Übergewicht bei Hund & Katze: Wenn Haustiere auf Diät müssen

    Übergewicht bei Hund, Katze & Co:Wenn das Haustier auf Diät muss

    von Eileen Schreieder
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    In Deutschland ist fast jedes zweite Haustier zu dick. Aber woran erkennt man überhaupt, ob ein Haustier Übergewicht hat? Und worauf kommt es beim Abnehmen an?

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    Viel Fell und unterschiedliche Körperformen erschweren es Haltern oft, Übergewicht bei ihren Tieren zu erkennen. Die Gewichtszunahme ist meist ein schleichender Prozess, der den Haltern nicht sofort auffällt.
    Manche Halter glauben aber auch, ihrem Tier mit viel Futter und Belohnung etwas Gutes zu tun. Da die Ursache für Übergewicht in den meisten Fällen eine zu hohe Kalorienaufnahme ist, sind die Halter in der Pflicht, ihr Fütterungsverhalten zu überdenken.

    Ab wann ist ein Tier übergewichtig und wie erkenne ich es?

    Der Haustierarzt kann das Normalgewicht bestimmen, danach sollte das Tier regelmäßig gewogen werden. Darüber hinaus gibt es im Internet noch Tabellen zur Fettdepotbestimmung, den "Body-Condition-Score". Die Grafik gibt es für verschiedene Tierarten.
    Bei Hund und Katze beurteilt man, ob man im Stehen die Rippen bei leichtem Druck fühlen kann. Wenn nicht, ist es ein Zeichen für Übergewicht. Tierärztin Julia Fritz erklärt:

    Jeder Hund hat ein Recht auf eine Taille und wenn ich von oben auf mein Tier schaue, sollte also hinter dem Brustkorb bis zur Hüfte eine Einziehung sein.

    Dr. Julia Fritz, Tierärztin

    "Wenn die nicht vorhanden ist, also wenn das eine gerade Linie ist, dann wäre das auch ein Hinweis auf zu viel Fettpolster", so Fritz.
    Zusätzlich kann auch noch der Bauch beurteilt werden. Allerdings gibt es dabei auch Ausnahmen: Es gibt Katzen mit einem Hänge-Bauch, in dem sich kein überflüssiges Fett versteckt. Er dient nur der Flexibilität für die großen Sprünge der Tiere und ist kein Zeichen für Übergewicht.
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    Was sind typische Schwierigkeiten beim Abnehmen?

    Ein Hauptproblem sind die Angaben und Mengen: Fütterungsempfehlungen auf Fertigfutter sind nicht einheitlich und Leckerlis werden bei den Angaben nicht miteinberechnet.
    Und: Häufig betteln Hunde, weil sie Aufmerksamkeit wollen oder gelernt haben, wenn sie etwas Bestimmtes machen, bekommen sie eine Belohnung. Dieses Verhalten kann auch wieder abtrainiert werden.

    Was gibt es vor einer Diät zu beachten?

    Übergewicht kann auch durch Kastration entstehen, denn die Tiere haben durch die Hormonumstellung meist mehr Hunger, brauchen aber etwa 20 bis 30 Prozent weniger Kalorien.
    Vor allem bei "plötzlich" auftretendem oder extremen Übergewicht sollte der Halter beim Tierarzt aber einen Gesundheitscheck machen lassen. Häufig kann dahinter eine Grunderkrankung stecken. Wenn man sich unsicher über die Mengen und Nährstoffversorgung ist, sollte man sich professionelle Hilfe beim Tierarzt oder Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik einholen.
    Das Hauptfutter muss auch trotz Reduktion der Menge noch genügend Vitamine, Nährstoffe und Eiweiß liefern. Ist das nicht der Fall, müssen diese zugefüttert oder das Futter umgestellt werden.

    Wichtig ist eine ausreichende Aufnahme von Eiweiß. Denn wenn die Tiere durch die geringere Futtermenge zu wenig Eiweiß aufnehmen, dann kann es sein, dass sie auch mehr Muskelmasse abbauen.

    Tierärztin Dr. Julia Fritz

    Das Zufüttern geht beispielweise in Form von Magerquark.

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    Das Wichtigste: Bei Tieren sollten nie Gewaltkuren und Extrem-Diäten angewendet werden. Ein langsames und gesundes Abnehmen ist das A und O. Nur dann kann es nachhaltig sein und es kommt nicht zum Jojo-Effekt.

    Wenn man sein Futter nicht anpassen will, gibt es auch eine Fertiglösung für das Hauptfutter: "Es gibt bestimmte Diätfuttermittel zum Abnehmen, die dann ganz bestimmte Eigenschaften haben. Die sind dann kalorienärmer und haben aber im Gegenzug mehr Nährstoffe und auch einen höheren Ballaststoffgehalt", so Tierärztin Dr. Julia Fritz.

    Vorsicht ist bei sogenannten Light-Produkten geboten. Denn "Light" ist kein geschützter Begriff. Es bedeutet lediglich, dass es das kalorienärmste Futter dieses Herstellers ist. Zu Nährstoffinhalten sagt der Begriff nichts aus.

    Dürfen Haustiere noch Leckerlis bekommen?

    Die gute Nachricht: Ja. Allerdings sollten sie kalorientechnisch vom Hauptfutter abgezogen werden und möglichst kalorienarm sein. Grundsätzlich gilt: So klein wie möglich schneiden. Die Größe des Leckerlis ist für die Belohnung egal.
    Bei Hunden eignet sich wasserreiches Obst und Gemüse wie Gurke oder Heidelbeeren. Einige Obst- und Gemüsesorten sind jedoch für Haustiere schwer verträglich bis giftig, zum Beispiel Weintrauben oder Tomaten. Kalorienreiches Obst wie Banane sollte ebenfalls nicht gefüttert werden.

    Damit das Tier trotz weniger Kalorien länger satt ist, kann der Halter zusätzlich Ballaststoffe füttern. Das geht in Form von Gemüse oder mit Futterzellulose oder Flohsamenschalen. Letztere erhöhen die Futtermasse, weil sie aufquillen, haben aber keine Nährstoffe.

    Flohsamen und Futterzellulose können mit ins Hauptfutter gemischt werden und sollten langsam gesteigert eingesetzt werden. Wichtig bei Flohsamenschalen ist, dass sie vorher lange genug eingeweicht werden und bereits aufgequollen sind, bevor das Tier sie bekommt.

    Für Hunde und Katzen eignet sich als Belohnung auch klein geschnittener magererer Schinken oder magerer Harzer Käse.

    Tipps für die Diät und die Leckerli-Zubereitung:

    • Die Napfgröße ändern, damit weniger Futter nicht nach weniger aussieht - ein kleiner Trick gegen das schlechte Tierhalter-Gewissen. Dabei helfen auch die zugesetzten Ballaststoffe, die die Futterration massiger aussehen lassen.
    • Ungesunde gegen gesunde und magere Leckerlis austauschen.
    • Leckerlis immer so klein wie möglich schneiden. Die Größe ist für den Belohnungseffekt egal.
    • Die Tagesration morgens in eine Leckerli-Box einfüllen und die ganze Familie nur diese Box benutzen lassen.
    • Hauptfutter und alles Kalorienreiche abwiegen.
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    Wie viel mehr Bewegung braucht mein Tier?

    Hunde müssen sich nicht zwangsweise viel mehr bewegen, wenn sie abnehmen wollen. Entscheidend ist die Kalorienaufnahme. Natürlich ist gemäßigte Bewegung hilfreich, bei Tieren mit Gelenksproblemen kann ein Mehr an Bewegung aber kontraproduktiv sein. Schwimmen hingegen eignet sich gut.
    Tierärztin Julia Fritz räumt aber klar mit einem Mythos auf: "Was ich oft höre von den Besitzern, dass sie sagen, mein Tier ist gemütlich und es läuft gar nicht so gerne und es ist eher ruhig."

    Tatsächlich ist es aber eher so, dass sie nicht können, weil sie halt so dick sind.

    Dr. Julia Fritz, Tierärztin

    In der Regel werden die Tiere auch wieder aktiver, sobald sie abnehmen, betont die Tierärztin.
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    Was sind die Folgen von Übergewicht bei Haustieren?

    Übergewicht verkürzt die Lebensdauer des Tieres. Es kann zu Diabetes, Herzproblemen, einem höheren Narkoserisiko, Gelenksproblemen und Schmerzen führen.
    Durch gesundes Abnehmen können solche Risiken vermieden und die Lebensqualität wieder gesteigert werden.

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