Sudan: Kämpfe auch zum Ramadan-Ende

    Trotz Rufs nach Waffenruhe:Sudan: Kämpfe auch zum Ramadan-Ende

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    Auch zum Beginn der Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans gehen die Kämpfe im Sudan weiter. Tausende Sudanesen können ihr Haus nicht verlassen, verharren ohne Strom und Wasser.

    In der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind die Kämpfe laut Medienberichten trotz der beginnenden Feierlichkeiten zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan weitergegangen. Die mit den sudanesischen Streitkräften rivalisierenden paramilitärischen Einheiten (Rapid Support Forces) hatten zuvor erneut einer Waffenruhe ab Freitagmorgen zugestimmt.
    "Der Waffenstillstand fällt mit dem gesegneten Eid al-Fitr zusammen, um humanitäre Korridore für die Evakuierung der Bürger zu öffnen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Familien zu besuchen", hieß es in einer Mitteilung der Gruppe auf Twitter. Eine Bestätigung der Waffenruhe durch das sudanesische Militär blieb jedoch zunächst aus.
    [Droht Sudan ein Bürgerkrieg? Die Lage erklärt.]
    Medienberichten zufolge kam es auch am Morgen erneut zu Bombardements in der Hauptstadt, zudem sollen Soldaten der sudanesischen Armee Wohngebiete durchkämmt haben.
    ZDF-Nordafrika-Korrespondent Luc Walpot
    Im umkämpften nordafrikanischen Sudan bräuchte es "dringend einen Waffenstillstand, der kann nur mit internationalem Druck zustande kommen", so ZDF-Nordafrika-Korrespondent Luc Walpot.20.04.2023 | 1:54 min
    In einer ersten Videobotschaft seit Beginn der Kämpfe am Wochenende hatte De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan am Freitagmorgen mitgeteilt, die Macht weiterhin an eine zivile Regierung übergeben zu wollen. Konkrete Anzeichen gab es dafür keine.

    Sudanesen leiden unter den Gefechten

    Seit Ausbruch der Kämpfe am vergangenen Samstag verschlechtert sich die humanitäre Lage immer weiter. Tausende Einwohner Khartums sitzen nach Angaben der Vereinten Nationen in ihren Häusern fest, viele von ihnen ohne Strom oder fließendes Wasser. Nahrungsmittel, Benzin und Medikamente gingen aus.
    Ein Großteil der Krankenhäuser in der Hauptstadt mussten laut einer einheimischen Ärztevereinigung den Betrieb einstellen. Bei den Gefechten zwischen Armee und Paramilitärs kamen bislang mehr als 300 Personen ums Leben. Zwischen 10.000 und 20.000 Menschen flohen den Vereinten Nationen zufolge in den benachbarten Tschad. Nur wenige Läden hatten laut einer dpa-Reporterin am Donnerstag vor den Feiertagen geöffnet, die Märkte der Stadt waren geschlossen.

    Der lyrische Klang des ausgedehnten Eid-Gebets wird durch das groteske Stakkato von Bombardierung/Schussfeuer unterbrochen.

    Kholood Khair, Sudanesin auf Twitter

    "Welche Hoffnungen es auch immer gab, dass Sudans Generäle eine humanitäre Gnadenfrist für diesen heiligen Tag gewähren könnten, wurden zunichte gemacht", schrieb die Sudanesin Kholood Khair auf Twitter.

    Gefechte zwischen Machthaber und Stellvertreter

    Im Sudan waren am Samstag Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021.
    De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe RSF. Seit Jahren soll die Macht an eine Zivilregierung übergeben werden.

    Waffenruhe von internationalen Akteuren gefordert

    Weltweit werden Rufe nach einer Waffenruhe im Sudan laut. "Das muss der erste Schritt sein, eine Atempause von den Kämpfen zu verschaffen und einer anhaltenden Waffenruhe den Weg zu ebnen", erklärte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am Donnerstag (Ortszeit) in New York.
    "Das bevorstehende Fest des Fastenbrechens, das am Ende des heiligen Monats Ramadan steht, ist eine überzeugende Gelegenheit für die Armee- und Paramilitärführer, den Krieg zu stoppen, eingeschlossenen Zivilisten eine Pause und Vermittlern die Chance zu geben, nach Khartum zu fliegen, um Gespräche aufzunehmen", teilte in der Nacht zu Freitag die International Crisis Group mit.
    Die Denkfabrik warnt Sudans Nachbarländer und Verbündete davor, sich in dem Konflikt auf eine Seite zu schlagen. Stattdessen brauche es Vermittlungen:

    Wenn dieser Konflikt nicht gestoppt wird, könnte er in einen verheerenden Bürgerkrieg übergehen.

    International Crisis Group

    Quelle: dpa, KNA

    Die aktuelle Lage im Sudan