Frauenfußball: Saudi-Arabien Sponsor bei Frauen-WM? "Bizarr"

    Umstrittener möglicher FIFA-Deal:Saudi-Arabien Sponsor bei Frauen-WM? "Bizarr"

    von Frank Hellmann
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    Saudi-Arabien soll offenbar ein Sponsor der Frauenfußball-WM werden. Die Gastgeber protestieren gegen den möglichen FIFA-Deal, auch Spielerinnen erheben ihre Stimme.

    Das Opernhaus ist mit leuchtenden bunten Fotos von Fußball-Fans angestrahl
    Die Frauen-WM findet in Australien und Neuseeland statt.
    Quelle: dpa

    Das erste Länderspiel der DFB-Frauen im WM-Jahr gegen den Weltranglisten-Dritten Schweden in Duisburg (Dienstag 18:15 Uhr live im ZDF) ist es der erste Härtetest für das Titelturnier in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August).
    DFB-Kapitän Alexandra Popp will den Schwung aus der EM nach Down Under mitnehmen, "um die WM noch besser zu bestreiten". Und die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball weiter zu steigern.
    Was der Frauenfußball gar nicht braucht, ist bei dieser WM einen Turnier-Sponsor aus einem Land, das nicht nur die Menschenrechte wiederholt missachtet, sondern auch die Rechte von Frauen bis heute massiv beschneidet. Insofern wirkt es wie ein schlechter Witz, dass nach englischen Medienberichten das saudi-arabische Tourismusbehörde "Visit Saudi" zum Partner der Frauenfußball-WM 2023 werden soll.

    Messi Tourismusbotschafter von Saudi-Arabien

    Eine Bestätigung seitens des Fußball-Weltverbandes FIFA gab es noch nicht, aber vorstellbar ist es: Gerade erst hat Saudi-Arabien den Zuschlag für die Klub-WM 2023 bekommen.
    Zudem plant das Land gemeinsam mit Ägypten und Griechenland eine Bewerbung für die Männerfußball-WM 2030 - und rennt mit der enormen Investitionsbereitschaft offene Türen bei der FIFA ein. Mit Weltmeister Lionel Messi wird der weltbeste Fußballer bereits fürstlich als Tourismusbotschafter für Saudi-Arabien bezahlt.

    Popp: Kein Sponsor für Werte der DFB-Frauen

    DFB-Kapitänin Popp hat mit einem möglichen Saudi-Sponsoring für die Frauen-WM sehr wohl ein Problem:

    Ich glaube, die anderen aus anderen Nationen haben schon viel ausgesprochen, dass das kein optimaler Sponsor für eine Frauen-WM ist - für das, wofür wir Frauen auch stehen.

    Alexandra Popp

    Die Nationalspielerin konstatierte allerdings ernüchtert: "Mehr als ein bisschen unseren Senf dazugeben, dass wir es nicht gerade gutheißen, können wir leider auch nicht." Popps Nationalmannschaftskollegin Carolin Simon vermutet, dass es zu diesem Thema "noch viele Gespräche" geben werde.

    US-Fußballstar Rapinoe mit deutlichen Worten

    Offenbar sind auch die Fußball-Verbände von Australien und Neuseeland überrumpelt worden: Beide sendeten ein Protestschreiben in Richtung FIFA.
    Auch die prominesteten Spielerinnen des Weltmeisters USA sind irritiert. Starstürmerin Alex Morgan bezeichnete eine solches WM-Sponsoring als "bizarr". Ikone Megan Rapinoe ging noch einen Schritt weiter: "Es zeigt wieder einmal, worum sich die FIFA kümmert - und worum nicht", sagte die Weltfußballerin des Jahres 2019. Und:

    Es ist nur ein weiterer Beweis für die Korruption und die Denkweise der FIFA.

    Megan Rapinoe

    Der Weltverband hatte gerade erst Katar bei der Männer-WM 2022 den roten Teppich ausgerollt. Nun will auch das Nachbarland Saudi-Arabien offenbar "Sportswashing" im großen Stil betreiben - und hat dafür Männer- und Frauenfußball für sich entdeckt.
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    Thema

    Saudi-Arabien und der Sport