Wespen-Hochzeit: Warum man die Tiere nicht wegpusten sollte

    Spätsommer ist Wespen-Hochzeit:Warum man Wespen nicht wegpusten sollte

    |

    Im Spätsommer tummeln sich mehr Wespen als in den Monaten zuvor. Woran das liegt - und warum man die störenden Insekten mit Pusten eher noch aggressiver macht.

    Französische Feldwespe, aufgenommen am 19.08.2023
    Für viele nervend - aber dennoch von großem Nutzen: Wespen.
    Quelle: Imago

    Nein, bloß nicht wegpusten! Wer Wespen mit dem eigenen Atem verscheuchen will, erreicht das Gegenteil. Denn Kohlendioxid ist für die Tiere ein Alarmsignal, das sie aggressiv macht.
    Was also tun, wenn am Kuchentisch wieder gelb-schwarze Quälgeister kreuchen und fleuchen? Experten raten zum Wasserspritzen: einfach eine Sprühflasche hernehmen, fix für etwas Nebel sorgen - und zack, ziehen die Wespen sich ins Nest zurück, weil sie Regen fürchten.
    Wespen-Mythen im Check - was wirklich hilft:

    Was der Mensch den Wespen zu verdanken hat

    Mit Wespen derart pfleglich umzugehen, empfiehlt sich nicht nur aus moralischen Gründen und weil sie unter Naturschutz stehen. Vielmehr hat der Mensch den Insekten einiges zu verdanken.
    • So hieße ohne sie der berühmte Roller nicht "Vespa", eine Anlehnung an Form und Brummgeräusche des Insekts.
    • Vor allem aber vertilgen Wespen allerlei Wesen, die der Mensch gemeinhin nicht gerade als Nützlinge betrachtet. Sie füttern ihren Nachwuchs mit gefräßigen Raupen und Blattläusen, sirrenden Mücken und blutdürstigen Bremsen.
    • Außerdem bestäuben Wespen Pflanzen.
    Eine Wespe
    Insekten sind ziemlich wichtig. Hier erfahren Sie in einfacher Sprache warum. 23.07.2022 | 1:16 min

    Welche Wespenarten es in Deutschland gibt

    In Deutschland gibt es Tausende Wespenarten. Darunter sind Singles wie Staatenbildende, Geflügelte wie Flügellose. Und Winzlinge wie die Erzwespen, die es gerade mal auf 0,2 Millimeter bringen.
    Deutlich auffälliger erscheinen die farbenfrohen Goldwespen, die rot, grün, blau schillern, stets grundiert vom Leuchtton des namensgebenden Edelmetalls. Die markanteste heimische Wespenart ist aber die größte: die Hornisse. Ihre Königin wird bis zu 3,5 Zentimeter groß.
    Sand-Goldwespe, Sandgoldwespe Hedychrum nobile, Maennchen sitzt auf einem Blatt, Seitenansicht.
    Farbenfroh wie eine Fliege - ist aber eine Goldwespe.
    Quelle: imago images

    Warum wir uns auf mehr Wespen-Aktivität einstellen müssen

    Und dann sind da natürlich die schon angesprochenen Plagegeister vom Pflaumenkuchen. Von all den zig Arten sind es allerdings bloß zwei, die dem Menschen hierzulande unangenehm nahekommen: die Gemeine und die Deutsche Wespe.
    Beide sehen so aus, wie sich wohl die meisten Leute eine Wespe vorstellen: gelb-schwarz geringelt.
    Besonders jetzt im Spätsommer tummeln sie sich gern auf Tortentellern. Warum, erklärt Tarja Richter, Wespenfachfrau des bayerischen Naturschutzverband LBV aus dem fränkischen Hilpoltstein: "Ungefähr im August wird die letzte Brut dieser Arten selbstständig. Die Alttiere können dann ihr eigenes restliches Leben bis zum Herbst genießen - dazu gönnen sie sich gerne Süßes."
    Wie Richter ergänzt, müssen wir Menschen uns für die Zukunft auf zunehmendes Wespen-Generve einstellen:

    Der Klimawandel bringt wärmere und längere Sommer. Das erhöht die Aktivität der Wespen und lässt sie später als bisher sterben.

    Tarja Richter, Wespenfachfrau

    Wieso man von drei Hornissenstößen wohl eher nicht stirbt

    Apropos Tod: Wespenstiche können höchstens Allergikern gefährlich werden. Dass drei Hornissenstöße einen Mann und sieben ein Pferd umbrächten, wie es landläufig heißt, ist Kokolores. Das Wort "Wespe" selbst wiederum heißt laut Duden ursprünglich "die Webende". Der Name leite sich vom gewebeartig-papiernen Nest der bekanntesten Arten ab. Damit passt er längst nicht zu allen Spezies.
    Ohne Nest vermehren sich zum Beispiel Schlupfwespen. Schädlingsbekämpfer setzen sie etwa gegen den Holzwurm ein: Die Wespen legen ihre Eier an diese Tiere, später fressen die Larven sie auf. Solche Einsätze gibt es beispielsweise in alten Kirchen immer wieder.
    Wespen sind also vieles: Widersacher am Kuchentisch ebenso wie Werkzeug von Kammerjägern.
    Quelle: KNA, Christopher Beschnitt

    Mehr zu Wespen und Co.