Formel 1:Hilft Plan B mit neuem Auto beim Mercedes-Desaster?

    Formel-1-Team plant neuen Wagen:Hilft Plan B beim Mercedes-Desaster?

    von Karin Sturm
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    Mercedes ist im zweiten Jahr nacheinander in der Formel 1 nicht wirklich konkurrenzfähig. Jetzt sollen radikale Änderungen helfen.

    Der britische Mercedes-Pilot George Russell in Jeddah (Saudi-Arabien), aufgenommen am 19.03.2023
    Nach verpatztem Saisonauftakt: Mercedes wird offenbar noch in der laufenden Saison einen neuen Wagen entwickeln?
    Quelle: AP

    Es muss schon eine besondere Situation sein, wenn sich ein langjähriges Erfolgsteam wie Mercedes schon nach dem ersten Saisonrennen der Formel 1 mit einem offenen Brief an seine Fans wendet, um mit vielen Worten den erneuten Misserfolg zu erklären und um Geduld zu bitten. Weil man weiß, dass jetzt nur noch ein komplett neues Auto Rettung bringen kann.
    Mercedes-Sportchef Toto Wolff hatte es ja schon nach dem Qualifying beim ersten Rennen in Bahrain gesagt: Mit dem auf dem Vorjahreskonzept basierenden Auto mit den extrem schmalen Seitenkästen komme man nicht mehr weiter. Das müsse man nun wohl endgültig einsehen. Inzwischen heißt die Devise: volle Kraft auf Plan B!

    Führte der Sieg in Brasilien im Herbst 2022 in die Irre?

    Das alte Konzept hatte ja nie wirklich funktioniert. Aber möglicherweise ließ man sich bei Mercedes durch den Sieg von George Russell in Brasilien im November 2022 täuschen. Der führte wohl zu der Annahme, es stecke doch noch viel Potenzial in dem Auto. Soviel, dass man mit der entsprechenden Weiterentwicklung wieder zu Red Bull aufschließen könnte. Was sich 2023 aber endgültig als Irrweg erwies.
    Lewis Hamilton, der mit dem Auto noch schlechter zurecht kommt als Teamkollege Russell, scheint von Anfang an eher anderer Meinung gewesen zu sein. Zumindest lässt er immer wieder mal entsprechende Bemerkungen fallen, nach dem Motto, man habe halt nicht auf ihn gehört.

    Deutsche in der Formel 1
    :Ein Stammfahrer, ein Ersatzmann und Gerüchte

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    von Karin Sturm
    23.02.2023, Formel-1-Testfahrten in Bahrain. Nico Hülkenberg sitzt in seinem Rennwagen des Teams Haas.
    Also jetzt doch ein neues Konzept – das aber weitere Fragen nach sich zieht. Wie schnell ist so ein Wechsel überhaupt möglich – und wie bringt man so eine krasse Veränderung im Rahmen des Budget-Caps unter? Währenddessen steigt der öffentliche Druck. Selbst in der Fachpresse wird inzwischen öfters die Frage nach internen Konsequenzen, möglicherweise auch personellen, gefragt.

    Überarbeitetes Auto im Mai in Imola

    Wolff versucht, erst einmal Ruhe auszustrahlen: "Zunächst mal werden wir jetzt nicht in Panik verfallen, es wird keine Kurzschluss-Reaktionen geben. In einem so hart umkämpften Umfeld wie der Formel 1 zeigen die Leute schnell mal mit dem Finger auf einen und suchen Sündenböcke." Genau das solle aber nicht passieren.

    Wir arbeiten mit Dringlichkeit, aber in Ruhe an einem Plan, um besser zu werden.

    Mercedes-Sportchef Toto Wolff

    Wie das in der Praxis aussehen soll? Kurzfristig gibt es für jedes Rennen, auch jetzt für Australien, kleinere Veränderungen. Vor allem in Sachen Abstimmung, anhand der bisher gewonnenen Erkenntnisse. Dazu vielleicht das ein oder andere neue Teil, das sowieso schon in der Planung war. Und dann später, zum Europa-Auftakt im Mai in Imola, ein komplett überarbeitetes Auto.

    Budget-Cap – Problem oder nicht?

    Wobei man dann damit rechnen muss, auch erst einmal wieder bei Null zu beginnen. Was bedeutet: Weiter Zeit zu verlieren, ehe man wieder wirklich näher an die Spitze heran kommen kann. "Aber wir haben keine andere Wahl," sagt Wolff. Und er sieht das Geld nicht einmal als das größte Problem an: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Budgetobergrenze in der Situation, in der wir uns befinden, wirklich Zwänge mit sich bringt." Man habe von von Anfang an zwei Konzepte gehabt – entwickle aber immer nur eines weiter.  "Die Frage ist nur, welches."
    Red Bull Motorsport-Koordinator Dr. Helmut Marko ist mit Blick von außen skeptischer:  "Was immer man jetzt versucht oder neugestaltet, geht im Budget für andere Sachen verloren. Das ist eine Entwicklung, die für ein Team nicht leicht ist." Schließlich habe Mercedes, zumindest gemessen am tatsächlichen Rückstand, gegenüber 2022 nicht nur keinen Fortschritt, sondern sogar einen Rückschritt gemacht. "Und aufgrund der Kostengrenze ist es ja  schon so ein Problem, das Auto routinemäßig weiterzuentwickeln. Wie soll man da ein komplett neues Auto zusammenbringen?"
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