Bolzplatz: Warum dem HSV mal wieder die Puste ausgeht

    Bolzplatz:Warum dem HSV mal wieder die Puste ausgeht

    von Ralf Lorenzen
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    Der HSV tritt auf der Stelle. Trotz Trainerwechsel ist der ersehnte Aufstieg mal wieder in Gefahr. In der entscheidenden Saison-Phase scheint der Druck jedes Mal zu groß zu werden.

    Steffen Baumgart und Robert Glatzel
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    Der Frühling gilt gemeinhin als Jahreszeit des Aufblühens und der frischen Kräfte. Wenn allerdings vom Hamburger Frühling die Rede ist, dann ist damit ein Nachlassen der Kräfte gemeint - nämlich die des HSV beim Versuch, endlich wieder in die Fußball-Bundesliga aufzusteigen.
    Die Gefahr ist groß, dass der Traditionsklub dabei zum sechsten Mal in Folge scheitert und so zum Dauerbrenner der 2. Liga wird.

    HSV hat größeren Erfolgsdruck als die Konkurrenz

    Moderatorin Lili Engels präsentiert im neuen Bolzplatz eine Statistik, wonach für den HSV in den vergangenen fünf Spielzeiten stets im März/April die schwächste Saisonphase lag. "Oft hast du einfach eine gute Ausgangslage gehabt und die durch drei, vier Spiele in Folge verspielt", sagt HSV-Sportvorstand Jonas Boldt im Bolzplatz.

    Letztendlich lässt sich schon feststellen, dass das Thema Kopf noch viel wichtiger wird, je näher die Zielgerade kommt.

    Sportvorstand Jonas Boldt

    Im Psycho-Stress des Saisonfinales haben die HSV-Spieler ein paar Extra-Päckchen zu tragen. Als Traditionsverein mit dem - nach Hertha BSC - zweitgrößten Etat der Liga wird jedes Jahr der Aufstieg von ihnen erwartet.
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    Das Selbstverständnis im Umfeld ist auch im sechsten Zweitliga-Jahr bei den meisten immer noch das eines Klubs, der "eigentlich" in die erste Liga gehört. Die Konkurrenten aus St. Pauli, Kiel und Düsseldorf investieren zwar auch viel in den Aufstieg, stehen aber längst nicht so unter Erfolgsdruck.

    Volksparkstadion ist immer ausverkauft

    "Du merkst es im kompletten Umfeld, du merkst es innerhalb der Kabine, die Fans werden unruhig, die Medien schreiben drüber: Es geht schon wieder los, der HSV-Frühling ist angebrochen", sagt Ex-HSV-Spieler Martin Harnik. "Dann merkst du die Unruhe im Stadion, du merkst die Unzufriedenheit. Das lässt sich ja gar nicht ausblenden."
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    Es lässt sich umso weniger ausblenden, da das Volksparkstadion mit 57.000 Zuschauern immer ausverkauft ist, auch wenn "sie über Wochen Grütze spielen", wie der Sportjournalist Kai Schiller im Bolzplatz sagt.

    Wahrscheinlich sind HSV-Fans unverbesserliche Optimisten.

    Kai Schiller, Hamburger Abendblatt

    Walters Entlassung nicht unumstritten

    Bei den Fans kam es überwiegend gut an, dass der Klub nach den vergangenen beiden Spielzeiten nicht wie üblich den Trainer entließ. Im Gegensatz zu Hannes Wolf, Dieter Hecking und Daniel Thioune, die maximal eine Saison beim HSV blieben, erhielt Tim Walter sogar eine dritte Chance.
    "Für mich war Walter der erste Trainer seit Jahren, der es wirklich geschafft hat, die Fans und die Mannschaft zu einen und auch eine Euphorie zu entwickeln", sagt HSV-Fan und Content-Creator Finn "Fiago" Agostinelli.
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    Das zweimalige Erreichen der Relegation sei das beste Ergebnis in fünf Zweitliga-Saisons gewesen. "Ich hätte ihm noch bis zum Ende der Saison gegeben."

    Defensive Stabilität statt Hurra-Fußball

    Jonas Boldt sah das anders und entließ Walter nach sehr wechselhaften Auftritten Mitte Februar.

    Dieses Jahr ist es tatsächlich so, dass dieser Frühlingseinbruch schon im Herbst kam.

    Kai Schiller, Sportjournalist

    Genug Zeit also für den neuen Trainer Steffen Baumgart, den Mai diesmal in Hamburg auch fußballerisch zum Wonnemonat zu machen. Nach schwachem Start hat er mit seiner Mannschaft seit Mitte März immerhin sieben Punkte aus drei Spielen geholt.
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    Auch wenn sein Spielstil nicht so attraktiv ist wie Walters Hurra-Fußball, hat der bekennenden HSV-Fan Baumgart ebenfalls das Zeug, die Anhänger hinter sich zu bringen. "Es gab eine regelrechte Euphorie, als er kam und seine Schiebermütze im Fanshop aufgetaucht ist", sagt Martin Harnik.

    Auch Boldts Job steht auf dem Spiel

    Falls es mit dem Aufstieg trotzdem wieder nichts werden sollte, steht diesmal wohl eher der Job von Jonas Boldt selbst in Frage. "Er ist der Verantwortliche, aber dann muss er sich auch dieser Verantwortung stellen", sagt Kai Schiller.
    "Und wenn der HSV jetzt wieder nicht aufsteigen würde, dann würde es schwer für Jonas Boldt werden, im Amt zu bleiben. Das ist einfach so."

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