Zwei deutsche Regierungsmitglieder wollen afrikanischen Kakaobauern aus existenzbedrohender Armut helfen. Kann das Lieferkettengesetz das leisten oder braucht es ganz neues Denken?
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Arbeitsminister Hubertus Heil sind mit hehren Zielen nach Westafrika gereist: In der Elfenbeinküste, dem weltgrößten Kakaoproduzenten, wollen sie "den Menschen am Anfang der Lieferkette" aus der Not helfen, wie Schulze es sagte.
Schulze und Heil sind in Ghana eingetroffen. Bei den Gesprächen geht es um die Arbeitsmigration nach Deutschland.
Kakao: Begehrter Rohstoff, arme Produzenten
Der Grund: Circa 60 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Kakaos kommt aus der Elfenbeinküste - begehrter Grundstoff für edle Schokolade, der dem Großteil der ivorischen Bauern allerdings keinen Wohlstand bringt. Im Gegenteil: Sie leben in großer Armut. Die Folge: ausufernde Kinderarbeit.
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Desiré Adon ist einer der ungezählten ivorischen Bauern, die verzweifelt sehen, wie die Kosten für Lebensmittel und Dünger explodieren, während das ohnehin geringe Einkommen durch Inflation extrem an Wert verliert.
An den für afrikanische Bauern viel zu geringen Kakaopreisen kann das deutsche Lieferkettengesetz nichts ändern, allerdings erhofft sich die Bundesregierung einen stärkeren Einfluss auf faire Arbeitsbedingungen in den Lieferketten der Industrie. So soll ausbeuterische Kinderarbeit eingedämmt werden.
"Wer global wirtschaftet, wer global Gewinne macht, muss auch global Verantwortung übernehmen", sagte Arbeitsminister Heil.
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Menschenrechtsaktivisten: Lieferkettengesetz "zahnlos"
Zum Hintergrund: Deutsche Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern, die zum Beispiel Rohstoffe von ausländischen Zulieferern beziehen, sind seit Jahresbeginn verpflichtet, mit Blick auf Menschenrechtsverletzungen eine Risikoanalyse sowie Präventions- und Abhilfemaßnahmen zu betreiben.
Die Bundesregierung bezeichnet das Lieferkettengesetz als "schlagkräftig", Menschenrechtsaktivisten betrachten es dagegen als "zahnlos". Ein Grund: Bei indirekten Zulieferern, Vorlieferanten also, "gelten die Sorgfaltspflichten nur anlassbezogen und nur, wenn das Unternehmen Kenntnis von einem möglichen Verstoß erlangt", wie es offiziell heißt.
Das Lieferkettengesetz - verwässert durch Politik und Lobby.
BDI: Unternehmen "verabschieden" sich aus Afrika
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) beklagt indes neue Erschwernisse durch das Lieferkettengesetz. Laut Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, gebe es erste deutsche Unternehmen, die neue rechtliche "Hürden" zum Anlass nähmen, "sich vom afrikanischen Markt zu verabschieden".
Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel des Schokoladenherstellers "fairafric", Finalist des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie "Lieferkette". Das junge Unternehmen agiert nach Angaben des Gründers Hendrik Reimers "weit über den Mindeststandards, die das Lieferkettengesetz vorsieht" - und erzielt dabei Gewinn.
Deutscher Gründer stellt "faire" Schokolade in Afrika her
"Wir schaffen die gesamte Wertschöpfung in Ghana", sagt Reimers im Gespräch mit ZDFheute. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 85 Menschen, die "mindestens den vierfachen Lohn des Mindestlohns" erhalten, eine Krankenversicherung für die ganze Familie sowie eine Rentenversicherung.
Den Kakaolieferanten zahlt fairafric deutlich höhere Preise als marktüblich. Das Unternehmen investiert zudem in Aufklärung zum Thema Kinderrechte und besucht Kakaoplantagen unangekündigt, "um zu kontrollieren, dass wirklich keine Kinder auf den Farmen arbeiten".
Der Preis für faire Bedingungen
Bis 2030 will fairafric 10.000 "gut bezahlter Arbeitsplätze" in Afrika schaffen und mit seiner Bio-Schokolade 100 Millionen Euro Umsatz machen.
Vor allem in deutschen Bioläden ist die fairafric-Schokolade inzwischen erhältlich, "kostet etwa das Zweieinhalbfache der Lila-Schokolade", wie Reimers sagt. Dies sei der Preis für faire Bedingungen in der gesamten Lieferkette.
Auch der Anbau von Kaffee bietet den Produzenten kaum eine Existenzgrundlage.
Fairafric-Gründer: Großes Umdenken in Wirtschaft nötig
Um bestehende Missstände in den globalen Lieferketten zu beenden, sei ein tiefgreifenderes Umdenken nötig, ist Reimers überzeugt. Denn noch produziere der Globale Süden hauptsächlich die Rohstoffe, die erst in den Industrieländern zu fertigen Produkten veredelt würden.
"So werden reiche Konzerne im Globalen Norden immer reicher", während die Rohstoffproduzenten im Globalen Süden in Armut verharrten, so Reimers: "Daran ändern weder Fairtrade noch das Lieferkettengesetz bisher leider nichts."
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