Fußball: Spannende Entscheidungen im Bundesliga-Titelkampf

    Titelkampf in der Bundesliga:Als Kahn die Hamburger Eckfahne schüttelte

    von Maik Rosner
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    Die spannende Konstellation an der Tabellenspitze am vorletzten Spieltag der Saison weckt Erinnerungen an packende Titelentscheidungen in der Fußball-Bundesliga. Eine Auswahl.

    Archiv: Oliver Kahn (Bayern) ist von seinen Gefühlen überwältigt und jubelt mit der Eckfahne
    Legendär: Oliver Kahns Meister-Jubel 2001 in Hamburg.
    Quelle: imago

    Die Bilder flackerten über die Leinwand im Gelsenkirchener Parkstadion. Beim FC Schalke 04 konnten sie nicht fassen, was sie dort sahen.
    Sie hatten schon gefeiert und sogar ein Feuerwerk gezündet nach ihrem 5:3-Sieg gegen Unterhaching. Doch nun entriss ihnen der FC Bayern noch den sicher geglaubten Titel durch Patrik Anderssons 1:1 beim Hamburger SV in der vierten Minute der Nachspielzeit.

    Schalke 2001 "Meister der Herzen"

    Bayerns heutiger Vorstandschef Oliver Kahn, damals der Torwart der Münchner, schnappte sich eine Eckfahne, warf sich auf den Rücken und schüttelte sie wie entrückt. Die Schalker erstarrten zunächst im Schock, ehe sie in ihren Tränen versanken. Ihnen blieb an jenem 19. Mai 2001 nur das Mitgefühl und der inoffizielle Titel Meister der Herzen.
    An diesem Wochenende ist in der Bundesliga wieder die Zeit angebrochen für große Geschichten. Der FC Bayern führt die Tabelle vor dem vorletzten Spieltag mit einem Punkt und 19 Toren Vorsprung auf Verfolger Borussia Dortmund an.

    Titel-Entscheidung in Augsburg?

    Gewinnen die Bayern am Samstag gegen den RB Leipzig, die Dortmunder tags darauf aber nicht in Augsburg, hätten die Münchner die Schale wegen der deutlich besseren Tordifferenz realistisch betrachtet zum elften Mal in Serie sicher. Beim BVB wollen sie ihre Meister-Chance selbstredend bis zum letzten Spieltag wahren.
    Die endlich mal wieder spannende Konstellation weckt Erinnerungen an weitere packende Saisonfinals. Darunter an 2019, als es letztmals zumindest ansatzweise spannend zuging, weil die Titelentscheidung erst am letzten Spieltag fiel.

    Bayerns Parallele vor vier Jahren

    Die Parallele zu dieser Saison: Auch vor vier Jahren traten die Bayern als Tabellenführer am vorletzten Spieltag gegen den Dritten Leipzig an, allerdings in Sachsen.
    Durch ihr 0:0 und das 3:2 des Zweiten Dortmund gegen Düsseldorf wurde die Meisterfrage erst am letzten Spieltag beantwortet. Jedoch ohne großes Spektakel, weil die Bayern 5:1 gegen Frankfurt gewannen und Dortmunds 2:0-Sieg in Mönchengladbach nutzlos war.

    Bremens Pfostenpech 1986

    Wie es ist, als Verfolger spät Meister zu werden, das erlebten die Bayern bereits 1986. Bremen hatte mit Ausnahme des ersten Spieltags die gesamte Saison über die Tabelle angeführt. So auch am vorletzten Spieltag, als Werders Michael Kutzop im Spiel gegen den Zweiten aus München beim Stande von 0:0 in der 89. Minute zum Elfmeter und zur möglichen Titelentscheidung antrat. Doch sein Schuss flog an den Pfosten.
    Michael Kutzop (Bremen) gegen Torwart Jean-Marie Pfaff (l.,Bayern) am 22. April 1986
    Der klassische Fehlschuss - Michael Kutzop (Bremen) setzt den entscheidenden Handelfmeter gegen Torwart Jean-Marie Pfaff (Bayern) an den Pfosten.
    Quelle: imago

    Am letzten Spieltag überholten die Bayern (6:0 gegen Gladbach) die Bremer (1:2-Niederlage in Stuttgart), waren aufgrund der besseren Tordifferenz zum ersten Mal in der Saison Tabellenführer - und damit Meister.

    Stuttgarts gewonnener Dreikampf 1992

    1991/92 war es besonders spannend, weil drei Mannschaften punktgleich in den letzten Spieltag gingen. Tabellenführer Frankfurt verlor 1:2 in Rostock. Der Tabellendritte Dortmund hatte sich zwischenzeitlich durch seine 1:0-Führung in Duisburg auf Platz eins geschoben.
    Doch Stuttgart zog wegen der besseren Tordifferenz noch vorbei. Guido Buchwald hatte in Leverkusen in der 86. Minute den 2:1-Siegtreffer erzielt.

    Ballacks Eigentor 2000

    Im Jahr 2000 war Stuttgarts Meistercoach Christoph Daum am letzten Spieltag erneut beteiligt, diesmal als Trainer von Leverkusen. Im Münchner Vorort Unterhaching leitete Michael Ballacks Eigentor die 0:2-Niederlage der Werkself ein.
    Archiv: Michael Ballack (l) und Altin Rraklli. Eigentor von Michael Ballack.
    Bitterer Fehlschuss: Michael Ballack trifft in Unterhaching ins eigene Tor.
    Quelle: imago

    Deshalb konnten die Bayern im Parallelspiel im nur zwölf Kilometer Luftlinie entfernten Olympiastadion mit einem 3:1-Sieg gegen Bremen und dank der besseren Tordifferenz noch vorbeiziehen. Kahn und und sein heutiger Vorstandskollege Hasan Salihamidzic standen damals beide für den FC Bayern auf dem Platz. Das war an diesem Samstag exakt vor 23 Jahren.

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