Verzögerungstaktik: Gibt es Tunnelsysteme unter Lützerath?

    Verzögerungstaktik :Hinweise auf Tunnelsystem unter Lützerath

    Jan Schneider
    von Jan Schneider
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    Die Räumung von Lützerath läuft: Nun prüft die Polizei Hinweise, dass Klimaaktivisten unter dem Dorf Tunnel angelegt haben und sich dort verschanzen.

    Polizisten stehen am zweiten Tag der Räumung im von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath vor einer Barrikade der Aktivisten.
    Polizisten stehen am zweiten Tag der Räumung im von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath vor einer Barrikade der Aktivisten.
    Quelle: dpa

    Der Kampf um Lützerath könnte länger dauern als in den letzten Tagen gedacht. Nachdem die Polizei am Mittwoch damit begonnen hat Menschen und Hindernisse aus dem von Klimaschützern besetzten Dorf zu räumen waren Beobachter und auch die Aktivisten selbst nicht sicher, ob sie das Gelände bis Samstag halten können oder ob der Ort dann schon abgebaggert ist.
    Die Aktivisten scheinen aber noch Potenzial für Verzögerungen der Räumung zu haben: Die Polizei prüft aktuell Informationen über eine angebliche Tunnelanlage unter dem Gelände im rheinischen Braunkohlerevier. Die Beamten hätten davon "Kenntnis", erklärte ein Polizeisprecher gegenüber ZDFheute, müssten aber noch verifizieren, ob die Informationen authentisch sind und wo sich diese Tunnel befinden.
    Der Moderator unterhält sich mit einem Reporter aus Lützerath.
    Nach einer weitestgehend ruhigen Nacht werden die Räumungen in Lützerath fortgesetzt. Es kommt immer wieder zu Zusammenstößen, statt auf Gewalt setzen die Aktivisten jedoch auf verbale Konfrontation. 12.01.2023 | 2:13 min

    Tunnelsysteme als Verteidigungsform

    In einem von den Aktivisten veröffentlichten Video sind verzweigte Tunnelanlagen zu sehen: etwa einen Meter hoch, aufrecht stehen ist darin nicht möglich. In einem der Videos begründen zwei maskierte Personen ihre Aktion damit, dass sie die Räumung damit weiter verzögern wollen:

    Ein Tunnel ist halt eine sehr effektive Verteidigungform gegen eine Räumung.

    Klimaaktivist in Lützerath

    Es sei viel schwieriger einen Tunnel zu räumen als ein Baumhaus, so die Person weiter. Zusätzlich seien Vorrichtungen zum Anketten in die Tunnel und Kammern eingebaut.
    Screenshot aus einem Video von "LuetziBleibt | Unser Aller Wald" auf Youtube, das die Tunnelsysteme zeigen soll.
    Screenshot aus einem Video von "LuetziBleibt | Unser Aller Wald" auf Youtube, das die Tunnelsysteme zeigen soll.

    Polizei geht von langem Einsatz aus

    Die Polizei erklärte auf Nachfrage von ZDFheute, dass auch im Hambacher Forst schon Tunnel geräumt wurden. Dies würde dann aber von Spezialkräften gemacht und nicht durch reguläre Beamte.
    Auch ohne die Tunnelsysteme hatte man sich bei der Polizei auf einen lange andauernden Einsatz eingestellt. Die neuen Hinweise auf die Tunnelsysteme machen das noch wahrscheinlicher. Am Ende sei jedoch entscheidend, dass keine Personen mehr auf oder unter dem Gelände seien, wenn die Bagger mit ihrer Arbeit beginnen sollen. "Sicherheit geht vor und das gilt für alle Seiten," so ein Sprecher der Polizei.
    In Lützerath protestieren trotz geltenden Aufenthaltsverbots unterschiedliche Gruppierungen und Organisationen gegen den Abriss des Dorfs. Der Energiekonzern RWE will die unter dem Ort liegende Braunkohle abbauen. Am Mittwoch begann die Polizei mit der Räumung des Dorfs nahe an der Abbruchkante des Tagebaugebiets Garzweiler. Die Beamten werden weiterhin bei dem Einsatz unter anderem mit Pyrotechnik, Steinen und Farbbeuteln angegriffen.

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