahl nur knapp in den Bundestag geschafft hat.
    Schon bei der kommenden Europawahl soll Wagenknechts neue Partei antreten, und auch bei den anstehenden Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern. Im heute journal spricht die abtrünnige Ex-Fraktionsvorsitzende der Linken darüber, was sie mit ihrer neuen Partei plant.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Sahra Wagenknecht ...

    ... über die Entscheidung zur Gründung einer Partei - und ihr Verhältnis zur Linken

    Angesprochen auf ihre Ex-Partei sagt Wagenknecht: "Nein, die Linke ist mir nicht egal." Doch leider sei daraus eine Partei geworden, die politisch von den Wählerinnen und Wählern abgestraft worden sei. Sie sei zu einer anderen Partei geworden. "Also sie war ja mal eine Kraft, die auch in unserem Land etwas bewegt hat."
    Sahra Wagenknecht
    Sahra Wagenknecht tritt aus der Linken aus und will ihre eigene Partei gründen. Neun weitere Abgeordnete aus der Partei folgen ihr.23.10.2023 | 3:33 min
    An der jetzigen Parteiführung der Linken äußert Wagenknecht Kritik: Diese habe "ein anderes Konzept und für dieses Konzept gibt es offenkundig nur noch ein sehr, sehr kleines Wählerpotenzial". Für Wagenknecht selbst und andere sei das der Hauptgrund gewesen, nachzudenken, ob es nicht eine neue Kraft brauche.

    Und es geht da nicht primär um die Linke. Sondern ich finde, wir haben in Deutschland einfach eine ganz große Repräsentationslücke.

    Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete

    In einer Zeit massiver geopolitischer, weltpolitischer Krisen habe man in Deutschland "die schlechteste Regierung, die die Bundesrepublik jemals hatte". Es müsse sich etwas verändern, sonst sehe Wagenknecht wirklich "sehr schwarz" für die Zukunft. Sie sehe die Gefahr, dass Deutschland wirtschaftlich absteige. "Und das möchte ich gerne verändern", sagt Wagenknecht.

    ... über mögliche Schnittmengen mit der AfD

    "Ich denke, es täte den Debatten in Deutschland gut, wenn wir mehr über vernünftige Politik und weniger über die AfD diskutieren würden", sagt Sahra Wagenknecht. Viele Menschen, die die AfD wählten, seien nicht rechts, sondern wütend und verzweifelt. "Mir haben ganz viele gesagt: Wir wissen nicht mehr, was wir wählen sollen."
    Nicole Diekmann
    Sahra Wagenknecht könnte der AfD laut Umfragen Wähler abjagen, so ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Diekmann. 23.10.2023 | 12:41 min
    Die Prioritätensetzung der Ampel werde als falsch wahrgenommen. "Die Menschen haben das Gefühl, es muss sich was ändern." Ihre Partei solle diesen Menschen ein seriöses Angebot abseits der AfD machen.

    ... zur inhaltlichen Positionierung ihrer geplanten Partei

    Laut Wagenknecht geht es um einige wesentliche Punkte: Eine vernünftige Wirtschaft- und Energiepolitik, die industrielle Wertschöpfung und einen starken Mittelstand in Deutschland halte. Der zweite große Punkt sei soziale Gerechtigkeit:

    Die Politik hat von den Fleißigen zu den oberen 10.000 umverteilt. Wir brauchen gute Löhne, ein ordentliches Rentensystem.

    Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete

    Des Weiteren brauche man eine Außenpolitik, die sich an den "Traditionen der Entspannungspolitik orientiert, also auf Diplomatie setzt". Deutschland sei lange Zeit "gut damit gefahren", auf Vermittlungen und Ausgleich zu setzen und nicht auf militärische Lösungen.

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