Malizia ohne Herrmann auf die Poker-Strecke

    Ocean Race vor Etappe 4:Malizia ohne Herrmann auf die Poker-Strecke

    von Tatjana Pokorny
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    Am Sonntag startet die vierte Ocean-Race-Etappe: Während Malizia-Boss Boris Herrmann in Hamburg pausiert, feiert ein Berliner sein Comeback. Der Kurs hat Krimi-Qualitäten.

    Boris Herrmann und sein Team Malizia sind die Mannschaft der Stunde im Ocean Race, rückten zuletzt mit ihrem Sieg auf der Königsetappe auf Platz zwei der Gesamtwertung vor. Doch kann die Mannschaft unter deutscher Flagge den jüngsten Etappenerfolg auch ohne ihren Boss wiederholen?

    Navigationskönner gefragt

    Nach dem Härtetest im Südpolarmeer wird die 14. Auflage der wichtigsten Mannschaftsweltumseglung im Atlantik fortgesetzt - eine Etappe, die einem Pokerspiel gleicht. Der zweitlängste Abschnitt des Ocean Race führt die Teams aus dem brasilianischen Etappenhafen Itajaí über 5.500 Seemeilen - gespickt mit navigatorischen Herausforderungen - den Atlantik hinauf ins US-amerikanische Newport.

    Ich werde ab Newport alle Etappen bestreiten.

    Boris Herrmann

    Nicht an Bord ist Team-Malizia-Skipper Boris Herrmann. Der 41-Jährige setzt planmäßig aus, verfolgt die vierte Etappe vom Hamburger Heimathafen aus. "Ich nehme Projektaufgaben wahr, treffe Partner, plane für die Zukunft und bin als Familienvater gefordert", sagt der Hochseeprofi zur einmonatigen Segelpause bei seiner fünften Weltumseglung. "Ich glaube nicht, dass das Team durch meine Abwesenheit einen Nachteil hat", sagt Herrmann zu seinem Wechsel in die Generalistenrolle:

    Ich würde nicht aussetzen, wenn ich das Gefühl hätte, sie könnten es mit mir besser machen.

    Boris Herrmann

    Herrmanns Position an Bord übernimmt wie schon auf Etappe 2 der 29-jährige Brite Will Harris als jüngster Skipper der Flotte.

    Ocean-Race-Etappe 4 startet am 23. April

    Seinem Team traut Boris Herrmann viel zu, warnt aber vor überhöhten Erwartungen angesichts des Sieges auf der Kap-Hoorn-Etappe im Südpolarmeer: "Es wäre Quatsch zu denken: Wir haben die letzte Etappe gewonnen, also gewinnen wir auch diese."

    Es bleibt wie vor dem Rennen: Alle fünf Teams können gewinnen. Alles ist möglich.

    Boris Herrmann

    Vor dem Startschuss am Sonntag, 18.15 Uhr, liegt Team Malizia mit 14 Punkten aus den ersten drei Etappen hinter dem Schweizer Team Holcim-PRB (19 Punkte) auf Platz zwei. 38 Prozent der Gesamtdistanz stehen noch bevor, aber rund 60 Prozent der Punkte sind noch zu vergeben.
    Boris Herrmann sitzt beim Ocean Race auf seiner Yacht
    Königsetappe, Teil 2: In einer wilden Aufholjagd pflügt Boris Herrmanns Team Malizia über die Monsterwellen des Südmeeres. Am Ende steht der Sieg auf dem Abschnitt, der 34 Tage dauerte.02.04.2023 | 12:31 min

    Vor Newport Nervenschlacht erwartet

    "Der Weg nach Newport ist ein bisschen paradox. Im Vergleich zur Southern-Ocean-Etappe werden wir bestimmt viel schöneres Wetter haben", sagt Malizia-Navigator Nico Lunven. Mit warmer See und warmer Luft sei es eine fast tropische Etappe. Andererseits gebe es auf dem bevorstehenden Abschnitt "viele fordernde Schlüsselpunkte bei Strategie und Wetter".
    Am Ende von rund zweieinhalb Wochen auf See steht das Etappenfinale vor Newport. Das war im Mai 2018 schon einmal zum Krimi geraten. Bei der letzten Ocean-Race-Edition verwandelte das spanische Team Mapfre seinen fünften Rang am Tag vor dem Zieldurchgang in der legendären Flauten- und Nebelschlacht von Newport noch in einen Etappensieg.
    Boris Herrmann
    Setzt wie geplant auf der vierten Etappe aus: Boris Herrmann.
    Quelle: @tati

    Nico Lunven war damals Navigator des Teams "Turn the Tide on Plastic", das diese Etappe als Fünfter beendet. Nun will er mit Team Malizia ein besseres Ergebnis, weiß aber, dass am Ende alles anders kommen kann: "Die letzten Tage vor Newport können mit nordatlantischen Bedingungen, starken Winden, kaltem Wasser und Nebel recht knifflig werden."

    Team Guyot hofft auf gelungenes Comeback

    Auf einen gelungenen Wiedereinstieg hofft Robert Stanjek. Sein Team Guyot war auf der dritten Etappe mit schwerem Rumpfschaden ausgeschieden. "Die Reparatur ist solide", vermeldete der Berliner Co-Skipper kurz vor dem Comeback.
    Nach zwei letzten Rängen auf den ersten beiden Etappen hat Team Guyot als Schlusslicht nur zwei Punkte auf dem Ocean-Race-Konto. "Die Punktelücke zu den anderen wurmt uns. Wir wollen jetzt mal abliefern", kündigte Stanjek an.
    Der Olympia-Sechste von 2012 feiert während der vierten Etappe am 7. Mai kurz vor dem Finale seinen 42. Geburtstag. Sein größter Wunsch dürfte klar sein.
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